28.10.2013 Aufrufe

pdf-Version - Klaus Kunze

pdf-Version - Klaus Kunze

pdf-Version - Klaus Kunze

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

122<br />

___________________________________________________________<br />

dueller Sinnstiftung seinem Wesen nach unfähig und nimmt nur Gesellschaften<br />

und Bevölkerungen wahr, aber keine Völker.<br />

Die Kritik am Zustand des Parteiensystems in Deutschland und Vorschläge<br />

zu seiner Veränderung werden aus Kreisen seiner grundsätzlichen Befürworter,<br />

der "Parlamentaristen", auf zwei Ebenen vorgetragen: Den machtpolitisch<br />

nicht unmittelbar interessierten Verfassungsrechtlern, Soziologen und Politologen<br />

stehen die am System nutznießenden Praktiker aus den Reihen der Parteien<br />

gegenüber. Die liberale politische Theorie erkennt die zunehmende Inkompetenz<br />

der praktischen Parlamentspolitik zur Problemlösung und sucht<br />

nach Reformstrategien. Je geeigneter dieser zur Problemlösung sind, desto weiter<br />

führen sie aber von liberalen Glaubenssätzen weg. Diese verkörpern sich im<br />

verfassungsrechtlichen Parlamentarismus im engeren Sinne. Eine Anwendung<br />

geeigneter Reformen würde aber die bewährten Notbremsen gegen den befürchteten<br />

Machtverlust loc??kern, und so werden sie von den Parlamentaristen<br />

in den tonangebenden Parteien wohlweislich nicht angerührt, für deren Aufstieg<br />

ein sicherer Machtinstinkt notwendiges Auslesekriterium war.<br />

Alle systemkonformen Verbesserungsvorschläge drehen sich um die Themenkreise<br />

Parteienfinanzierung, "Entflechtung von Staat und Parteien" und<br />

"strukturelle Erneuerung der politischen Führung". Der unmittelbare Zugriff<br />

auf Haushaltsmittel und vor allem auf die Ämtervergabe des Staates bildet die<br />

doppelte Basis der Parteienmacht. Hier setzen liberale Reformvorschläge an:<br />

Reduzierung der staatlichen Parteienfinanzierung<br />

Ein ganzer Chor von Kritikern 424 appelliert an die Parteiführer, sich in einer<br />

Art freiwilliger Selbstbescheidung auf ihre von der Verfassung zugewiesene<br />

Rolle zurückzuziehen. Dies würde nach Art.21 GG bedeuten, an der Willensbildung<br />

des Volkes nur mitzuwirken und diese nicht zu monopolisieren. Sogar<br />

Biedenkopf und Engholm fordern eine Selbstbeschränkung der Parteien zur<br />

Stärkung ihrer Akzeptanz. 425<br />

Vierhaus stellt sich tatsächlich vor, die Parteien könnten freiwillig eine drastische<br />

Reduzierung ihrer Staatsfinanzierung zulassen und eine effektive Kontrolle<br />

darüber installieren. Die Staatsfinanzierung soll auf ein verfassungskon-<br />

424 Z.B. Vierhaus, ZRP 1991, S.468 (476).<br />

425 Biedenkopf-Engholm, Gemeinsames Wort zum Vereinigungsprozeß, FAZ 5.7.1991.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!