pdf-Version - Klaus Kunze
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dürfen von denen da oben nichts erwarten, gar nichts. Sie werden uns den<br />
Gefallen nicht tun, uns einen 1.Klasse-Fahrschein in den Bundestag zur Verfassungsänderung<br />
zu schenken. Nur Naive und im Grunde Unpolitische können<br />
übersehen, daß die Bonner "politische Klasse", nach einem bekannten Wort<br />
Heinrich Bölls, mit rattenhafter Wut die verfaulenden Reste ihrer Macht<br />
verteidigt. Ihr Wille, oben zu bleiben, ist ein ganz unbändiger, und nur wer<br />
persönlich hinter die schönen Kulissen geblickt hat, vermag die völlige Skrupellosigkeit<br />
und den im schlechten Sinne machiavellistischen Willen zum<br />
Machterhalt in seinem ganzen Ausmaß zu überschauen.<br />
Das revolutionäre Potential<br />
Das Hoffen auf eine Revolution hat in gewissen Kreisen alle Züge messianischer<br />
Heilserwartung angenommen. Die fixe Idee der Crash-Theorie, hier<br />
werde in absehbaren Jahren irgend etwas umgestoßen werden können oder von<br />
selbst in sich zusammenbrechen, ist nichts als ein von eschatologischen<br />
Vorstellungen genährter frommer Wunsch. Wie mittelalterliche Christen vor<br />
runden Daten wie dem Jahre 1000 ihr Hab und Gut verschleuderten, weil sie<br />
die Wiederkehr Christi oder das jüngste Gericht als unmittelbar bevorstehend<br />
erwarteten, so übt die Vorstellung, "das System" werde demnächst zusammenbrechen,<br />
kurz vor dem Jahr 2000 eine starke Faszination aus. Dieser Glaube hat<br />
vor allem die praktische Wirkung, den Gläubigen von jedweder tatsächlichen<br />
politischen Tätigkeit abzuhalten. Vor allem Rechte mit linker oder<br />
marxistischer Vergangenheit haben die fixe Idee in ihre neue politische Heimat<br />
importiert, die Geschichte müsse dem Sog historischer Notwendigkeiten folgen<br />
und zwangsläufig die eine oder andere Richtung nehmen. Da man den Liberalismus<br />
und andere politische Phänomene als historisch widerlegt betrachtet, erwartet<br />
man für die nächsten Jahre seinen Zusammenbruch. Dann werde eine<br />
neue Elite wie der Deus ex machina aufstehen und das Vaterland retten. Daß es<br />
- aus rechter Sicht - immer weiter abwärts gehen oder daß es etwa am "Ende"<br />
überhaupt keinen Sieg geben könnte, können sich die zur Vaterlandsliebe<br />
bekehrten Linken überhaupt nicht vorstellen.<br />
Vielleicht wird es ja auch so kommen, wie sie prophezeien. Zu bestreiten<br />
sind derartige gläubige Zukunftserwartungen jedenfalls nur mit konträren gläubigen<br />
Erwartungen und kaum mit Argumenten. Für die Gegenwart läßt sich<br />
aber eine Auswirkung solcher Endzeiterwartung klar feststellen: Zur Zeit ist<br />
diese neue Elite noch damit beschäftigt, mit dem Hut herumzugehen und um<br />
fünf Mark zu betteln, wenn sie eine geistreiche rechte Zeitschrift verschic??ken