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pdf-Version - Klaus Kunze

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blockade". 537 Ihr Feudalsystem muß, wie Scheuch so schön formulierte, auf<br />

Bundesebene beseitigt werden. Mit "beseitigt werden" sind natürlich nicht jene<br />

Parteien als solche gemeint, sondern die ihre Macht stabilisierenden soziologischen<br />

und verfassungsrechtlichen Sicherungen. Oder mit den Worten von Arnims:<br />

Weil die Mängel ganz überwiegend struktur- und systembedingt sind, gilt<br />

es, diese Strukturen und damit das System selbst zu ändern. 538 Die Verfassungsstrukturen<br />

müssen so umgebaut und reformiert werden, daß sie dem Staat<br />

die Verfolgung des Angemessenen und Notwendigen erleichtern und die<br />

organisierten Partikularinteressen, die "intermediären Kräfte" 539 , in ihre<br />

Schranken weisen. Das Ziel läßt sich daher nur erreichen, wenn vorher das<br />

selbstreferentielle Feudalsystem aufgeknackt und dadurch für Strukturveränderungen<br />

geöffnet wird. Jedes Mittel, das uns diesem Zwischenziel näherbringt,<br />

darf uns als taktische Zwischenlösung willkommen sein. Das liberale Syndrom<br />

kann gegenwärtig nur so bekämpft werden, daß wir den demokratischen<br />

Gedanken gegen den liberalen ausspielen. Dieser ist der Feind, jener ist unser<br />

Mittel zum Zweck.<br />

DAS ANGRIFFSOBJEKT<br />

Was also steht dem Ziel im Weg? Welche Regelhaftigkeiten sind es konkret,<br />

die diejenigen Politiker zu tragischen Helden machen, die nicht mit den Wölfen<br />

heulen? Die Regeln des Systems sind im Verfassungsstaat zuallererst und an<br />

wichtigster Stelle immer die im Staatsgrundgesetz niedergelegten materiellen<br />

Verfassungsnormen. Darüber hinaus sind von größter praktischer Wirksamkeit<br />

alle diejenigen faktischen Regeln und soziologischen Gesetzmäßigkeiten des<br />

innenpolitischen Machtkampfes, die von der Verfassung stillschweigend impliziert<br />

oder geduldet werden.<br />

Das "System" ist überwölbt von einer abstrakten Herrschaftsideologie und<br />

stellt sich konkret als Wirkeinheit einer Fülle sich gegenseitig stabilisierender<br />

und bedingender rechtlicher und soziologischer Regeln sowie faktischer Macht-<br />

537 von Arnim, Reformblockade der Politik? Ist unser Staat noch handlungsfähig? ZRP 98, 138<br />

ff.<br />

538 von Arnim, Ein demokratischer Urknall, S.35.<br />

539 von Arnim, Wenn der Staat versagt, FAZ 13.7.1993.

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