pdf-Version - Klaus Kunze
pdf-Version - Klaus Kunze
pdf-Version - Klaus Kunze
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
173<br />
___________________________________________________________<br />
einen anderen Gott zu setzen. Wir können die herrschenden Liberalen nur ideologisch<br />
entwaffnen, wenn wir unsere Forderungen im demokratischen Gewand<br />
der direkten Berufung auf das Volk präsentieren.<br />
Die metaphysisch überhöhte Gläubigkeit an die Demokratie gleicht in unserem<br />
Jahrhundert einer Massenpsychose, die sogar Potentaten mit unzweifelhaft<br />
diktatorischen Gelüsten zum demokratischen Etikett greifen ließ: "Man denke<br />
an die 'gelenkte Demokratie' des früheren indonesischen Präsidenten Sukarno,<br />
an die 'organische Demokratie' des spanischen Diktators Franco, an die 'wahre<br />
Demokratie' des libyschen Staatschefs Khadafi, an den Begriff 'demokratische<br />
Diktatur' des Marxisten Georg Lukács oder gar an die nach 1945 in Mittel- und<br />
Osteuropa geschaffenen 'Volksdemokratien'." Selbst Hitler nannte sich einen<br />
"Erzdemokraten" 557 , und Goebbels rühmte am 19.3.1934 den nationalsozialistischen<br />
Führerstaat als "die edelste Form der europäischen Demokratie". 558 Alle<br />
diese Herren meinten natürlich nicht eine Regierungsform Demokratie, sondern<br />
Demokratie als Staatsform; und so regierten sie angeblich auf Grundlage der<br />
Souveränität des Volkes, ohne dieses allerdings häufiger als eben nötig nach<br />
seiner Meinung zu fragen. Jedwede Regierungsform kann sich mit der Behauptung<br />
als demokratisch bezeichnen, das Volk wolle es so, ob ein Diktator die<br />
tatsächlichen Entscheidungen trifft, ein Bürgerkönig oder ein Parlament. Die<br />
Mehrzahl unserer braven, biederen Deutschen hält den faktischen Parlaments-<br />
und Parteienabsolutismus für demokratisch. Sie ist durch die Gewohnheit jahrzehntelanger<br />
Indoktrinierung von der Schulbank an mit den inneren Beweggründen<br />
randvoll gefüllt, die sie für demokratisch hält. Sie hat den demokratischen<br />
Anspruch unseres Staatswesens so verinnerlicht, daß sie sehr böse werden<br />
könnte, wenn sie einmal bemerken sollte, daß die scheinbare Demokratie<br />
nur Fassade vor der Macht von Interessentencliquen ist. Einen Eindruck davon<br />
gibt uns die Wut linksextremer Demonstranten gegen einschreitende Polizeibeamte<br />
als Vertreter "des Systems."<br />
Seit immer offensichtlicher wird, daß jene Interessentencliquen nur noch<br />
ihre eigenen Machtprobleme kennen und nicht die Probleme der Mehrheit des<br />
Volkes lösen, hat ein massiver Prozeß des Nachdenkens und des Mißtrauens<br />
eingesetzt. Von der Verdrossenheit über einzelne Skandalpolitiker wendet sich<br />
der erstaunte Blick langsam auf die Parteien und ihr System und den einzig<br />
gangbaren Weg aus der Misere: Dieser führt über das taktische Zwischenziel<br />
einer möglichst umfassenden Durchlöcherung des selbstreferentiellen<br />
557 Völkischer Beobachter 10.11.1938.<br />
558 Kaltenbrunner, Rückblick auf die Demokratie, S.7 (14 f.).