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pdf-Version - Klaus Kunze

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renz." 133 Nicht weniger bedeutsam sei die Einflußnahme von Koalitionsparteien<br />

auf den parlamentarischen Entscheidungsprozeß: Wesentliche<br />

Regelungen eines Gesetzesentwurfs, die bereits die Billigung der Koalitonsrunde<br />

gefunden haben, lassen sich im Parlament nur noch schwer verändern. So<br />

wird der Staat nicht aus seinen verfassungsmäßigen Institutionen gelenkt, sondern<br />

aus Parteigremien ferngesteuert.<br />

Über die Koalitionsvereinbarung zwischen den Grünen und der SDP in<br />

Nordrhein-Westfalen schrieb Scheuch sogar: 134 "Waren die Abgeordneten<br />

bislang schon durch die starke Stellung der Fraktionsspitzen als Einzelpersonen<br />

weitgehend entmachtet, so ist dies in diesen Koalitionsvereinbarungen noch ein<br />

Stück weiter getrieben hin zu dem Abgeordneten als Abstimmungssoldaten.<br />

Das Koalitionspapier ist nicht nur ein weiterer Schritt weg von einer<br />

parlamentarischen Demokratie, die diesen Namen verdient. Es ist auch zugleich<br />

ein Schritt hinzu einer Art Fünf-Jahres-Plan, wie man ihn aus nichtdemokratischen<br />

Regimen kennt."<br />

Wie hatte es doch in einer Rede Hitlers auf dem Reichsparteitag Triumph<br />

des Willens geheißen: Nicht der Staat hat der Partei zu befehlen, nein, die Partei<br />

schafft sich ihren Staat. Und wie war es in den kommunistischen Diktaturen des<br />

Ostblocks? "Die Partei führt, der Staat verwaltet." 135 Nicht die Regierung war<br />

also Träger der Macht, sondern das hinter ihr stehende Politbüro, die Partei.<br />

Genau hier verläuft die Scheidelinie zwischen der heute so bezeichneten parlamentarischen<br />

Demokratie in Gestalt der bloßen Parteiendemokratie und einem<br />

Parteienstaat. Bei ihm ist die Macht des Volkes höchstens noch Fiktion und<br />

damit zur Fassade verkommen. Tatsächlich herrschen eine oder mehrere<br />

Blockparteien, die sich, wozu jede zur Macht gelangte Gruppe neigt, nach<br />

außen für das Allgemeine ausgeben 136 und mit dem Staat identifizieren. Die<br />

133 Waldemar Schreckenberger am 14.11.1993 bei einem Vortrag vor der Deutschen Vereinigung<br />

für Parlamentsfragen. Die Koalitionsrunde sei die Magna Charta der Regierungstätigkeit.<br />

Vgl. Friedrich Karl Fromme, FAZ 15.11.1993.<br />

134 Erwin Scheuch, Die Entmachtung der Abgeordneten, FAZ v. 17.1.1996.<br />

135 Vgl. bei Ernst Nolte, Streitpunkte, S.382.<br />

136 Jacob Burckhardt, Weltgeschichtliche Betrachtungen, S.37.

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