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pdf-Version - Klaus Kunze

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werks und den Aktienanteilen des Bundes an der Lufthansa. Staatlich wurden<br />

in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert die Post geführt, die Eisenbahn, die<br />

Wasserversorgung und andere Unternehmungen, mit denen der Staat eine erforderliche<br />

Grundversorgung der ganzen Bevölkerung sicherstellen wollte. Bekanntlich<br />

werden zur Zeit alle diese bisher staatlichen Wirtschaftsbetriebe privatisiert.<br />

Die Entstaatlichung zeichnet sich aber auch in den Bereichen am<br />

Horizont ab, wo der Staat uns Bürgern bisher mit hoheitlicher Machtbefugnis<br />

gegenübergetreten ist. Wo wenig Polizei von Politikern als liberaler empfunden<br />

wird als mehr Polizei, spart man im Staatshaushalt und läßt den Bürger mit den<br />

Problemen der wachsenden Kriminalität allein. In ganzen Stadtvierteln ist der<br />

Staat mit seiner Polizei nicht mehr präsent und überläßt die ratlosen Bürger ihrem<br />

Schicksal, der Selbstbewaffnung oder teueren privaten "Sicherheitsdiensten".<br />

In diesem Zusammenhang lohnt sich ein Blick auf das klassische Land des<br />

Liberalismus, die USA, und auf dort als Zukunftsperspektiven gedrehte utopische<br />

Spielfilme. Diese geben uns einen realitätsnah dargestellten Ausblick auf<br />

eine auch bei uns mögliche Zukunft. Die Drehbücher signifikant vieler aktueller<br />

Hollywood-Produktionen verwenden als gesellschaftlichen Hintergrund utopischer<br />

Spielhandlungen die Vision einer Welt ohne Staat: die totale Gesellschaft.<br />

586 So werden die Geschicke der zukünftigen Menschheit in Science--<br />

Fiction-Filmen wie "Aliens - Die Rückkehr" (1986) oder "Total Recall" (1989)<br />

ausschließlich durch private Firmen gelenkt: Großkonzerne haben die alleinige<br />

Macht übernommen. Neben ihren Ordnungstruppen gibt es keine staatliche<br />

Polizei mehr. Wer in der Zukunftswelt auf dem Mars in "Total Recall" atmen<br />

will, muß die Luft von einem allmächtigen Industriebetrieb und seinem Inhaber<br />

kaufen, der dort von der Druckkuppel bis zur letzten Schraube alles gebaut hat<br />

und beherrscht. Tatsächlich liegt ein solcher Endzustand in der inneren Logik<br />

des Liberalismus. Er markiert den Endpunkt einer historischen Entwicklung<br />

vom totalen Staat des Fürstenabsolutismus zur totalen Gesellschaft eines Absolutismus<br />

des Partikularen. Rohrmoser hat hierzu darauf aufmerksam gemacht,<br />

insbesondere Hegel habe begriffen, "daß die moderne Gesellschaft zu einer Art<br />

neuem Absoluten" werde, wenn "sie sich an die Stelle von Geschichte, von<br />

Volk, von Nation" setze 587 : Mit dem wenigen, was bei weiterem ungehemmtem<br />

586 "Totale Gesellschaft": Carl Schmitt, Konstruktive Verfassungsprobleme (1932), in: ders.:<br />

Staat, Großraum, Nomos, S.59.<br />

587 Rohrmoser, Gibt es eine Alternative zum Staat? S.136.

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