pdf-Version - Klaus Kunze
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Sprachregelung 243 im Auslassen, Anmerken und Akzentuieren. So beruhen<br />
gleichschaltende Sprachregelungen in fast allen Medien nicht auf Zufall, die<br />
offen nationalsozialistische Kleinstgrüppchen etwa mit "rechtsgerichtet" apostrophieren,<br />
demokratische Rechtsparteien aber mit "rechtsextremistisch". Peter<br />
Kroll berichtet von einem "altgedienten Korrespondenten, der noch während<br />
des Dritten Reiches für damalige bürgerliche Zeitungen im Ausland tätig war",<br />
und dazu bitter meinte: So wie es damals eine 'Sprachregelung' des Propagandaministeriums<br />
gegeben habe, existiere heute eine seltsame Sprachregelung in<br />
den elektronischen Medien, dem Spiegel, dem Stern" usw. 244 Die tägliche<br />
Desinformation wird zum Ärgernis. 245 Man kann heute das geistige, politische<br />
religiöse und moralische Klima eines Landes vom grünen Tisch aus planen und<br />
danach fabrizieren. 246<br />
"Staatliche" Öffentlichkeitsarbeit regierender Parteien beeinträchtigt langfristig<br />
die Chancengleichheit der Parteien und damit die freiheitliche demokratische<br />
Grundordnung. 247 Durch den Mißbrauch dieser Herrschaftstechniken<br />
ist heute ein Zustand erreicht, der dem Demokratieprinzip im Sinne des BVerfG<br />
direkt zuwiderläuft und die Legitimität des Systems im Kern trifft. Einst durfte<br />
man in Deutschland nicht wagen, frei zu denken. Heute darf man es. Gesamtschulgeschädigt<br />
und selektiv informiert kann der moderne Deutsche es aber<br />
nicht mehr. Er vermag nur noch das zu denken, was er nach Ansicht unserer<br />
Medienzaren und volkspädagogischen Erzieher wollen soll, und eben das hält<br />
er nach einem Wort Oswald Spenglers für seine Freiheit.<br />
Parteiendemokratie oder Parteienstaatlichkeit?<br />
In diesen Zusammenhang gehört die Dialektik von Parteiendemokratie als<br />
Soll- und Parteienstaatlichkeit als Istzustand. Die von staatlicher Dauerfinanzierung<br />
abhängig gewordenen Parteien haben den Staat von innen durchdrungen<br />
und usurpiert, um diese Abhängigkeit umzukehren. Bildlich gesprochen grün-<br />
243 Vgl. Oelmann, Die Steuerung der Information; Süddeutsche Zeitung 23.6.1989 (CDU-Generalsekretär<br />
Huber hatte protestiert, daß der BR die REP nicht mehr 'rechtsradikal' nannte.).<br />
244 Kroll, Vor dem Ende des klassischen Journalismus, Criticón 1988,113.<br />
245 Grebel, Wer kontrolliert die 'Vierte Gewalt? S.79.<br />
246 Berglar, Criticón 1987,153, (155).<br />
247 Kutscha/Engelbert, NJW 1993, 1233 (1235).