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pdf-Version - Klaus Kunze

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denken das, was CDU und SPD ihnen früher immer erzählt haben. Sie sind<br />

beileibe keine Radikalen und hätten selbst das Postenverteilungskartell als von<br />

Gott gewollte Obrigkeit noch Jahrzehnte ertragen. Aber was zuviel ist, ist<br />

zuviel. Vom Verhalten dieser staatstragenden Schichten wird in den nächsten<br />

Jahren alles abhängen. Wenn sie durch eine Partei wieder in den Schoß des<br />

parlamentarischen Systems zurückgeholt werden können, die ihre Sprache<br />

spricht, wird das Schiff "Bundesrepublik" zwar politische Kursänderungen<br />

vollführen, aber es wird nicht sinken. Andernfalls werden seine Bürger das<br />

sinkende Schiff verlassen und ein anderes besteigen. Dieses steht schon bereit:<br />

Die totalitäre Parteiherrschaft<br />

Die herrschende Sprachregelung hat uns angewöhnt, die Diktatur vor allem<br />

im Gegensatz zum Begriff der Demokratie zu sehen. Genau betrachtet ist die<br />

Diktatur aber die Staatsform, in der es keine Gewaltenteilung gibt, namentlich<br />

keine Trennung von Exekutive und Legislative. 470 Ob beide dieser zentralen<br />

Gewalten von der Person eines Diktators beherrscht werden, ob eine Einheitspartei<br />

471 Gesetzgebung und Regierung kontrolliert, oder ob ein Postenverteilungskartell<br />

im Parlament sitzt und aus ihm heraus sowohl die Gesetze macht<br />

als auch über einen Parlamentsausschuß mit dem schönen Namen "Bundesregierung"<br />

alles im Griff hat, bleibt sich für die Frage nach Gewaltenteilung<br />

oder Diktatur gleich. Das Staatssystem des Grundgesetzes wirkt wie eine<br />

Parlamentsdiktatur auf Dauer einer Legislaturperiode. Wer über die Mehrheit<br />

im Bundestag verfügt, herrscht weitgehend frei über die beiden wichtigsten<br />

Staatsgewalten und unterscheidet sich nur noch durch die organisatorische<br />

Aufteilung auf mehrere Parteien in Form des Postenverteilungskartells von der<br />

Parteidiktatur. 472<br />

Dieser Umstand für sich genommen ist indessen weder totalitär noch undemokratisch.<br />

Versteht man "Demokratie" bescheiden als ein bloßes System von<br />

Spielregeln für die Regierungsbildung, bei dem ein numerisches Auszählungsverfahren<br />

auf der Grundlage des allgemeinen Wahlrechts mit mindestens zwei<br />

Wahlmöglichkeiten das Hauptmerkmal ist, mag man eine Parteidiktatur auf Zeit<br />

470 Carl Schmitt, Die geistesgeschichtliche Lage, S.52, 41.<br />

471 Arnim, Die Partei,.. S.6: "Das Kartell der Etablierten wirkt wie eine Einheitspartei."<br />

472 Vierhaus, ZRP 1991, 473.

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