pdf-Version - Klaus Kunze
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Wahlchancen der Regierungsmehrheit gegenüber den Oppositionsparteien<br />
durchaus merklich verbessern" 234 Das überläßt die "politische Klasse" nicht<br />
dem Zufall, sondern "versucht ihrerseits in schon fast totalitärer Absicht, mit<br />
allen Techniken der Massenkommunikation in alle Bereiche des gesellschaftlichen<br />
und privaten Lebens einzudringen, um sich in umfassender Weise<br />
unserer Einstellungen und Gefühle zu bemächtigen." 235<br />
Vor der Frage: 'Wer regiert?' liegt nämlich die Frage: 'Wer bestimmt, wer regiert?',<br />
"und das macht, daß die allerwichtigste Frage lauten muß: 'Wer beherrscht<br />
den, der bestimmt, wer regiert?' Mit anderen Worten: Wer beherrscht<br />
den Volkssouverän, der ein 'Klima' erschafft oder erleidet, das sich in Willensbildung<br />
umsetzt, die vage Vorstellungen, Gefühle, Stimmungen zu Handlungen<br />
und Haltungen werden läßt? Wer beherrscht den Herrscher 'Volk' - und wie<br />
wird solche Herrschaft bewerkstelligt?" 236 Das weiß das Bonner Establishment<br />
und befaßt sich nicht mehr hauptsächlich mit Sachproblemen des Volkes, sondern<br />
vor allem mit "Public Relations": Sein Ansehensverlust ist ihm allenfalls<br />
ein Kommunikationsproblem, und darum sind ihm die Medien so wichtig wie<br />
einem antiken Despoten seine Palastwache. Überall steht die Mediokratie unter<br />
Kontrolle linksliberaler Seilschaften. 237<br />
Bis zu 50% der ARD- und ZDF-Mitarbeiter sind parteigebunden 238 . Sie<br />
werden fest an die Kandare genommen: "Als der Bonner Studioleiter des ZDF,<br />
Wolfgang Herles, vor dem Bremer Parteitag der CDU Helmut Kohl kritisierte,<br />
wurde ihm vom 'Freundeskreis der Union' beim ZDF 'Undankbarkeit' (sic!)<br />
angekreidet. Herles, der sich selbst als 'strikten Gegner jeder Hofberichterstattung'<br />
bezeichnet, mußte auf Druck Kohls am 1.11.1991 seinen Sessel als Studioleiter<br />
räumen." 239 Ähnliche Fälle sind aus dem Bereich der "unabhängigen"<br />
überregionalen Presse bekanntgeworden, wo z.B. ein Anruf des Bundeskanzlers<br />
234 Kutscha/Engelbert, NJW 1993, 1233.<br />
235 Stubbe-da Luz, Parteiendiktatur, S.72, nach Wiesendahl, Volksparteien im Abstieg, 11.<br />
236 Berglar, Criticón 1987,153, (154).<br />
237 Sunic, Videopolitik, Die neue Dimension des Politischen, Criticón 1993,292.<br />
238 Scheuch, Cliquen , S.121 f.<br />
239 Scheuch a.a.O. S.166 Fn.47 nach Der Tagesspiegel 27.11.1991, Der Hofberichterstattung abhold<br />
- Wolfgang Herles kehrt mit 'Streitfall' und 'Köpfe' ins ZDF zurück; Stern, in "Münchener<br />
Freiheit" 30.1.1992.