28.10.2013 Aufrufe

pdf-Version - Klaus Kunze

pdf-Version - Klaus Kunze

pdf-Version - Klaus Kunze

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

145<br />

___________________________________________________________<br />

und Gesellschaft, gleichermaßen der Führung der Bewegung, das heißt der<br />

Partei, unterwarf. 480<br />

Wenn heute wieder nationalsozialistische Kleinstgruppen solche Positionen<br />

vertreten, muß der Vorwurf gegen sie nicht lauten, sie wollten etwa diese<br />

Demokratie durch eine Diktatur ersetzen. Vielmehr wollen sie die Herrschaft<br />

eines liberalen Blockparteienkartells, also einer gesellschaftlichen Teilgruppe,<br />

durch die einer anderen Teilgruppe ersetzen. Nicht nur, weil das erst zu einer<br />

Diktatur führen würde, muß es entschieden abgelehnt werden, sondern weil es<br />

auf die totalitäre Beherrschung des Ganzen durch einen seiner Teile hinausliefe.<br />

Alle Lösungen, die sich mehr oder weniger offen an das Dritte Reich<br />

anlehnen, würden die geschilderten Strukturprobleme des Parlamentarismus<br />

noch erheblich verschlimmern, statt sie zu überwinden. In diesem Sinne hatte<br />

bereits der Kreisauer Kreis der 20er-Jahre im Gegensatz zur NS-Bewegung<br />

keinen gangbaren Weg zur Überwindung des damaligen Weimarer Parteienstaats<br />

darin gesehen, daß eine Partei das politisch-ideologische Monopol zur<br />

Ausschaltung aller übrigen beanspruchte. 481<br />

Wer sich erinnert, weiß, daß im Dritten Reich - wie auch in der strukturell<br />

ähnlichen DDR - alles das in Reinkultur vorhanden war, was wir auch am<br />

Parlamentarismus nicht mögen: eine Art Feudalsystem mit Cliquen und<br />

persönlicher Bereicherung der Mächtigen, ein in sich geschlossenes System<br />

ohne Chancen für fähige Köpfe mit abweichlerischen Ansichten, kurz: die<br />

Herrschaft eines Teils über das Ganze. Wir erinnern uns noch einmal an Hitlers<br />

Rede auf dem Reichsparteitag "Triumph des Willens": Nicht der Staat befiehlt<br />

uns - nein, wir, die Partei, schaffen uns unseren Staat. Wir befehlen dem Staat,<br />

und nicht umgekehrt. - Treffender kann man nicht ausdrüc??ken, wie man es<br />

nicht machen sollte. 482 Ebenso verfuhr der Marxismus im Sowjetsystem: "Die<br />

Partei führt - Der Staat verwaltet!" 483 Die Nationalsozialisten wollten nicht die<br />

Herrschaft des Staates, sondern die Herrschaft ihrer Bewegung. Entgegen dem<br />

Teilcharakter ihrer Bewegung beanspruchten sie die Totalität des Staates für<br />

480 J.Beyer, Die Ständeideologien der Systemzeit und ihre Überwindung, Diss. Darmstadt 1942,<br />

S.322 ff.,326 ff.,331,338; zit.nach Kondylis, Konserv., S.500.<br />

481 Hornung, FAZ 1.11.1993.<br />

482 Ebenso Maschke, Criticón 1985,154: Der Staat sei von Hitler demontiert worden. Der NS-<br />

Staat sei als Unstaat der Behemoth als das Gegenteil des Hobbes'schen Leviathan gewesen.<br />

Ders.: Zum 'Leviathan' von Schmitt, in: ders, Der Leviathan, S.179 (193 mit Hinweis in Fußnote<br />

19 auf F.L.Neumann, Behemoth, New York 1942: Das NS-System sei der Behemoth).<br />

483 Vgl. Ernst Nolte, Streitpunkte, S.382.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!