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pdf-Version - Klaus Kunze

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Familie, Stand und Nation zu zerstören. 465 Die Linke hat keine Erklärung für<br />

die Paradoxie, die Solidarität der Menschheit zu behaupten und zugleich die<br />

des Volkes und der Familie zu leugnen, "was behaupten heißt, daß die Feinde<br />

Brüder sind und die Brüder keine sein dürfen." 466<br />

Unser Volk und sein Wohl, das "Gemeinwohl" des Staatsvolks also, ist für<br />

die Linke keine maßgebliche Größe. Ihr gedanklicher Weg führt vom autonomen<br />

Individuum über die Klassen- oder Geschlechtszugehörigkeit gleich zur<br />

"Menschheit". Dieser universalistische Anspruch bringt den politischen Vertretern<br />

der Linken einen entscheidenden taktischen Vorteil: Der abstrakte Gedanke<br />

einer einheitlichen und in ihrer Einheit und Universalität an universelle Normen<br />

gebundenen Menschheit dient dazu, den konkreten deutschen Staat einer<br />

ethischen Idee wie der "Gleichheit" zu unterwerfen und somit die Position jener<br />

zu stärken, die sich als berufene Interpreten dieser universellen ethischen Idee<br />

empfehlen. Unter diesem Aspekt argwöhnen wir mit Carl Schmitt: "Wer<br />

Menschheit sagt, will betrügen." 467 Der Betrug besteht darin, daß die selbsternannten<br />

Hohepriester universalistischer Menschheitsansprüche Unterwerfung<br />

unter ihre Moralforderungen mit dem hinterlistigen Nebeneffekt beanspruchen,<br />

zugleich ihr Interpretationsmonopol dieser Menschheitsmoral und damit ihre<br />

weitere Priesterherrschaft zu akzeptieren.<br />

Für uns Ungläubige stellt sich dagegen die elementare Frage, warum wir<br />

ausgerechnet an eine universelle Moral glauben sollen, die offenkundig mit<br />

unseren Gegnern oder Konkurrenten im Bunde ist. Die Berufung auf<br />

universelle Gleichheitsphrasen führt nämlich neben der Unterwerfung unter<br />

ihre berufenen Interpreten zu unserer ideologischen Selbstentwaffnung<br />

gegenüber allen jenen millionen Erdenbewohnern, die täglich in ihren Heimatländern<br />

verhungern, erfrieren oder Kriegen ausgesetzt sind und die unter<br />

Pochen auf abstrakte Menschenrechte gern in Deutschland ernährt, gewärmt,<br />

behaust und beschützt werden möchten. Wer also die Frauen, die Arbeiterklasse<br />

oder die Menschheit für real und nicht nur für Worte hält, bloß stimmlichen<br />

Hauch, mag getrost versuchen, die Probleme der Frauen oder der Menschheit<br />

zu lösen. Wer dagegen seine Familie und sein Volk als Realitäten wahrnimmt,<br />

wird in linken Konzepten keine Lösungsansätze für deren Gefährdung finden.<br />

465 Louis de Bonald, Du Perfectionnement de l'homme (1810) = Ouevres, VII, 516 f., zit. nach<br />

Kondylis, Konservativismus, S.335.<br />

466 Donoso Cortés, Essay, S.169.<br />

467 Carl Schmitt, Der Begriff des Politischen, S.55.

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