pdf-Version - Klaus Kunze
pdf-Version - Klaus Kunze
pdf-Version - Klaus Kunze
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
108<br />
___________________________________________________________<br />
Deutschland und die in allen modernen Wirtschaftsgesellschaften zu beobachtende<br />
Unterschreitung der für den Bevölkerungserhalt nötigen Geburtenrate,<br />
und zwar in Deutschland um ein Drittel, das alles stellt uns vor Schwierigkeiten<br />
existentieller Art. Dem Geburtenrückgang "widmeten der Chef des Bonner<br />
'Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft' (IWG), Meinhard Miegel, und seine<br />
Co-Autorin Stefanie Wahl eine 1990 von Bundesforschungsminister<br />
Riesenhuber (CDU) in Auftrag gegebene Studie. Was die beiden<br />
Wissenschaftler [...] dabei herausfanden, ist laut einem Bericht der 'Stuttgarter<br />
Nachrichten' derart alarmierend, daß das Bundesinnenministerium die<br />
Veröffentlichung zunächst unterband. Auf den Punkt gebracht kommen die<br />
beiden zu dem Ergebnis, daß unser [...] Volk mit der Nachkommenschaft derart<br />
ins Hintertreffen geraten wird, daß unsere Kultur zunächst von der fremdländischer<br />
Zuwanderer überlagert werden dürfte, um schließlich ganz zu erlöschen."<br />
392 Unter dem Druck dieser Probleme wird in absehbaren Jahren kein<br />
Mensch mehr nach dem Kleingedruckten fragen. Wie der Eiszeitjäger keine<br />
Gewissensbisse hatte, als er das letzte Mammut erlegte und - nicht verhungerte,<br />
wird im 21.Jahrhundert so manches ohne Gewissensbisse geschehen, was nicht<br />
in die "unabänderliche" Grundgesetztheorie paßt. 393 Die verelendeten Milliarden<br />
und Abermilliarden in den verseuchten Slums der Zukunft in Übersee<br />
werden nicht zimperlicher miteinander und mit uns umgehen, als es ihre eiszeitlichen<br />
Vorfahren einmal mit den Mammuten taten. Während Bonn noch immer<br />
die Probleme von 1933 bis 1945 "bewältigt", werden uns unsere Enkel einmal<br />
verfluchen, wenn wir ihnen nicht auf diesem kleinen Globus ein Fleckchen<br />
hinterlassen, auf dem sie als Deutsche menschenwürdig werden leben können.<br />
Flexibilität ist also angezeigt.<br />
Zur Zeit ist die genetische, kulturelle und politische Vielfalt noch die Stärke<br />
der Menschheit. Alles Leben ist ein informationsgewinnender Prozeß und damit<br />
eine Anpassungsleistung an wechselnde Umweltverhältnisse. 394 Einen Verzicht<br />
auf diese Anpassung dürfen wir uns um den Preis unserer Existenz nicht leisten.<br />
Wir lieben unsere Art zu leben; doch ob sie in kommenden Jahrhunderten<br />
rückblickend einmal die optimale in einer ausgeplünderten und übervölkerten<br />
Welt sein wird, wissen wir nicht. Nach dem absehbaren Bevölkerungs- und<br />
möglicherweise auch teilweisen Zivilisationszusammenbruch könnten es auch<br />
392 Hans Heckel, Ostpreußenblatt 6.11.1993; Zu den strukturellen Gründen des Geburtenrückgangs<br />
in den Industrieländern: Birg, Differentielle Reproduktion, S.189 (213).<br />
393 Zu denselben Folgerungen gelangt Venohr, Der Öko-Staat kommt bestimmt.<br />
394 Lorenz, Rückseite des Spiegels, S.34 ff.; ders. Abbau, S.57 ff. (58).