pdf-Version - Klaus Kunze
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kann sie auf die Existenzfragen ihrer Bürger Rede und Antwort stehen. 615 Darum<br />
ist eine sich nur auf abstrakten Verfassungspatriotismus stützende Repräsentation<br />
nicht demokratisch, und sie kann auch auf Dauer mangels demokratischer<br />
Legitimation keine stabile Herrschaft begründen: "Wenn eine Regierung<br />
lediglich im konstitutionellen Sinne repräsentativ ist, wird ihr früher oder später<br />
durch einen repräsentativen Herrscher im existentiellen Sinne ein Ende bereitet,<br />
und sehr wahrscheinlich wird der neue existentielle Herrscher nicht allzu repräsentativ<br />
im konstitutionellen Sinne sein." 616<br />
DIE LÄNDER UND GEMEINDEN<br />
Da alles staatliche Handeln nach Art.30 GG Ländersache ist, soweit das<br />
Grundgesetz nicht ausdrücklich Zuständigkeiten auf den Bund überträgt, untersteht<br />
den Ländern der quantitativ größere Teil der Staatsverwaltung. Jedes<br />
Land ist ein Staat im Kleinen, nur ist er nicht souverän, sondern eingebunden in<br />
die bundesstaatliche Ordnung. Eine Reform des Parteienstaates durch institutionelle<br />
Trennung von Staat und Gesellschaft kann nicht sinnvoll nur auf<br />
Bundesebene durchgeführt werden. Gerade auf Länder- und Gemeindeebene<br />
müssen alle obigen Ausführungen sinngemäß in gleicher Weise gelten.<br />
So ist der Ministerpräsident jedes Bundeslandes durch das Volk zu wählen,<br />
wie der Bundespräsident auf höherer Ebene. Ob die Funktionsaufteilung zwischen<br />
einem Bundespräsidenten und einem Kanzler auch auf Landesebene sinnvoll<br />
ist, müssen die einzelnen Länder selbst entscheiden. Die besondere Würde<br />
eines über Staat, Gesellschaft und Ländern stehenden Präsidenten, der sich<br />
nicht selbst in die Niederungen der Politik begibt und statt dessen einen<br />
Kanzler regieren läßt, dürfte auf Landesebene nicht erforderlich sein. Der vom<br />
Volk gewählte Ministerpräsident eines Landes 617 sollte also auch selbst die<br />
Landesregierung bilden, wie das bereits der Fall ist. Auf Gemeindeebene<br />
schließlich ist die direkte Wahl eines Bürgermeisters als Kommunaloberhaupt<br />
durch das Volk ein eigentlich unentbehrliches Mittel, die Identifikation der<br />
Bürgers mit ihrer Gemeinde und damit demokratisches Bewußtsein zu stärken.<br />
615 Schrenck-Notzing, Editorial, Criticón 1992, 51, nach Erich Voegelin.<br />
616 Erich Voegelin, Die neue Wissenschaft von der Politik, zit. nach Schrenck-Notzing a.a.O.<br />
617 Volkswahl der Ministerpräsidenten fordert ebenso Arnim, Ein demokratischer Urknall, S.35.