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pdf-Version - Klaus Kunze

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England überholte. 341 Nach dem 2.Weltkrieg lag die jährliche Wachtstumsrate<br />

bis 1960 bei 6,6% (dagegen England 2,3%, Japan 6,8%), bis 1970 nur noch bei<br />

3,5% (E. 2,3%, J. 9,4%) und sank bis 1978 auf 2,4% (E. 2,0%, J. 3,8%). Mancur<br />

Olsons eingehende und hier nicht im Detail darstellbare Untersuchungen<br />

haben einen direkten Zusammenhang zwischen der Bildung und Verfestigung<br />

ökonomischer Sonderinteressengruppen und sinkendem Wirtschaftswachstum<br />

ergeben. Dieser Ursachenzusammenhang war mutatis mutandis in allen entwickelten<br />

Ländern nachzuweisen:<br />

Stabile Gesellschaften mit unveränderten Grenzen neigen dazu, im Laufe<br />

der Zeit eine steigende Zahl vom "Kollusionen", d.h. Organisationen für kollektives<br />

Handeln, zu akkumulieren, 342 also wirtschaftliche Sonderinteressengruppen<br />

und Verteilungskoalitionen. Diese sind auf innergesellschaftliche Kämpfe<br />

um die Verteilung von Einkommen und Vermögen ausgerichtet. Für Deutschland<br />

wären dies namentlich Wirtschaftsverbände, Gewerkschaften oder berufsständische<br />

Kammern. Sie werden bei unveränderten äußeren Bedingungen<br />

mit der Zeit gesetzmäßig mächtiger. Schwach waren sie hingegen noch in der<br />

Anfangsphase der Industrialisierung, die im 19.Jahrhundert für England früher<br />

liegt als für Deutschland. Während die Interessengruppen in England, ungestört<br />

von gesellschaftlichen Umbrüchen, an Macht gewannen, wurden sie in<br />

Deutschland 1933 zerschlagen oder gleichgeschaltet, und was an ihre Stelle<br />

trat, wurde 1945 erneut aufgelöst und bildete sich erst nach und nach neu.<br />

Der Zweck von Interessenverbänden besteht darin, das Wohl ihrer Gruppenmitglieder<br />

zu fördern. Dafür bieten sich theoretisch zwei denkbare Wege an:<br />

nämlich eine Vergrößerung der gesamten volkswirtschaftlichen Verteilungsmasse<br />

oder die Erlangung eines größeren Anteiles an ihr. So könnten zum<br />

Beispiel 1 Mio. Angehörige einer Gruppe in das Gesamtwohl des z.B. 1oo<br />

Millionen zählenden Volkes investieren. Jeder Handschlag, der das Vermögen<br />

der 1oo Mio. vermehrt, zahlt sich für jeden Gruppenangehörigen zu 1/1oo aus;<br />

ihm kommt also nur diese Quote persönlich zugute.<br />

Der zweite Weg ist der Kampf um eine höhere Quote an der volkswirtschaftlichen<br />

Gesamtverfügungsmasse, ohne diese selbst zu erhöhen, oder gar<br />

unter Inkaufnahme ihrer direkten Verringerung. Solche Anstrengungen zahlen<br />

sich für die Gruppenmitglieder direkt und voll aus. So vermehrt ein erfolgreicher<br />

Lohnstreik das Vermögen eines ÖTV-Müllwerkers selbst dann, wenn er<br />

als Haushaltsvorstand später selbst höhere Müllgebühren zahlen muß. Den<br />

341 Olson, S.6.<br />

342 Olson, S.52.

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