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pdf-Version - Klaus Kunze

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Stellen im Volksstaat einnehmenden Männer bestehe darin, auf Kosten der<br />

Souveränität des Volkes allmählich eine eigene zu gründen. 403 So sticht auch<br />

bei unseren heutigen Politikern vor allem der Wille hervor, innerhalb ihrer Partei<br />

an der Macht zu bleiben; 404 und diese Parteien werden nur noch durch den<br />

Willen zur Macht zusammengehalten. 405 Die Bonner "politische Klasse" versteht<br />

sich als neue Obrigkeit 406 und benimmt sich entsprechend. Jede<br />

Organisation, jede Bürokratie, neigt nach Murphys Gesetz zu ihrer eigenen<br />

ständigen Erweiterung. Die Organisation ist die Mutter der Herrschaft der Gewählten<br />

über die Wähler, der Beauftragten über die Auftraggeber, der Delegierten<br />

über die Delegierenden. 407 Eine dauernde Vertretung wird unter allen<br />

Umständen zu einer dauernden Herrschaft der Vertreter führen. 408 Diese Dauer<br />

wird erreicht durch die bleibende Parteiorganisation mit ihrer Macht über die<br />

einzelnen Abgeordneten.<br />

Ein Postenverteilungskartell auf Dauer hat jenen ständig notwendigen Innovationsprozeß<br />

zum Stillstand gebracht, weil die Parteien als gesellschaftliche<br />

Subsysteme nicht sterben, wie ein grauhaariger alter Monarch, sondern wie ein<br />

Krebsgeschwür immer weiter wuchern und Metastasen bilden. Sie durchdringen<br />

in ihrem Machthunger immer weitere Bereiche von Staat und Gesellschaft<br />

und gehorchen nur noch ihren eigenen Gesetzen. Ihre Repräsentanten gehören<br />

zum selben Menschentypus, der als Parteibonze der NSDAP oder der SED oder<br />

als kaiserliche Hofschranze (usw. usf.) in trauriger Erinnerung ist. Weil es sie<br />

immer geben wird, und weil sie immer ihre und nicht unsere Probleme lösen<br />

werden, muß entweder ein System erfunden werden, in dem das Wohl der<br />

Regierenden mit dem der Regierten denknotwendig identisch ist - oder, da es<br />

ein solches System mutmaßlich nicht gibt - braucht das Land gelegentlich einen<br />

tiefgreifenden Tapetenwechsel. Dieser muß die alte, abgelebte Machtelite zurückdrängen<br />

und unverbrauchten Kräften den Aufstieg ermöglichen.<br />

In der Monarchie hatte für die notwendige Entrümpelung ausgedienten Personals<br />

alle paar Jahrzehnte die natürliche Lebenspanne des Monarchen gesorgt.<br />

Nach dem Tode Friedrich Wilhelm I., des Soldatenkönigs, Friedrichs d.Gr. oder<br />

403 Michels, Soziologie, mit Hinweis auf La Bruyère, S.381.<br />

404 Erwin Scheuch, Cliquen S.156 nach Gunnar Sohn auf der Junge-Union-Landeskonferenz<br />

Berlin am 12.11.1989.<br />

405 Hornung, Über die Effizienz der Demokratie, Criticón 1979,306 (307).<br />

406 Erwin Scheuch, Studie S.30.<br />

407 Michels S.370.<br />

408 Michels, Soziologie, S.134.

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