28.10.2013 Aufrufe

pdf-Version - Klaus Kunze

pdf-Version - Klaus Kunze

pdf-Version - Klaus Kunze

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

92<br />

___________________________________________________________<br />

Es ist daher wenigstens so viel Staat erforderlich, daß die institutionelle<br />

Sklerose in gemeinverträglichen Grenzen gehalten und ein Gleichgewicht zwischen<br />

berechtigten Sonderinteressen und dem Allgemeinwohl erzielt werden<br />

kann. Die ihrer Natur nach dem Gemeinwohl abträglichen ökonomischen Sonderinteressen<br />

dürfen sich nicht vollständig durchsetzen. Es ist die Grundüberzeugung<br />

der liberalen "Laissez-faire"-Ideologie, daß jene Regierung am besten<br />

ist, die am wenigsten regiert; die Märkte würden das Problem lösen, wenn die<br />

Regierung sie nur in Ruhe ließe. In den volkstümlichsten Darstellungen dieser<br />

Ideologie gibt es einen Monodiabolismus, und der Teufel ist immer der Staat.<br />

Wenn dieser Teufel in Ketten gehalten würde, gäbe es einen fast utopischen<br />

Mangel an Sorgen um andere Probleme. In Wahrheit findet aber oft auch dann<br />

kein freier Wettbewerb statt, wenn die Regierung nicht interveniert. Der Staat<br />

ist keineswegs die einzige Ursache von Zwang oder sozialem Druck in der Gesellschaft.<br />

348<br />

Aus der Welt zu schaffen sind Gruppenegoismen allerdings prinzipiell nicht,<br />

weil interessenorientiertes Handeln der Natur des Menschen entspricht. Konservative<br />

Konzepte müssen das als gegeben hinnehmen, halten sie sich doch<br />

selbst ihren anthropologischen Realismus zugute. Es gilt daher Wege aufzuzeigen,<br />

die Verbändeegoismen zu zähmen und gemeinwohlkonform in das Verfassungssystem<br />

zu integrieren. Da die erkannten Mängel ganz überwiegend struktur-<br />

und systembedingt sind, gilt es, deshalb, die Strukturen zu ändern. 349 Dagegen<br />

wäre der Versuch einer Unterdrückung bürgerlicher und wirtschaftlicher<br />

Interessenvertretung mit dem natürlichen Bedürfnis des Menschen nach Gruppenbildung<br />

und seiner zu achtenden Freiheit, sich mit Menschen gleichen Interesses<br />

zu verbinden, unvereinbar.<br />

DIE ZIVILRELIGION<br />

Der Liberalismus wird weltanschaulich totalitär. Die besondere Gefährlichkeit<br />

des Parteienstaates beruht auf der ideologischen Homogenität seiner Staatsparteien<br />

und dem von ihnen ausgeübten Gesinnungsdruck. Nach Kelsen möchte<br />

die liberale Demokratie gern "der Ausdruck eines politischen Relativismus und<br />

einer wunder- und dogmenbefreiten, auf den menschlichen Verstand und den<br />

348 Olson, S.233.<br />

349 Arnim, FAZ 13.7.1993.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!