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pdf-Version - Klaus Kunze

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sich quasi fettfleckartig über alle staatlichen Institutionen ausgebreitet. 83 Selbst<br />

wohlwollende Autoren sprechen von einer "Kolonialisierung" aller gesellschaftlichen<br />

Lebensbereiche durch den Parteienstaat. 84 Den Begriff totaler<br />

Parteienstaat 85 formulierte Carl Schmitt angesichts derselben Problematik<br />

immerhin schon 1932 86 ; und von Arnim nennt ihn neuerdings den "absoluten<br />

Parteienstaat". 87<br />

Wie drückte es Scheuch so schön aus: "Es organisiert sich ein parteiübergreifendes<br />

Kartell zur Postenverteilung auf Dauer." 88 Es nutzt alle<br />

"Möglichkeiten, welche den Parteien zur Belohnung ihrer Getreuen gegeben<br />

sind. Man geht deshalb dazu über, auch die höheren Beamtenstellen zu<br />

parlamentarisieren und auf Grund stiller Handelsgeschäfte zwischen den<br />

Parteien zu besetzen." 89 Das System der Machtübernahme durch Cliquen ist<br />

nach Scheuch außer Kontrolle. Es ist nur noch auf sich selbst bezogen, oder,<br />

wie es in der Soziologie heißt: selbstreferentiell. 90 In der Systemtheorie nach<br />

Niklas Luhmann bedeutet das, daß es nur noch auf Veränderungen im eigenen<br />

System reagiert. Die Politik in der Bundesrepublik ist selbstreferentiell als Koalition<br />

von beamteten Politikern und politisierten Beamten, umgeben von Journalisten<br />

des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Derartige Systeme haben die<br />

Tendenz, sich zunehmend zu verselbständigen - hier gegenüber dem Gesamtsystem<br />

"Gesellschaft". 91 Damit ist aber der Elitenpluralismus und damit eine<br />

tragende Säule der Selbstrechtfertigung des Systems außer Kraft gesetzt. Sie<br />

lautet, daß die "Demokratie" institutionell und tatsächlich offen und durchlässig<br />

für konkurrierende Eliten sein muß. Heute dagegen gleichen die Führungsgre-<br />

83 R.v. Weizsäcker, (1983), S.156.<br />

84 Leif, Hoffnung auf Reformen? S.24 (33) nach <strong>Klaus</strong> von Beyme, Die politische Klasse im Parteienstaat,<br />

1993, S.58 ff.<br />

85 Vgl. auch K.<strong>Kunze</strong>, Für eine Demokratisierung der Volksparteien, April 1989; ders. Sozialgeschenke,<br />

S.3; ders. Der totale Parteienstaat, in: JF Nr.2/1992.<br />

86 Carl Schmitt, Konstruktive Verfassungsprobleme, in: ders., Staat, Großraum, Nomos, S.61.<br />

87 Arnim, Staat ohne Diener, S.107.<br />

88 Scheuch, Cliquen S.158; Zum "völlig beherrschenden Einfluß der Parteien" ebenso<br />

R.v.Weizsäcker, Im Gespräch, S.140 f.; Gegen das "Parteien-, Stiftungs- und Fraktionskartell"<br />

auch Hennis, FAZ 26.2.1993.<br />

89 E.J. Jung, Die Herrschaft der Minderwertigen, S.256.<br />

90 Scheuch, Studie S.20,30; ders. Cliquen S.175.<br />

91 Scheuch, "Studie". a.a.O. S.30 u. S.121.

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