Stenographisches Protokoll - Andrea Gessl-Ranftl
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182 / 17. Sitzung 12. März 2009 Nationalrat, XXIV. GP<br />
Abgeordnete Mag. Christine Muttonen<br />
17.49<br />
Abgeordnete Mag. Christine Muttonen (SPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Meine<br />
Damen und Herren! Das Kulturabkommen mit der Tschechischen Republik ist sehr zu<br />
begrüßen, denn eine intensive Zusammenarbeit und eine Auseinandersetzung auf dem<br />
Gebiet der Bildung und der Kultur mit unserem Nachbarland war uns immer schon ein<br />
sehr großes und wichtiges Anliegen.<br />
Auch die Ratifizierung der UNESCO-Konvention zur Erhaltung des immateriellen<br />
Kulturerbes durch das österreichische Parlament ist sehr positiv zu bewerten. Das<br />
Übereinkommen schließt eine Lücke, nämlich die Lücke zwischen dem Welterbe-<br />
Übereinkommen von 1972 und dem 2006 verabschiedeten Übereinkommen zum<br />
Schutz und zur Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen. Das haben wir hier<br />
alle gemeinsam im Parlament beschlossen.<br />
Ziel der heute zu ratifizierenden UNESCO-Konvention ist die Erhaltung des immateriellen<br />
Kulturerbes und gleichzeitig eine verstärkte Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung<br />
für dessen Bedeutung.<br />
Ein weiteres Ziel ist auch die Schaffung von kulturpolitischen Rahmenbedingungen, die<br />
die Weitergabe gelebter kultureller Ausdrucksformen ermöglichen. Das ist notwendig,<br />
denn in einer Vielzahl von Staaten wächst angesichts fortschreitender Globalisierung<br />
die Sorge über den drohenden Verlust ihres kulturellen Erbes.<br />
Aber was kann man unter diesem sehr weiten Begriff „immaterielle Kulturformen“<br />
verstehen? – Darunter sind Darbietungen, Ausdrucksformen, Kenntnisse und Fähigkeiten<br />
zu verstehen, also Sprachen von ethnischen Minderheiten oder die Schaffung<br />
von Objekten, Artefakten und Kulturräumen, alles, was Gemeinschaften als Bestandteil<br />
ihres Kulturerbes sehen.<br />
Beim Stichwort Kultur denken viele von uns sofort an großes Theater oder Orchester,<br />
vergessen aber dabei zum Beispiel die Kunst des Instrumentenbaus, eine Form<br />
immateriellen Kulturerbes.<br />
Diese Kulturformen sind ja nicht nur Ausdruck kultureller Vielfalt, sondern sie fördern<br />
auch Prozesse der Verständigung zwischen den Menschen, denn die Weitergabe<br />
kulturellen Erbes an die nächste Generation beinhaltet Bildungsprozesse, setzt diese in<br />
Gang, und der Zugang zu spezifischen Wissensräumen wird ermöglicht.<br />
Der Schutz des immateriellen Kulturerbes geht also weit über das Konservieren von<br />
Folklore hinaus. Das ist, glaube ich, ganz wichtig. Durch diese Weitergabe – und das<br />
erachte ich für besonders wichtig – erfolgt auch die Anbindung an zeitgenössische<br />
Ausdrucksformen und Kreativität. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)<br />
17.52<br />
Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Kollegin Mag. Unterreiner. –<br />
Bitte.<br />
17.52<br />
Abgeordnete Mag. Heidemarie Unterreiner (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident!<br />
Sehr geehrter Herr Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren aller Fraktionen!<br />
Wir Freiheitlichen unterstützen grundsätzlich jede Initiative, die zur Völkerverständigung<br />
Europas dient. (Abg. Dr. Van der Bellen: Oje!) Oje? Wieso sagen Sie das?<br />
(Abg. Dr. Van der Bellen: Grundsätzlich!) Es ist so! Wir unterstützen grundsätzlich<br />
alles, was zur Völkerverständigung in Europa dient, und in diesem Fall ganz besonders,<br />
weil (Abg. Dr. Van der Bellen: Aber?) – ohne Aber – Tschechien, und damit<br />
Böhmen und Mähren, mit Österreich aufgrund mehrerer Jahrhunderte gemeinsamer<br />
Geschichte in der Habsburgermonarchie außerordentlich verbunden ist.