Stenographisches Protokoll - Andrea Gessl-Ranftl
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Nationalrat, XXIV. GP 12. März 2009 17. Sitzung / 185<br />
Abgeordneter Dr. Alexander Van der Bellen<br />
Zum Beispiel: Manchmal, wenn ich spät am Abend im Parlament sitze und ich mich<br />
über irgendetwas ärgere – Ihnen geht es sicherlich genauso –, fällt mir ein Kaunertaler<br />
Spruch ein, der das gut trifft: „Do wersch manchmol hirewiati!“ – wörtlich übersetzt<br />
„hirnwütig“, heißt so viel wie „narrisch“. (Heiterkeit des Redners.) Ich finde, das hat<br />
seine ganz eigene Klangfarbe, eine ganz eigene Idiomatik, entspricht sozusagen den<br />
Stammesverhältnissen dort im Kaunertal, wobei die Mundarten von Tal zu Tal<br />
unterschiedlich sind.<br />
Ich erzähle nur die Tiroler Geschichte, weil ich sie gut kenne. Ich weiß noch, wie ich als<br />
Halbwüchsiger vom Kaunertal ins hintere Ötztal gereist bin – das ist das übernächste<br />
Tal, östlich – und die Leute nicht verstanden habe! Auch das waren Tiroler, auch das<br />
waren Bergbewohner, aber ich habe sie schlicht nicht verstanden. Man muss ein Jahr<br />
üben, dort leben, verstehen, dann geht es, wie mit jeder anderen Fremdsprache auch.<br />
Das sind Fremdsprachen hier im Land, aber unsere eigenen! Ich finde, wir sollten<br />
etwas tun für dieses wichtige immaterielle Kulturerbe! – Danke. (Allgemeiner Beifall.)<br />
18.02<br />
Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Glaser. – Bitte.<br />
18.02<br />
Abgeordneter Franz Glaser (ÖVP): Herr Präsident! Herr Außenminister! Geschätzte<br />
Kolleginnen und Kollegen! Wir ratifizieren heute eine Konvention zur Erhaltung des<br />
immateriellen Kulturerbes. Das ist aus meiner Sicht ein sehr wichtiger Schritt, denn<br />
gerade kleinere Gruppen – und ich glaube, darum geht es hauptsächlich –, haben es<br />
oft schwer, ihr Kulturgut und ihre Sprache zu erhalten.<br />
Herr Professor Van der Bellen hat gerade gemeint, er glaube, dass das nur Papier sei<br />
und dass für die Sprachen, die wir sprechen, nichts getan werde. Er lebt zwar im<br />
Burgenland, weiß aber offenbar nicht, dass es dort den Hianzenverein gibt. Herr Professor,<br />
als halber Südburgenländer wissen Sie wahrscheinlich nicht, dass vom ehemaligen<br />
burgenländischen Landtagspräsidenten, DDr. Schranz der Hianzenverein<br />
gegründet wurde, und zwar zur Erhaltung des Hianzischen, sprich: des südburgenländischen<br />
Dialektes. (Abg. Dr. Van der Bellen: Sehr gut!)<br />
Ich darf Ihnen vielleicht das Schlagwort dieses Vereins übermitteln, das da heißt: „tuits,<br />
na tuits“ – Ich hoffe, Sie werden wissen, was das heißt. Tuats nur, tuats! Ich weiß gar<br />
nicht, wie man es ins Hochdeutsche übersetzen würde, jedenfalls heißt es soviel wie:<br />
Arbeitets weiter, tuats weiter! (Abg. Großruck: Lei lossn!) Ich glaube, es gibt in diesen<br />
Regionen sehr viele Unternehmungen, Vereinigungen, Personen, die sich mit der<br />
Sprache beschäftigen, was ich großartig und absolut wichtig finde.<br />
Wichtig ist das zum Beispiel auch für das Burgenlandkroatische. Vor einigen Tagen<br />
habe ich in der Zeitung gelesen, dass es eine Statistik gefährdeter Sprachen in Europa<br />
gibt, wobei konkret das Burgenlandkroatische angeführt wurde. Man kann also vieles<br />
wahrnehmen, was die Notwendigkeit dieser Konvention unterstreicht, damit wir nämlich<br />
dieses immaterielle Kulturerbe erhalten; wobei es meines Erachtens nicht nur darum<br />
geht, das einfach festzuschreiben und festzuhalten, sondern auch darum, es entsprechend<br />
zu fördern und zu unterstützen!<br />
In diesem Zusammenhang glaube ich, dass diese Konvention nicht nur Papier ist,<br />
sondern auch brauchbare Ansätze enthält, sodass daraus konkret etwas werden kann,<br />
denn in dieser Konvention sind rechtliche, strukturelle und finanzielle Maßnahmen<br />
vorgesehen. Es wird damit im Völkerrecht der Tatbestand verankert, dass es den<br />
Schutz des immateriellen Kulturerbes geben soll; es gibt aber andererseits durchaus<br />
auch Ansätze, dass es einen Fonds und entsprechende Strukturen geben soll, die das<br />
verwalten. Es ist, glaube ich, absolut wichtig und für jeden von uns verständlich, dass