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Stenographisches Protokoll - Andrea Gessl-Ranftl

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208 / 17. Sitzung 12. März 2009 Nationalrat, XXIV. GP<br />

Präsident Mag. Dr. Martin Graf<br />

Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete<br />

Mag. Schwentner. Gewünschte Redezeit: 4 Minuten. – Bitte.<br />

19.25<br />

Abgeordnete Mag. Judith Schwentner (Grüne): Herr Präsident! Herr Rechnungshofpräsident!<br />

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Die österreichische Frauenpolitik<br />

und der österreichische Fußball haben etwas gemeinsam: In beiden Sparten spielt<br />

Österreich in der untersten Liga. Wir stehen international an 121. Stelle von 130 Ländern,<br />

was die Einkommensdifferenz von Frauen und Männern anbelangt. Wir stehen<br />

im EU-Vergleich, wie wir es heute schon öfter gehört haben, an 26. Stelle von<br />

27 Ländern und damit an vorletzter Stelle. Die Frauenpolitik hat offensichtlich das<br />

gleiche Dilemma und braucht das Gleiche wie der österreichische Fußball: eine gute<br />

Trainerin! Und das seit Jahren, ja seit Jahrzehnten, würde ich behaupten. (Beifall bei<br />

den Grünen.)<br />

Deshalb ist es auch verwunderlich, dass die Kollegin von der ÖVP meinte, es müsse<br />

jetzt ganz dringend etwas passieren, zumal wir alle genau wissen, dass schon vor<br />

Jahrzehnten etwas hätte passieren müssen, aber eben leider nichts passiert ist.<br />

Wenn man sich diesen Bericht des Rechnungshofes anschaut und dabei lediglich die<br />

Überschriften liest, dann sieht man schon daran, dass er unter anderem ein wirklich<br />

alarmierendes Dokument von verfehlter Frauenpolitik ist, denn da steht: Frauen verdienen<br />

in allen Beschäftigungsgruppen weniger; Frauen sind überproportional in<br />

Branchen mit niedrigen Einkommen tätig, und auch innerhalb der Branchen verdienen<br />

Frauen weniger als Männer; überproportionale Beschäftigung von Frauen in Hilfs- und<br />

Dienstleistungstätigkeiten; geringer Anteil von Frauen in Führungspositionen; die Teilzeitarbeit<br />

ist ein weibliches Phänomen.<br />

Das waren jetzt nur die Überschriften – und es ist eigentlich erbärmlich, was schon aus<br />

diesen herauszulesen ist.<br />

Es ist zudem interessant, wann der Bericht des Rechnungshofes erscheint, und zwar<br />

dann, wenn sich Österreich im Tiefschlaf befindet, nämlich zwischen Weihnachten und<br />

Neujahr. Das heißt, es gab wenig Möglichkeit, die Ergebnisse der Prüfungstätigkeit des<br />

Rechnungshofes zu diskutieren. Und auch jetzt ist es Abend, und es scheint nur mehr<br />

wenige zu berühren, dass es wirklich eklatante Einkommensdifferenzen zwischen<br />

Frauen und Männern in unserem Land gibt.<br />

Die Ergebnisse der Prüfungstätigkeit des Rechnungshofes fallen aber nicht plötzlich<br />

vom Himmel, sondern diese Fakten gibt es schon seit Jahrzehnten. Es gibt schon<br />

jahrelang eine große Einkommensdifferenz zwischen Männern und Frauen als Folge<br />

einer verfehlten Frauenpolitik.<br />

Unzählige Versprechungen zum Internationalen Frauentag helfen uns da leider nur<br />

wenig, sind uns da wenig Trost, wenn nur drei Tage nach den unzähligen Versprechungen<br />

eine Steuerreform beschlossen wird, die 1,7 Millionen Frauen einfach<br />

nicht berücksichtigt, nämlich 1,7 Millionen Frauen, die unterhalb der Lohnsteuergrenze<br />

sind und daher nichts von der Steuerreform haben.<br />

Trotz der wirtschaftlich guten Zeiten war es so, dass 2007 die Einkommensunterschiede<br />

zwischen Männern und Frauen stark gewachsen sind. Jetzt stehen wir<br />

vor einer massiven Wirtschaftskrise, und man fragt sich: Wie wird sich das weiterentwickeln,<br />

wenn nicht ganz schnell etwas passiert, wenn nicht konkrete Maßnahmen<br />

durchgesetzt werden und wenn nicht ein Nationaler Aktionsplan so schnell wie möglich<br />

mit verbindlichen Handlungsaufträgen auf dem Tisch liegt? (Beifall bei den Grünen.)<br />

Konjunkturpakete, die nicht nur aus Umweltgründen, wie in den siebziger Jahren,<br />

geschnürt werden und in erster Linie die Bauwirtschaft berücksichtigen, kommen den

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