Stenographisches Protokoll - Andrea Gessl-Ranftl
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Nationalrat, XXIV. GP 12. März 2009 17. Sitzung / 35<br />
Abgeordnete <strong>Andrea</strong> <strong>Gessl</strong>-<strong>Ranftl</strong><br />
zuheben sind die Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten sowie die Erhöhung der<br />
Zuverdienstgrenzen bei Ehefrauen mit Kindern. Diese Steuerreform soll unter anderem<br />
die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern und eine Steigerung der Chancen<br />
für Frauen bringen.<br />
Daher meine Frage an Sie, Frau Ministerin: Welche zusätzlichen Maßnahmen sind<br />
neben der Steuerentlastung notwendig, um eine weitere Erhöhung der Frauenerwerbstätigkeit<br />
zu ermöglichen?<br />
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Bundesministerin, bitte.<br />
Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst Gabriele Heinisch-Hosek:<br />
Vielleicht nur zum EU-Durchschnitt: Im EU-Schnitt wäre das Ziel 60 Prozent Frauenerwerbsbeteiligung<br />
– er liegt jetzt bei 58,4 Prozent, glaube ich. In Österreich sind wir<br />
bei über 64 Prozent. Das ist aber nur quantitativ zu sehen und nicht allein qualitativ,<br />
und mir ist Qualität auch sehr wichtig.<br />
Das heißt, wenn die Frauenerwerbsbeteiligung jetzt schon über dem EU-Durchschnitt<br />
ist, ist das deswegen so, weil sehr viele Frauen teilzeitbeschäftigt sind. Das heißt, das<br />
Ziel von der Teilzeit in die Vollzeit ist eines der wichtigsten.<br />
Aber die Frauenerwerbstätigkeit zu erhöhen ist am besten möglich, wenn wir schon bei<br />
den Mädchen beginnen. Ich möchte einladen und hinweisen – es machen ja sehr, sehr<br />
viele in ganz Österreich mit – auf den 23. April, auf den Girls’ Day, bei dem Mädchen<br />
dazu motiviert werden sollen, auch in technische Berufe zu schnuppern und sich die<br />
Gehaltsunterschiede dort schon anzuschauen: Ein Friseur-Lehrling bekommt so viel,<br />
ein Mechaniker-Lehrling bekommt um 500 € mehr zum Beispiel. Dazu motivieren und<br />
hier zu beginnen ist ein erster Schritt. – Mehr Zeit habe ich jetzt nicht.<br />
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Frau Abgeordnete<br />
Tamandl.<br />
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Frau Bundesministerin, wir haben es heute<br />
schon ein paar Mal angesprochen, wir haben gestern die Steuerreform beschlossen,<br />
mit einem Familienpaket, aber auch mit einer kräftigen Tarifentlastung in der Höhe von<br />
2,3 Milliarden €.<br />
Meine Frage geht auch in die Richtung meiner Vorrednerin, und zwar: Glauben Sie,<br />
dass wir mit dieser Steuerreform einen Steuerungsmechanismus eingezogen haben,<br />
der gerade die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglicht, beziehungsweise<br />
glauben Sie, dass junge Frauen jetzt doch mehr Mut zum Kind haben, wenn sie<br />
merken, dass wir diese Maßnahmen mit der Steuerreform eingeführt haben?<br />
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Bundesministerin, bitte.<br />
Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst Gabriele Heinisch-Hosek:<br />
Tatsache ist – da erzähle ich auch nichts Neues –, dass es in den Ländern, in denen<br />
die Frauenerwerbsbeteiligung sehr hoch ist und es auch eine gute Kinderbetreuung<br />
gibt, auch eine höhere Zahl an Kindern gibt, die Frauen haben. Das heißt, wo all diese<br />
Faktoren zusammentreffen, ist der Mut zum Kind da, sagt man Ja zum Kind.<br />
Ich glaube sehr wohl, dass, wenn wir das einkommensabhängige Kinderbetreuungsgeld<br />
durchgesetzt haben werden, mehr Frauen, aber auch mehr Männer die<br />
Gelegenheit ergreifen werden, in Karenz zu gehen. Was heißt das? Wenn mehr<br />
Männer in Karenz gehen, können Frauen früher wieder in den Beruf einsteigen. Das<br />
Argument, das wir alle kennen, dass es ja das Geld ist, und weil er mehr verdient, kann<br />
man es sich als Familie nicht leisten, dass er zu Hause bleibt, dieses Argument kann<br />
damit entkräftet werden.