Stenographisches Protokoll - Andrea Gessl-Ranftl
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210 / 17. Sitzung 12. März 2009 Nationalrat, XXIV. GP<br />
Abgeordneter Mag. Josef Lettenbichler<br />
Bei den unselbständig Beschäftigen liegt Tirol im Bundesländervergleich an letzter<br />
Stelle mit einem durchschnittlichen Einkommen in der Höhe von rund 21 900 €. Das<br />
sind fast 2 000 € Differenz zum Österreichdurchschnitt. Diese Zahlen kann ich so nicht<br />
im Raum stehen lassen, denn Tirol hat in den vergangenen Jahren nachweislich ein<br />
größeres Wirtschaftswachstum gehabt als Gesamtösterreich. Wir hatten bei der<br />
Arbeitslosigkeit, gemeinsam mit Oberösterreich und alternierend mit Salzburg, die<br />
niedrigsten Raten. Wir hatten Rekordbeschäftigung.<br />
Dazu muss man wissen, dass Tirol das Tourismusland Nummer eins ist. Wir verzeichnen<br />
mehr Nächtigungen als Griechenland. Das Zillertal alleine hat mehr Nächtigungen<br />
als das Burgenland. Erfreulicherweise finden Zehntausende Menschen auch<br />
in den zahlreichen Seitentälern in der Freizeitwirtschaft ihr berufliches Auskommen,<br />
und da vor allem in der Saisonbeschäftigung, und zwar im Winter.<br />
Hier kommt es in der statistischen Erhebung doch zu einer erheblichen Verzerrung. So<br />
wird zum Beispiel das Einkommen eines deutschen Saisonniers, etwa eines Kellners<br />
auf einer Schihütte, welches er nur für vier Monate bezogen hat, für die statistische<br />
Erhebung auf das gesamte Jahr umgelegt, und diese Verzerrung passiert in der<br />
Statistik tausendfach.<br />
Man braucht kein großer Rechner zu sein, um festzustellen, dass aus einem tatsächlichen<br />
Monatseinkommen von etwa 3 000 € brutto dann, wenn es auf ein ganzes<br />
Jahr umgelegt wird, plötzlich nur mehr 1 250 € pro Monat werden. Hält man sich vor<br />
Augen, dass die Versicherungsdauer einer im Tourismus beschäftigten Person in Tirol<br />
im Durchschnitt bei 173 Tagen liegt, dann weiß man, zu welchen Verzerrungen es hier<br />
kommt.<br />
Das Bedauerliche daran ist, dass mit diesen Zahlen Politik gemacht wird. So ging in<br />
Tirol ein ehemaliger Arbeiterkammerpräsident und ein im Nationalratswahlkampf kläglich<br />
Gescheiterter mit der Aussage: In Tirol verdient man am wenigsten, hausieren und<br />
stellte Tirol regelrecht als Armenhaus Österreichs dar. Dieses kümmerliche Schauspiel<br />
wiederholt sich nun leider auch im gerade stattfindenden AK-Wahlkampf. Aber das<br />
stimmt so nicht, und dagegen verwahre ich mich.<br />
Die Tiroler Wirtschaft und Industrie ist ein guter Arbeitgeber und bezahlt ihre Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter nicht schlechter als irgendwo anders in Österreich. Den<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Rechnungshofes ist hiebei jedoch kein Vorwurf<br />
zu machen, denn sie setzen lediglich die Berechnungen laut den vorgegebenen<br />
gesetzlichen Kriterien um.<br />
Wir als Parlamentarier sind da hingegen gefordert. Wir sollten uns Gedanken darüber<br />
machen, ob es nicht bessere Berechnungsmethoden gibt, die auch die tatsächliche<br />
Situation wiedergeben. Ich ersuche Sie dabei um Ihre Mithilfe. – Danke. (Beifall bei der<br />
ÖVP.)<br />
19.34<br />
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter<br />
Mag. Kogler. Redezeit: 4 Minuten. – Bitte.<br />
19.34<br />
Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Herr Präsident! Herr Rechnungshofpräsident,<br />
dieser Bericht ist im Wesentlichen ein statistisches Werk, das zwar immer<br />
besser von Ihrem Haus aufbereitet wird, was aber, wie noch nicht erwähnt wurde, in<br />
einer durchaus zufriedenstellenden und sehr guten Zusammenarbeit mit der Statistik<br />
Austria passiert. Das sei auch hier im Haus anerkannt.