Stenographisches Protokoll - Andrea Gessl-Ranftl
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Nationalrat, XXIV. GP 12. März 2009 17. Sitzung / 211<br />
Abgeordneter Mag. Werner Kogler<br />
Wir hier sind es ja, die Sie, den Rechnungshof, dazu verdonnert haben, diese Berichte<br />
zu legen. Aber auch hier gilt wieder: Nach anfänglicher Skepsis stellen wir fest, dass<br />
das ein wunderbarer statistischer Apparat zur Politikberatung ist. Dafür vielen Dank!<br />
Nun gleich zu den inhaltlichen Aussagen, die wir aus diesem Bericht herauslesen<br />
können.<br />
Die Frage des „Gender Gap“ im Einkommen ist schon releviert worden, aber das, was<br />
man in der ganzen dramatischen Entwicklung, in der Dynamik auch sehr gut sehen<br />
kann, sind die Realeinkommensverteilungen, und zwar durchaus auch netto, also nach<br />
Abzug der Steuer, und da stellen wir fest, dass das untere Dezil, dass die untersten<br />
10 Prozent nicht nur eine Stagnation wie vor fünf oder vor zehn Jahren aufweisen,<br />
sondern wirklich real abnehmen, also auch nach Abzug der Steuer.<br />
Da sind wir wieder bei dem Punkt angelangt, wo wir gestern waren: dass die Steuerreform<br />
für diese Einkommensgruppe gar nichts tut. Das geht definitorisch gar nicht,<br />
weil in diesem Bereich gar keine Steuersenkung mehr erfolgen kann.<br />
Das zweite Auffällige ist, dass jene Anteile an den Erwerbstätigen, die jetzt schon seit<br />
fünf bis zehn Jahren in ihrem Einkommen stagnieren, immer größer werden. Mittlerweile<br />
sind wir bei einem Drittel, fast bei 40 Prozent angelangt, wo gilt, dass in den<br />
letzten Jahren nichts mehr hinzugekommen ist.<br />
Jetzt ist mit der starken Senkung der Inflationsrate, die für dieses Jahr erwartet wird,<br />
und mit der Wirkung der Steuerreform in diesen Einkommensbereichen schon eine<br />
Verbesserung zu erwarten. Okay! Aber grosso modo sind die Trends eindeutig. Das<br />
kann man aus diesem Bericht gut herauslesen. Das war aber nicht beabsichtigt.<br />
Ich sage es noch einmal: Das ist ein wunderbarer politischer Beratungsapparat!<br />
Letzter Punkt in diesem Zusammenhang: Wir haben heute hier in der Früh die<br />
Frauenministerin in der Fragestunde befragt, und sie hat darauf verwiesen, dass sie<br />
einen Anstecker hat, an welchem erkennbar ist, dass 1 € Einkommen für einen Mann<br />
ein wesentlich geringeres Einkommen als für eine Frau bedeutet. Wie man das jetzt<br />
auch immer berechnen mag, ohne Bereinigung – Vollzeitäquivalent, Teilzeitäquivalent<br />
– sind es überhaupt nur 60 Prozent plus/minus, und im bereinigten Bereich sind<br />
es immer noch 22 Prozent weniger. Wir wissen, dass das verschiedenste Ursachen<br />
hat. Ich brauche sie hier nicht zu wiederholen. Aber so viel sollte schon einmal klar<br />
werden: dass die Maßnahmen der Politik zumindest eine Trendwende einleiten<br />
müssen.<br />
Jetzt ist es so, dass wir feststellen müssen, auch wenn es gegenüber dem letzten<br />
Bericht nur 1 Prozent war, so hat es sich doch noch verschlechtert. Ich betone: Es hat<br />
sich verschlechtert! Das, meine Damen und Herren, kann es ja wohl nicht sein.<br />
Eine kleine parteipolitische Schlussbemerkung noch: Ich verstehe überhaupt nicht, wie<br />
Sie mit dem Finger auf die grüne Fraktion zeigen können oder wollen, weil wir eine<br />
Quotenregelung haben oder vielleicht sogar jetzt einmal eine Vorsitzende in der Partei.<br />
In vielen gesellschaftlichen Bereichen – und das zeigt eine hundertjährige statistische<br />
Erfassung – ist es zwingend notwendig, dass etwas weitergeht. Also insofern erkläre<br />
ich die grüne Fraktion für das Normale – und die anderen sollen einmal schauen, wo<br />
sie sich einordnen. (Beifall bei den Grünen.)<br />
19.38<br />
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu Wort gelangt nun der Herr Präsident des Rechnungshofes<br />
Dr. Moser. Ich erteile es ihm.