Stenographisches Protokoll - Andrea Gessl-Ranftl
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Nationalrat, XXIV. GP 12. März 2009 17. Sitzung / 223<br />
Präsidentin Mag. Barbara Prammer<br />
Präsidentin Mag. Barbara Prammer (den Vorsitz übernehmend): Nächste Rednerin:<br />
Frau Abgeordnete Mag. Lohfeyer. 2 Minuten. – Bitte.<br />
20.15<br />
Abgeordnete Mag. Rosa Lohfeyer (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen<br />
und Herren! Herr Rosenkranz, wir haben da einen ganz anderen Zugang. In der<br />
Begründung Ihres Antrags steht unter anderem, dass, wenn Schüler aus verschiedenen<br />
Sprach- und Kulturkreisen in verschiedenen, Schülern und Lehrern nicht<br />
verständlichen Sprachen sprechen, soziale Konflikte vorprogrammiert seien. Weiter<br />
heißt es, dass die Ordnung und Disziplin in Schulen dann nur mehr schwer aufrechtzuerhalten<br />
seien.<br />
Ich glaube, soziale Konflikte in Schulen lassen sich sicherlich nicht durch derartige<br />
Verordnungen verhindern, sondern vielmehr dadurch, dass wir Voraussetzungen zur<br />
besseren Verständigung verschiedener Kulturen auf sprachlicher und auch sozialer<br />
Ebene schaffen.<br />
Natürlich soll es eine Verbesserung der Sprachkenntnisse geben, aber auch gemeinsame<br />
Projekte in Schulen, Jugendzentren und an anderen Orten, in denen Kinder und<br />
Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund, aus verschiedenen Kulturen und<br />
Ethnien, einander wertschätzend begegnen, voneinander lernen und sich gegenseitig<br />
unterstützen.<br />
Wir Sozialdemokraten stehen für das Fordern von und Ermutigen zu sozialer Vielfalt –<br />
und nicht für Kontrolle und Verbot. Schließlich ist es Bildung, die Zukunft schafft. Wir<br />
sind für Startchancen für alle Kinder und Jugendlichen, wie zum Beispiel durch mehr<br />
vorschulische Bildung, Ausbau der Deutschkurse, mehr LehrerInnen mit Migrationshintergrund,<br />
muttersprachlichen Unterricht, weil die Alphabetisierung in der Muttersprache<br />
auch wichtig ist für den Erwerb einer zweiten Sprache. Wir sind für Schulpartnerschaften,<br />
die einen Beitrag zur Integration leisten.<br />
Natürlich sind gute Deutschkenntnisse von großer Bedeutung. Ich glaube aber nicht,<br />
dass sich dies mit einer Verpflichtung zum Deutschsprechen herbeizwingen lässt. Das<br />
löst die wirklichen sozialen Probleme sicher nicht! (Beifall bei der SPÖ.)<br />
20.17<br />
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Amon gelangt nun zu Wort.<br />
2 Minuten. – Bitte.<br />
20.17<br />
Abgeordneter Werner Amon, MBA (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Ich weiß<br />
nicht, wie ernst der Antrag wirklich gemeint ist. Man hätte sich dem ernsthaft nähern<br />
können, wenn Sie zum Beispiel einen Antrag gestellt hätten, gemäß welchem die<br />
Frage der Unterrichtssprache in irgendeiner Art und Weise mit der Schulreife verquickt<br />
wird. Dann hätte man sich ernsthaft damit auseinandersetzen können.<br />
Das war im Übrigen schon bei der Einführung der Schulpflicht ein Thema. Bereits unter<br />
Maria Theresia hat man sich die Frage gestellt, ob die Unterrichtssprache nicht<br />
Bestandteil der Schulreife werden soll. Man hat das damals aber sehr bewusst nicht<br />
getan, denn dann hätte man wahrscheinlich manche Kinder nie ins Bildungssystem<br />
bekommen. Und genau das ist auch der Grund, warum man sich für ein ausdrückliches<br />
Bekenntnis zur Unterrichtssprache Deutsch entschieden hat, die nicht Bestandteil der<br />
Schulreife ist, um festzustellen, wann die Schulpflicht beginnt. Das ist ein sehr interessanter<br />
Punkt.<br />
Jetzt hier eine Schulsprache einzuführen und die Kinder gleichsam dazu anzuhalten,<br />
diese zu sprechen, wenn sie aus unterschiedlichen Kulturkreisen zu uns kommen und