Stenographisches Protokoll - Andrea Gessl-Ranftl
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84 / 17. Sitzung 12. März 2009 Nationalrat, XXIV. GP<br />
Abgeordnete Mag. Gisela Wurm<br />
Frauenhandel, sehr geehrte Damen und Herren, ist eine Menschenrechtsverletzung,<br />
und der Schutz der Opfer muss an erster Stelle stehen! (Beifall bei SPÖ und FPÖ.)<br />
Das gilt auch dann, wenn die Betroffenen kaum sichtbar sind, keinen Zugang zu ihren<br />
Rechten haben und nicht den Regeln legaler Zuwanderung gefolgt sind. Das konnten<br />
sie nämlich nicht! Und das wird in diesem neuen Gesetz berücksichtigt. Das ist ein<br />
wichtiger Schritt zur Verwirklichung der Menschenrechte auch in diesem Bereich.<br />
(Beifall bei der SPÖ.)<br />
Sehr geehrte Damen und Herren! Wer Frauenhändlern zum Opfer gefallen ist, braucht<br />
besonderen Schutz, braucht einen sicheren Aufenthaltsort und braucht professionelle<br />
Begleitung. (Beifall bei den Grünen.)<br />
Der erste Schritt dazu ist hier mit diesem humanitären Aufenthaltsrecht getan. Wir<br />
können stolz darauf sein, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)<br />
Ein weiterer wichtiger Grund für die Gewährung des Aufenthaltsrechts ist Gewalt in der<br />
Familie. Die Zahlen der Interventionsstellen sprechen eine deutliche Sprache. Und<br />
wenn man sich das genauer anschaut, sieht man, dass zirka ein Drittel der Klientinnen<br />
in den Frauenhäusern Migrationshintergrund haben. Das ist ein wichtiges Zeichen<br />
auch insofern, als nämlich jetzt auch in Migrationsfamilien darüber gesprochen wird<br />
und sich die Frauen das nicht mehr gefallen lassen, wenn sie zu Hause geschlagen<br />
werden. (Ruf bei der FPÖ: Ach so, wirklich?!)<br />
Wirksamer Schutz vor Gewalt beginnt mit einer rechtlichen und sozial ausreichenden<br />
Absicherung. Die Entscheidung von Migrantinnen, sich von Gewalttätern zu trennen, ist<br />
oft viel schwieriger als bei sogenannten einheimischen Frauen, weil sie sich oft in einer<br />
ökonomisch sehr schwierigen Situation befinden, weil sie nur ein geringes Einkommen<br />
haben. Es ist daher notwendig, dass wir einen eigenen Aufenthaltstitel gewähren,<br />
damit auch diese Frauen sich aus Gewaltverhältnissen lösen können. Ich bin überzeugt<br />
davon, dass mit dieser Gesetzwerdung ein wichtiger humanitärer Schritt gesetzt<br />
wird, ein weiterer Schritt zur Hebung unseres Standards bei den Menschenrechten. Ich<br />
bin stolz darauf! (Beifall bei der SPÖ sowie der Abgeordneten Franz und Steibl.)<br />
12.32<br />
Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Musiol. –<br />
Bitte.<br />
12.32<br />
Abgeordnete Mag. Daniela Musiol (Grüne): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr<br />
geehrte BesucherInnen auf den Galerien! Sehr geehrte ZuseherInnen vor den Fernsehschirmen!<br />
Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! – Bertolt Brecht.<br />
(Abg. Scheibner: Was meinen Sie damit?)<br />
Frau Ministerin, es überrascht nicht, dass Bürgerinnen und Bürger, NGOs und Initiativen,<br />
die tagtäglich mit Betroffenen arbeiten, die tagtäglich mit den Härtefällen, die<br />
unsere Gesetze produzieren, zu tun haben, hier zu anderen Mitteln greifen müssen.<br />
(Abg. Scheibner: Meinen Sie damit etwa die DemonstrantInnen von vorhin? Sind Sie<br />
etwa dafür?)<br />
Wie Sie mit den ExpertInnen im Hearing umgegangen sind, wie wenig Sie die Rückmeldungen<br />
dieser ExpertInnen berücksichtigt haben, ist beschämend. Ich hoffe, dass<br />
auch diese Aktion hier Sie zu einem Umdenken bewegen wird. (Abg. Scheibner: Das<br />
ist ja ungeheuerlich! Das ist ein Skandal!)<br />
Ich möchte jetzt konkret auf unser Thema zurückkommen und möchte hier auch eine<br />
andere Art der Betrachtungsweise anstellen, und zwar in Form einer differenzierten<br />
Herangehensweise. Sie, die Kolleginnen und Kollegen von FPÖ und BZÖ, muten uns