Stenographisches Protokoll - Andrea Gessl-Ranftl
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68 / 17. Sitzung 12. März 2009 Nationalrat, XXIV. GP<br />
Bundesministerin für Inneres Mag. Dr. Maria Theresia Fekter<br />
tären Gründe in die Regelverfahren des Fremdenrechtes eingebaut und kein zusätzliches<br />
Verfahren, keine neuen Antragsmarathons, Prozeduren, Kettenanträge zugelassen.<br />
Wir prüfen die humanitären Gründe in dem jeweiligen Verfahren gleich mit, und<br />
das beschleunigt die Verfahren. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der<br />
SPÖ.)<br />
Das heißt, wenn ein Asylverfahren läuft, wenn eine Aufenthalts- oder Niederlassungsbewilligung<br />
beantragt worden ist, aber auch im Abschiebe- und Ausweisungsverfahren<br />
wird geprüft, ob humanitäre Gründe vorliegen. Was sind humanitäre Gründe? – Hier<br />
haben wir uns ganz klar an den Verfassungsgerichtshof gehalten, der diese Kriterien<br />
entwickelt hat.<br />
Es geht um Art und Dauer des bisherigen Aufenthalts, und es geht insbesondere<br />
darum, ob dieser Aufenthalt rechtswidrig war. (Abg. Strache: Rechtswidrig! Sie<br />
bestätigen es!) Herr Kollege Strache, hätten Sie das Gesetz genau gelesen, dann<br />
wüssten Sie, dass wir damit nicht die Rechtswidrigkeit legalisieren, denn für den<br />
humanitären Aufenthalt muss die Aufenthaltsdauer rechtswidrig gewesen sein, die man<br />
hier ins Treffen führt. (Abg. Strache: Rechtswidrig! Das ist die Bestätigung!) –<br />
Entschuldigung, rechtskräftig! Dieser Aufenthalt, den man geltend macht für die<br />
humanitären Gründe, muss rechtskonform gewesen sein. Wenn er überwiegend<br />
rechtswidrig war, dann gibt es keine ... – (Abg. Strache: Zum Teil rechtswidrig!)<br />
Natürlich, aber zum Teil kann er auch rechtskonform gewesen sein. Aber wenn er<br />
überwiegend rechtswidrig war, gibt es keinen humanitären Aufenthalt. (Beifall bei ÖVP<br />
und SPÖ. – Abg. Strache: Das ist absurd!)<br />
Das heißt, wer sich hier bei uns illegal durchschwindelt, wird nicht belohnt. Senden Sie<br />
nicht solche Signale an die Bevölkerung (Abg. Strache: Sie senden das mit dem<br />
Gesetz!), senden Sie nicht solche Signale an die Schlepperorganisationen, damit nicht<br />
der Eindruck entsteht, man muss nur lange genug illegal in Österreich gewesen sein,<br />
dann bekommt man einen humanitären Aufenthalt! Mit diesem Gesetz ist das nicht der<br />
Fall! (Beifall bei ÖVP und SPÖ. – Abg. Strache: Sie senden das mit dem Gesetz!)<br />
Es wird der Grad der Integration geprüft, es wird das Bestehen eines Familienlebens<br />
geprüft, und zwar hier in Österreich. Es besteht nämlich kein Rechtsanspruch darauf,<br />
dass das Familienleben unbedingt in Österreich stattzufinden hat. Die Familienzusammenführung<br />
kann sehr wohl auch im Herkunftsland geschehen. – Das wird im<br />
Hinblick auf die humanitären Kriterien detailliert geprüft.<br />
Es muss die strafgerichtliche Unbescholtenheit vorliegen, und es darf keine Verstöße<br />
gegen die öffentliche Ordnung gegeben haben. Und es muss, Herr Strache, insbesondere<br />
bei der Frage des Privat- und Familienlebens des Fremden geprüft werden, zu<br />
welchem Zeitpunkt diese Aufenthaltsdauer entstand. Wenn beispielsweise Familien<br />
schon 2002 gewusst haben, dass ihr Aufenthalt in Österreich niemals wird rechtens<br />
sein können (Abg. Strache: Die Familie Zogaj zum Beispiel!), dann können sie nicht<br />
geltend machen, dass sie schon so lange da sind. Das hat der Europäische Gerichtshof<br />
für Menschenrechte so judiziert (Abg. Strache: Okay, das ist gut!), und die<br />
Behörden werden das genau so vollziehen. (Abg. Strache: Und warum schieben Sie<br />
die Familie Zogaj nicht ab?)<br />
Wenn Sie in den Erläuternden Bemerkungen nachlesen, dann werden Sie sehen, dass<br />
wir in diesem Bleiberecht nicht automatisch vorgehen, sondern die Aufenthaltsgründe<br />
im Einzelfall prüfen. Die Familie Zogaj hat derzeit ein Asylverfahren laufen (Abg.<br />
Strache: Das wie vielte? Das vierte?), das heißt, derzeit ist keine Abschiebung<br />
anstehend, aber in diesem Asylverfahren werden diese humanitären Gründe automatisch<br />
mitgeprüft, und zwar nach den Kriterien, wie ich sie jetzt vorgetragen habe.