Stenographisches Protokoll - Andrea Gessl-Ranftl
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218 / 17. Sitzung 12. März 2009 Nationalrat, XXIV. GP<br />
Abgeordnete Mag. Christine Muttonen<br />
Im Antrag selbst wird in der Begründung auf das französische Sprachschutzgesetz<br />
hingewiesen, das, soviel ich weiß, in der Übersetzung heißt: Gesetz über die Verwendung<br />
der französischen Sprache. Ich bin auch schon neugierig, wie Sie damit umgehen<br />
würden. Wie wollen Sie zum Beispiel, wenn Sie jetzt alles auf Deutsch haben wollen,<br />
„Pommes frites“ und „Ketchup“ übersetzen? Wie wollen Sie das Wort „Airbag“ übersetzen?<br />
Vielleicht mit „Luftsack“?<br />
Außerdem: Schauen Sie sich einmal die Lehnwörter im Deutschen an, dann werden<br />
Sie Augen machen und aus dem Staunen nicht mehr herauskommen, denn Sprache<br />
ist auch etwas Lebendiges. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)<br />
20.00<br />
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete<br />
Mag. Unterreiner. Gewünschte Redezeit: 2 Minuten. – Bitte.<br />
20.00<br />
Abgeordnete Mag. Heidemarie Unterreiner (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident!<br />
Sehr geehrte Damen und Herren! Frau Kollegin Muttonen, ein Sprachgesetz ist notwendig,<br />
denn das Bewahren unserer Identität ist das Gewissensthema unserer<br />
Epoche. Keine kulturelle Errungenschaft der Menschen ist in ähnlicher Weise identitätsstiftend<br />
wie die Muttersprache. Sprache ist nicht nur ein Verständigungsmittel,<br />
sondern auch ein Hort der geistigen Überlieferung; ein geistiger und ein ideeller<br />
Schatz, der von Generation zu Generation weitergegeben wird – und deswegen eben<br />
etwas Lebendiges, da gebe ich Ihnen recht. (Beifall bei der FPÖ.)<br />
Deswegen ist aber auch jede Generation verantwortlich für die Lebenskraft der<br />
Sprache. Die Sprache ist, wie mein Kollege Kurzmann schon sagte, die Trägerin des<br />
kulturellen Ausdrucks. Und die Sprache ist es, in der man denkt, in der man fühlt, in der<br />
man träumt. (Abg. Scheibner: O je!) – Nicht „o je!“ So ist das eben. Bewahren der<br />
Sprache, Schutz der Sprache ist daher für uns Freiheitliche ein ganz zentrales<br />
Anliegen. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Petzner: Beherrschen Sie sie auch?)<br />
Deswegen soll der Sprache in allen Bildungseinrichtungen – angefangen vom Elternhaus,<br />
das unserer Meinung nach auch eine Bildungseinrichtung ist, über den Kindergarten<br />
bis hin zur Universität – eine herausragende Rolle zukommen. (Abg. Huber: Sie<br />
kontrollieren das?!)<br />
Ich komme noch kurz auf die Themen Märchen, Mythen und Volkslieder zu sprechen,<br />
und ganz wichtig ist auch: Erzählen, Vorlesen, Singen sollte schon in frühester Kindheit<br />
von Bedeutung sein. Der Zugang auch zu unseren Dichtern, zu unseren Denkern ist<br />
wichtig. (Zwischenruf des Abg. Scheibner.) – Herr Kollege Scheibner, ich bin überzeugt<br />
davon, dass auch du Volkslieder singst, vielleicht manchmal unter den Linden,<br />
am Abend. Ich nehme es halt an. (Heiterkeit bei der FPÖ.)<br />
Ich glaube, dass auch das Erlernen von Gedichten wichtig ist. Das ist nämlich der<br />
sinnliche und der emotionale Zugang zur Sprache, etwas, das auch sehr wichtig ist.<br />
Auch die Beschäftigung mit der klassischen Literatur ist wichtig. (Abg. Petzner: Sie<br />
beherrschen die deutsche Sprache nicht!) Da bin ich überzeugt davon, dass auch Sie<br />
vielleicht einmal Schiller und Goethe lesen, Herr Petzner, und dass Sie Freude daran<br />
haben; das hoffe ich halt. (Abg. Strache: Das glaube ich!)<br />
Wir sind gegen eine Verluderung der deutschen Sprache und deswegen gegen<br />
Anglizismen. Ich finde es einfach lächerlich – Kollege Kurzmann hat das bereits<br />
angesprochen –, was sich diesbezüglich abspielt im ORF: „Prime Time“ heißt es da<br />
beispielsweise nur mehr und so weiter. Das ist ja nicht mehr auszuhalten. (Zwischenruf<br />
des Abg. Grosz.) – Ja, aber das muss man zulassen. (Heiterkeit bei BZÖ und SPÖ.)