Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
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2 Der Kontext der théologie sous l’arbre 100<br />
nœud vital), durch das der Ahne mit den Lebendigen in Verbindung treten und einen<br />
direkten Einfluß <strong>auf</strong> sie ausüben kann. 158<br />
Die Ahnenverehrung läßt sich nicht trennen von der globalen Sicht des Menschen und<br />
der Gesellschaft in Schwarzafrika. Diese wiederum ist fest verwurzelt im Kontext der<br />
Verwandtschaft, die allen Bereichen der traditionellen afrikanischen Gesellschaft<br />
zugrunde liegt:<br />
Die Verwandtschaft läßt sich als ein umfassendes Handlungssystem definieren,<br />
das die Individuen in <strong>einem</strong> koordinierten Netzwerk von wechselseitigen Aktionen<br />
und Reaktionen organisiert. Dies ist, wie es scheint, der Hintergrund, der<br />
die Gesamtheit von Beziehungen und Verhaltensweisen erhellt, die in Afrika<br />
die Gemeinschaft zwischen den Lebenden und den Toten zum Ausdruck bringen.<br />
159<br />
Der Kontext, in dem die Ahnenverehrung zu verstehen ist, ist also die afrikanische<br />
Familie, „die die Grundlage der Kultur ist“ 160 . Zu dieser Familie gehören auch die<br />
Toten. Der Sinn der Ahnenverehrung liegt von daher zum einen darin, die Gemeinschaftsbeziehungen<br />
zwischen den Lebenden und den Toten <strong>auf</strong>rechtzuerhalten: „Dank<br />
des Verwandtschaftssystems bleiben die Ahnen mit ihrer Familie verbunden und fahren<br />
fort, die Lebenden zu beschützen, sich um sie zu kümmern und als ihre Vermittler<br />
zu handeln. Gleichzeitig nehmen sie die Achtung und die Sorge der Lebenden entgegen.“<br />
161 Zum anderen besteht der Sinn der Ahnenverehrung darin, die Bindungen zwischen<br />
den Lebenden und die Einheit und den Zusammenhalt einer ethnischen Gruppe<br />
zu bekräftigen. Die Gelegenheiten, bei denen der Ahnen gedacht wird, sind die Geburt,<br />
die Heirat, die Agrarfeste oder auch die kritischen Momente im Leben des einzelnen<br />
oder der gesamten gesellschaftlichen Gruppe. Bei diesen Anlässen realisiert sich nicht<br />
nur die (familiäre) Gemeinschaft zwischen den Lebenden und den Toten, sondern<br />
insbesondere auch die Lebensgemeinschaft derjenigen Menschen bzw. Gruppen, die<br />
vom selben Ahnen abstammen. In diesem Zusammenhang „sind Speise und Trank, die<br />
den Ahnen dargebracht werden, Symbole der Kontinuität der Familie und des fortdauernden<br />
Kontakts“ 162 . Die familiäre Beziehung zu den Ahnen basiert in diesem Sinn <strong>auf</strong><br />
dem Glauben, „daß die zwischen den Mitgliedern einer Familie gewachsene tiefe Ge-<br />
158 Ohne die Bedeutung des Symbols für die afrikanische Kultur in Betracht zu ziehen, läßt sich also kaum<br />
die Struktur der Ahnenverehrung verstehen; zum afrikanischen Symbolismus vgl. ausführlicher Kap.<br />
2.5.<br />
159 „La parenté peut se définir comme un vaste système opératoire organisant les individus au sein d’un<br />
réseau coordonné d’actions et de réactions mutuelles. Tel est, semble-t-il, l’arrière-plan qui éclaire<br />
l’ensemble des relations et des attitudes qui traduisent en Afrique la communion entre les vivants et les<br />
morts“; ebd.<br />
160 „[...] la famille qui est la base de la culture“; a.a.O., S. 40 (Mein Glaube als Afrikaner, S. 31).<br />
161 „Grâce au système de parenté, les Ancêtres restent reliés à leurs familles et continuent à protéger les<br />
vivants, à se soucier d’eux et à agir comme leurs intermédiaires, et en même temps ils accueillent les<br />
égards et les soins des vivants“; ebd.<br />
162 „[...] la boisson et la nourriture offertes aux Ancêtres sont des Symboles de la continuité de la famille et<br />
du contact permanent“; a.a.O., S. 42 (Mein Glaube als Afrikaner, S. 33).