06.11.2013 Aufrufe

Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

2 Der Kontext der théologie sous l’arbre 86<br />

der Afrikaner spontan zur Rückkehr zu den ancestralen Traditionen, zu den Altären<br />

und den heiligen Hainen, zu toten Gewässern und Quellen, zu allen Mitteln,<br />

die Schutz gewähren, und dank derer die Gemeinschaften über Jahrhunderte<br />

hinweg gelebt haben. [...] Die Rückkehr zu alten religiösen Praktiken und<br />

zum Glauben der Ahnen in Milieus, die durch Entwurzelung und Unsicherheit<br />

gekennzeichnet sind, bestätigt die Beständigkeit eines religiösen Hintergrundes,<br />

den die Veränderungen der afrikanischen Gesellschaft nicht vollständig zerstört<br />

haben. 109<br />

Jean-Marc Ela präzisiert nun die Fragen, mit denen er sich im folgenden kritisch auseinandersetzt.<br />

Sie entzünden sich daran, daß in der modernen Welt des wissenschaftlich-technischen<br />

Fortschritts der Versuch, mittels eines Ritus <strong>auf</strong> die Realität einzuwirken,<br />

geradezu anachronistisch, wenn nicht gar reaktionär erscheint:<br />

Wenn das Werkzeug den Ritus ersetzt hat im menschlichen Bemühen um die<br />

Domestizierung der Kräfte der Natur, besteht dann nicht die Gefahr, daß das<br />

Verhalten des Afrikaners <strong>auf</strong> der Suche nach Gemeinschaft mit der Natur als eine<br />

Bremse des Fortschritts erscheint?<br />

[...] Ist mit den Anforderungen, welche die ökonomische und soziale Entwicklung<br />

stellt, nicht die Zeit des Niedergangs des Ahnenkultes gekommen? Genügt<br />

es nicht, eine neue soziale Ordnung zu errichten, die keinen Raum mehr lassen<br />

wird für die Entfremdung durch die Religion? Führt die Schwächung des Glaubens<br />

der Schwarzen in Götter und Geister nicht schließlich zur Geburt eines kritischen<br />

Bewußtseins? 110<br />

Unverkennbar steht hinter diesen Fragen, die viele ,Köpfe‘ quälen, seit „die großen<br />

Meister des Denkens“ begonnen haben, die Religion grundsätzlich in Frage zu stellen,<br />

der Einfluß der Marxschen Religionskritik. Religion ist demnach einerseits der Ausdruck<br />

von Ausbeutung und Unterdrückung - „das Seufzen der unterdrückten Kreatur“ -<br />

, dient andererseits aber zugleich dadurch deren Legitimierung, daß sie <strong>auf</strong> den göttlichen<br />

Willen verweist, der die Respektierung der herrschenden Ordnung verlangt. Dar-<br />

109 „Le rôle de la religion est prépondérant dans une société que pressent de toutes parts, en raison du faible<br />

niveau de la science et de la technique, la famine, la maladie, la mortalité, etc. ... Tout un système de<br />

rites se trouve destiné à obtenir du ciel des moissons abondantes, l’éloignement des calamités, le recul de<br />

la maladie, l’ajournement de la mort. De fait, dans la situation rurale où vivent des millions d’Africains,<br />

cultivateurs ou éleveurs, une grande partie de la vie religieuse se manifeste par ces rites. C’est de<br />

nourriture et de santé qu’il est question et à ces besoins il faut répondre en priorité par le recours à<br />

l’invisible, source de toute bénédiction et de tout bien. Devant les difficultés de l’existence, l’Africain<br />

tend à revenir spontanément aux traditions ancestrales, aux autels et aux bois sacrés, aux marigots et<br />

aux puits, à tous les moyens de protection grâce auxquels durant des siècles des collectivités ont vécu.<br />

[...] Dans les milieux marqués par la déracinement et l’insécurité, le retour aux vieilles pratiques<br />

religieuses et aux croyances ancestrales atteste la permanence d’un fonds religieux que les mutations de<br />

la société africaine n’ont pas entièrement détruit“; a.a.O., S. 53f (African Cry, S. 40f).<br />

110 „Si l’outil remplace le rite dans l’effort humain de domestication des forces de la nature, l’attitude de<br />

l’Africain en quête de communion avec la nature ne risque-t-elle pas d’apparaître comme un frein au<br />

progrès?<br />

[...] Le temps du déclin du culte des ancêtres serait-il arrivé avec les exigences imposées par le<br />

développement économique et social? Ne suffit-il pas d’instaurer un ordre social nouveau qui ne fera<br />

plus place à l’aliénation par la religion? A la limite, l’affaiblissement de la foi des Noirs dans la<br />

puissance des dieux et des esprits ne conditionne-t-il pas la naissance de la conscience critique?“;<br />

a.a.O., S. 54 (African Cry, S. 41).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!