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Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

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4 Die biblisch-theologischen Grundlagen der théologie sous l’arbre 187<br />

stie die von Gott gewollte Gemeinschaftsbeziehung unter den Menschen gefeiert und<br />

antizipiert wird, ist sie eine radikale Infragestellung aller Unrechtsstrukturen. 131<br />

4.5 Gemeinschaft<br />

„Gemeinschaft“ ist der Dreh- und Angelpunkt von Jean-Marc Elas theologischen - und auch<br />

soziologischen - Reflexionen. Dies hat verschiedene Gründe, biographische, sozio-kulturelle und<br />

theologische: Zuerst einmal ist die dörfliche Gemeinschaft, das „Afrika der Dörfer“, der Kontext,<br />

in dem Jean-Marc Ela jahrelang als Missionar arbeitete, und wo er „die wirklichen Probleme<br />

Afrikas entdeckt“ hat. 132 Sein missionarisches Ziel war es in diesem Zusammenhang jedoch<br />

nicht, ein parochiales Kirchenmodell nach europäischem Muster zu implantieren, sondern die<br />

Leute anzuregen, von ihren eigenen sozio-kulturellen Voraussetzungen und Bedürfnissen her<br />

und in Verbindung mit <strong>einem</strong> eigenen Verständnis des Evangeliums, eigene Formen kirchlicher<br />

Gemeinschaft zu entwickeln - quasi „von unten“. Die so entstehenden Basisgemeinden, die<br />

versuchen, die Probleme, mit denen sie konfrontiert sind, gemeinsam zu bewältigen, ihr Leben in<br />

die eigene Hand zu nehmen und von diesem Kontext her die Bibel mit ihren eigenen - „afrikanischen“<br />

- Augen zu lesen, sind der Ort, an dem ein echtes Glaubensverständnis bzw. ein wirklich<br />

authentisches afrikanisches Christentum entsteht. Hier steht denn auch der Baum, unter dem die<br />

théologie sous l’arbre entstanden ist. 133<br />

<strong>Das</strong> „Afrika der Dörfer“ ist insbesondere durch ein sozio-kulturelles System gekennzeichnet, für<br />

das existieren gleichbedeutend ist mit ko-existieren. In diesem Kontext sind für ein Individuum<br />

Veränderungen, seien sie ökonomischer, sozialer oder kultureller Art, nur akzeptabel, wenn sie<br />

von der ganzen Gruppe mitvollzogen werden. Von daher ist die Dorfgemeinschaft Ausgangsund<br />

Zielpunkt für jegliche Transformation der ländlichen Lebensbedingungen, und insofern auch<br />

für ein befreiendes christliches Engagement. 134<br />

Theologisch sind es in erster Linie zwei Aspekte, die die Bedeutung der Gemeinschaft verdeutlichen.<br />

Zum einen intendiert die Offenbarung des Exodus-Gottes die Entstehung einer „Gemeinschaft<br />

<strong>auf</strong> dem Weg des Exodus“, deren ,Mission‘ es ist, an der Transformation der Welt mitzuarbeiten,<br />

an der Schaffung einer neuen Welt, die <strong>auf</strong> einer „Ökonomie der Solidarität“ begründet<br />

ist. 135 Zum anderen ist es ein wesentlicher Aspekt der Eucharistie - Gedächtnis des Lebens, des<br />

131 Vgl. Ma foi d’Africain, S. 129 (Mein Glaube als Afrikaner, S.113): „L’Eucharistie elle-même, dans la<br />

mesure où on pourrait l’envisager comme un signe d’échange et un geste politique, nous rend<br />

insupportable un monde où il n’y a pas de partage. C’est un appel à remettre radicalement en cause les<br />

structures d’injustice, dans la mesure où l’Eucharistie célèbre et anticipe le rapport de communion<br />

voulu par Dieu, entre les hommes.“<br />

132 Vgl. Poverty and Theologie (S. 16)<br />

133 Vgl. Ma foi d’Africain, S. 33: „Sous l’arbre où chaque communauté se retrouve pour entendre la parole<br />

de Dieu et se demande comment les gens du peuple peuvent devenir les penseurs et les ingénieurs de<br />

leur avenir, se développe une véritable intelligence de la foi à partir des problèmes quotidiens“ (Mein<br />

Glaube als Afrikaner, S. 25).<br />

134 Jean-Marc Ela schreibt im Zusammenhang: „Dans les villages où tant de fils relient les hommes les uns<br />

aux autres, sortir du groupe, c’est à la fois mettre en cause l’équilibre de l’ensemble et compromettre sa<br />

propre sécurité. Dans un système socio-culturel où exister, c’est coexister [Hervorhebung von mir; R.K.-<br />

F.], il n’y a de changement admissible pour l’individu qu’à partir du changement du groupe. C’est<br />

pourquoi le village doit être considéré dans sa totalité comme le point de départ et d’arrivée de toute<br />

problématique de transformation des conditions de vie des paysans d’Afrique“; L’Afrique des villages, S.<br />

188.<br />

135 Vgl. oben S. 169 (Abschnitt 4.2 über Exodus).

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