Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
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4 Die biblisch-theologischen Grundlagen der théologie sous l’arbre 209<br />
Der primäre Zusammenhang der biblisch-theologischen Themen der théologie sous<br />
l’arbre besteht darin, daß sie alle um die „semantische Achse“ der - sich in der Spannung<br />
zwischen Verheißung und Erfüllung bewegenden - „Offenbarung Gottes in der<br />
Geschichte“ zentriert sind. Dieser historische Charakter der Offenbarung bedeutet<br />
zugleich, daß der Ort der „Heilsgeschichte“ die profane Geschichte selbst ist 241 , daß<br />
also das verheißene „Heil“ im Kontext der Geschichte ganz konkret Befreiung von<br />
jeglicher Form der Beherrschung bzw. Befreiung von Herrschaft überhaupt bedeutet.<br />
Eucharistie und Gemeinschaft scheinen <strong>auf</strong> den ersten Blick etwas aus der Reihe zu<br />
fallen. Aber dies ist tatsächlich nur scheinbar so, denn die Gemeinschaft - „die Gemeinschaft<br />
<strong>auf</strong> dem Weg des Exodus“, das „Volk Gottes“, die Kirche als „Leib Christi“<br />
... - ist sozialer Träger dieser Offenbarung und der Ort, an dem die bereits geschehenen<br />
„heilsgeschichtlichen“ Ereignisse (Schöpfung, Exodus, Kreuz und Auferstehung)<br />
erinnert und die erwarteten antizipiert werden (Reich Gottes). Diese Antizipation<br />
geschieht sowohl durch die (befreiende) Praxis der (Basis-)Gemeinschaften als auch -<br />
<strong>auf</strong> symbolische Weise - in der Feier der Eucharistie, dem „höchsten“ der Sakramente.<br />
<strong>Das</strong> zentrale Ereignis für die hebräische - aber auch für die griechische - Bibel ist ohne<br />
Zweifel der Exodus. Von ihm her wird deutlich, daß schon die Schöpfung mit dem<br />
Plan Gottes für eine freie und gerechte Welt verbunden ist, wobei der Mensch hierbei<br />
nicht ‚die Hände in den Schoß legen‘ und <strong>auf</strong> Wunder warten kann, sondern diese<br />
Verhältnisse selbst schaffen und gestalten muß, insofern ihn Gott als Schöpfer geschaffen<br />
hat und diese „Kreativität“ - und damit auch die eigene Verantwortung für die<br />
Gestaltung der sozialen Verhältnisse - ein wesentliches Moment seiner Menschlichkeit<br />
ist. Jesus wiederum hat mit seiner Option für die Armen und Unterdrückten und seiner<br />
Verkündigung des Reiches Gottes und seiner Gerechtigkeit für diese Welt das Handeln<br />
des Exodus-Gottes in seiner Zeit aktualisiert, wofür er denn auch als Konsequenz dieses<br />
Handelns das Kreuz <strong>auf</strong> sich nehmen mußte. Seine Auferstehung begründet die<br />
Hoffnung seiner NachfolgerInnen, daß die herrschenden Verhältnisse, die den Tod und<br />
die Knechtschaft von Millionen von Menschen bedeuten, nicht das „Ende der Geschichte“<br />
sind, daß der Tod - wie es die Auferstehung antizipiert - einmal endgültig<br />
besiegt sein wird. Die ChristInnen stehen heute vor der Aufgabe und der Herausforderung,<br />
dieses „subversive Handeln“ Jesu in ihrer gegenwärtigen Geschichte in ihrem<br />
konkreten Kontext <strong>auf</strong>s neue zu aktualisieren. - In diesem Sinn ist, so denke ich, der<br />
inhaltliche Zusammenhang der verschiedenen zentralen theologischen Themen von<br />
Jean-Marc Elas Theologie nachvollziehbar. Was diese Themen jedoch ganz fundamental<br />
zusammenhält und wodurch sie ihre spezifische Bedeutung erlangen, ist ihr Ort:<br />
Theologie entsteht „unter dem <strong>Baum“</strong> - unter dem Baum des Kreuzes Jesu und der<br />
241 Die Erkenntnis, daß es keinen Dualismus zwischen dem Heiligen und dem Profanen gibt, sondern daß<br />
zwischen beiden eine wechselseitige, dialektische Beziehung besteht, ist sowohl biblisch inspiriert (z.B.<br />
durch die Bedeutung des Exodus) als auch durch die traditionelle afrikanische Sicht von Gott und Welt.<br />
Vgl. z.B. die Feststellung der EATWOT-Konferenz von Accra in Herausgefordert durch die Armen, S. 58:<br />
„Im alten Afrika gab es keine Trennung zwischen heilig und profan. Vielmehr <strong>wurde</strong> das Heilige im<br />
Kontext des Profanen erfahren.“ Im deutsch(sprachig)en Kontext gibt es ähnliche Vorstellungen z.B. bei<br />
Dietrich Bonhoeffer („Gott ist mitten im Leben jenseitig“) oder bei den Religiösen SozialistInnen (Leonhard<br />
Ragaz: „<strong>Das</strong> Reich Gottes ist nicht von der Welt, aber für die Welt“; Paul Tillich: „Offenbarung bedeutet<br />
Manifestation von etwas, das innerhalb des Zusammenhangs der alltäglichen Erfahrung begegnet<br />
und doch den gewöhnlichen Erfahrungszusammenhang transzendiert“, vgl. seine Methode der<br />
„Korrelation“ und seine Theologie des „Kairos“).