Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
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4 Die biblisch-theologischen Grundlagen der théologie sous l’arbre 185<br />
Die afrikanische Kirche muß also mehr Freiheit e<strong>info</strong>rdern, um die Eucharistie mit<br />
lokalen Produkten feiern zu können, die für die jeweilige Kultur Bedeutung haben. 125<br />
Dies bedeutet für die Kirche, daß sie sich <strong>auf</strong> die konkrete Lebenswirklichkeit der<br />
Menschen in Afrika einlassen und <strong>auf</strong> den Schrei der Unterdrückten hören muß, die<br />
<strong>auf</strong> der Suche nach Freiheit und Gerechtigkeit sind. Im afrikanischen Kontext, in dem<br />
die Menschenrechte mit Füßen getreten werden, kann sich die Kirche nicht mit der<br />
Freiheit zufrieden geben, Gotteshäuser bauen zu dürfen, Katechismusunterricht zu<br />
geben und „Visa für die Ewigkeit“ auszuteilen. Sie muß der Gefahr widerstehen, sich<br />
<strong>auf</strong>grund dieser „Freiheiten“ den herrschenden Systemen anzupassen und erst dann zu<br />
protestieren, wenn diese bedroht sind. Die Notwendigkeit der Verwurzelung der christlichen<br />
Botschaft in der afrikanischen Lebenswirklichkeit verlangt von der Kirche Solidarität<br />
mit den Opfern der ungleichen Entwicklung und die Absage an jeglichen Kompromiß<br />
und an jede Komplizenschaft mit den herrschenden Regimes. 126<br />
Die Eucharistie wird also in <strong>einem</strong> Kontext der Beherrschung, der Abhängigkeit und<br />
der Verletzung der Menschenrechte gefeiert. Dieser Kontext impliziert zugleich eine<br />
Situation, „in der ganze Völker von der Getreidewaffe bedroht und dazu verdammt<br />
sind, vom Import zu leben“. Diesen Aspekt der Eucharistie - die Frage der Ernährung,<br />
die durch ihren Bezug zur „Frucht der Erde und der Arbeit des Menschen“ unmittelbar<br />
mit der Eucharistie verbunden ist - hebt Jean-Marc Ela in Ma foi d’Africain hervor. 127<br />
Er warnt:<br />
Wo immer eucharistische Gemeinschaft gefeiert und nicht gleichzeitig an der<br />
Schaffung von Lebensbedingungen gearbeitet wird, die es dem hungernden<br />
Volk ermöglichen, sich ausreichend zu ernähren, da setzen wir uns in den Kirchen<br />
heute der Gefahr des Atheismus aus. 128<br />
125 In Ma foi d’Africain, S. 77 stellt Jean-Marc Ela die Frage: „Wenn Hirse- und Sorghofeld zur Ehre Gottes<br />
keimen - wann kommt dann der Tag, an dem diese bescheidenen Früchte der Erde Afrikas als eucharistische<br />
Materie dienen dürfen?“ (Mein Glaube als Afrikaner, S. 67). Er betont, daß eine Übersetzung des<br />
Glaubens nicht genüge, vielmehr müsse es zu einer „Übermittlung des gleichen Glaubens durch andersartige<br />
Zeichen“ kommen („transmission de la même foi, à travers des signes différentes“; Ma foi<br />
d’Africain, S. 78).<br />
126 In Ma foi d’Africain, S. 52 betont Jean-Marc Ela mehr den kulturellen und liturgischen Aspekt der Feier<br />
der Eucharistie. Er situiert sie konkret in den Rahmen der afrikanischen Familie, in der u.a. die Ahnen<br />
wichtige Mitglieder sind. Die Verehrung der Ahnen hat dabei eine wichtige gesellschaftliche, kulturelle<br />
und religiöse Bedeutung. Die Familie stellt in diesem Kontext eine Gemeinschaft von Lebenden und Toten<br />
dar. „Eine in diesem Rahmen gefeierte Eucharistie würde das Geheimnis des Glaubens durch Zeichen<br />
ausdrücken, die von dem Ort geprägt sind, an dem sie entstehen. Da wäre es nicht mehr möglich,<br />
vorfabrizierte Gebete zu lesen, da würde man vielmehr die Struktur des afrikanischen Gebetes mit s<strong>einem</strong><br />
eigenen Rhythmus wiederentdecken. Und man könnte auch seine Augen nicht mehr nur <strong>auf</strong> das<br />
Jenseits richten, und unberührt bleiben von den Realitäten hienieden“ (Mein Glaube als Afrikaner, S.<br />
42).<br />
127 „Les chrétiens célèbrent l’Eucharistie dans cette situation où des peuples entiers sont exposés à l’arme<br />
des céréales, condamnés à vivre à partir du bateau. Comment la question alimentaire ne serait-elle pas<br />
ici un question essentielle à la foi? L’Eucharistie est-elle seulement pensable sans le travail paysan qui<br />
permet de relier l’agriculture et la célébration de l’histoire du salut à travers les produits de la terre?“;<br />
Ma foi d’Africain, S. 117.<br />
128 Mein Glaube als Afrikaner, S. 102; „Nous sommes exposés aujourd’hui, dans les Églises, à des risques<br />
d’athéisme chaque fois que la communion eucharistique est célébrée là où l’on ne travaille pas à créer<br />
les conditions permettant aux peuples affamés de se nourrir“ (Ma foi d’Africain, S. 118).