Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
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1 Jean-Marc Elas Biographie in Verschränkung mit der Entwicklung seiner theologischen Reflexion<br />
46<br />
Die so entstehenden „Evangeliums-Gemeinschaften“, „in denen Männer und Frauen<br />
ihr Leben und ihre Zukunft in die Hand nehmen“ und <strong>auf</strong> diese Weise den Menschen<br />
ihrer Umgebung ermöglichen, „die Werte des Reiches Gottes zu erleben“, sind der Ort,<br />
„an dem sich der Glaube im konkreten Leben eines Volkes verwurzelt“ und wo eine<br />
eigenständige Gestalt von Kirche entsteht. 79<br />
<strong>Das</strong> Problem der Mission in diesem Zusammenhang ist es, daß sie es versteht, die<br />
Entstehung und Entwicklung solcher Gemeinschaften angemessen zu feiern. Und diese<br />
Gemeinschaften selbst sind der Ort, an dem authentische Formen des Feierns entstehen.<br />
80<br />
Da ist z.B. das Fest des Gottesbieres, das die Bauern von Tokombéré jedes Jahr nach<br />
der Ernte feiern. Dieses Fest ist eine Art Erntedankfest für Gott, der den Regen, die<br />
Hirse und die Gesundheit gibt und die Menschen während der Pflanz- und Erntezeit<br />
beschützt. Sein Sinn ist tief verwurzelt in der Mentalität und den sozio-religiösen<br />
Bräuchen der BergbewohnerInnen, deren Kultur dadurch charakterisiert ist, daß Gott<br />
ihnen „gesagt hat, sie sollten Hirse anbauen“. 81 Der Sinn dieses Festes führt Jean-Marc<br />
Ela zu „<strong>einem</strong> Neuüberdenken dieses Festes als Antwort des Glaubens an die Botschaft<br />
der Seligpreisungen“. 82<br />
Ein anderes Beispiel ist die Feier des Ostergeheimnisses:<br />
Zur Osterzeit geht es nicht mehr darum, bloß seine Christenpflicht zu erfüllen,<br />
sondern den Sieg des Lebens über den Tod zu feiern (1 Kor 15,54-57) und die<br />
Werte einer Kultur in diese Feier einzubeziehen. So wird das Evangeliums-<br />
Palaver (la palabre évangélique) rund um den Tod Jesu zu einer Zeit kraftvollen<br />
Lebens der Gemeinschaften, die, ausgehend von den Schwierigkeiten ihres täglichen<br />
Lebens, die Leidensgeschichte <strong>auf</strong>s neue nachvollziehen. 83<br />
Diese Feier wird folgendermaßen gestaltet: Vor dem steinernen Altar ist eine Matte<br />
ausgebreitet, wor<strong>auf</strong> sich Bibel, Opferkalebasse und Kreuz befinden, zur Erinnerung<br />
an Jesu Leben und Dienst. In ihrer Gestik und in der Art und Weise ihres Verhaltens<br />
drückt die Gemeinde ihre Gefühle angesichts des Leidens und Todes Jesu aus. Im<br />
Hintergrund sind die Totengesänge und Klagelieder der Frauen zu hören, die von einheimischen<br />
Musikinstrumenten begleitet werden. Im Rhythmus der Musik umschreiten<br />
die KatechumenInnen den Altar, bevor ihre christliche Initiation dar<strong>auf</strong>hin abgeschlos-<br />
79<br />
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83<br />
A.a.O., S. 20. - Diese „Evangeliums-Gemeinschaften“ sind vergleichbar mit den christlichen Basisgemeinden<br />
in Lateinamerika. Die vom afrikanischen Klerus übernommene Option einer Erneuerung der<br />
afrikanischen Kirche <strong>auf</strong> der Basis „kleiner christlicher Gemeinschaften“ scheint demgegenüber in erster<br />
Linie am Problem des Priestermangels ausgerichtet zu sein. Die Inspiration dieses klerikalen Konzeptes<br />
kommt „von oben“. Dementsprechend müssen die Führungskräfte der Gemeinden von außen<br />
kommen, um die Beziehung zu Klerus und Hierarchie und die Orthodoxie sicherzustellen; vgl. HERIBERT<br />
RÜCKER, „Afrikanische Theologie“, S. 82ff. Dem Thema der christlichen Basisgemeinschaften ist insbesondere<br />
JEAN-MARC ELAS Aufsatz Les communautés de la base dans les Églises africaines (Voici le temps<br />
des héritiers, 161-183) gewidmet; vgl. zu diesem Thema auch Kap. 4.5.<br />
Vgl. Mein Glaube als Afrikaner, S. 20.<br />
A.a.O., S. 18.<br />
Ebd.<br />
Ebd.