Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
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Einleitung 18<br />
chen Verhältnissen z.B. mit <strong>einem</strong> Veto nicht leichtfertig umgegangen werden kann, da dadurch<br />
eine Gemeinschaft erheblich gefährdet sein könnte.<br />
Vielleicht könnte ein solcher Ansatz, der <strong>auf</strong> positive Aussagen über Gott weitestgehend<br />
verzichtet und sich vor allem <strong>auf</strong> die Diffamierung der Vergöttlichung von „Gott-<br />
Nichtsen“ und der Verabsolutierung von positiven Gottesvorstellungen beschränkt,<br />
„negative Theologie“ genannt werden.<br />
Mit diesen theologischen „Gehversuchen“ nähere ich mich also der Theologie von<br />
Jean-Marc Ela. Die Perspektive, aus der heraus ich versuche, Jean-Marc Ela und die<br />
théologie sous l’arbre zu verstehen und die somit einen konstitutiven Faktor meines<br />
Verstehenshorizontes bildet, ist der „Hunger und Durst nach Gerechtigkeit“, die Sehnsucht<br />
nach einer gerechteren Welt. Der Rahmen, innerhalb dessen ich Jean-Marc Ela<br />
einzuordnen versuche, bzw. ein Kriterium, an dem ich seine Theologie messe, ist von<br />
daher sein Beitrag zu einer befreienden Theologie und letztendlich zu einer gerechteren<br />
Welt bzw. zur Befreiung von allen Formen der Unterdrückung, von allen Strukturen,<br />
Institutionen und internalisierten Werten, die uns Menschen unterdrücken.<br />
Hermeneutischer Zugang 17<br />
Bei der Auseinandersetzung mit Dritte-Welt-Theologie ist es notwendig, sich als Erste-<br />
Welt-Theologe bzw. Erste-Welt-Theologin Rechenschaft abzulegen über unsere Verstehensvoraussetzungen,<br />
und zwar aus verschiedenen Gründen: Zunächst einmal geht<br />
es um eine Theologie aus <strong>einem</strong> uns fremden Kontext, dessen Menschen eine uns<br />
fremde Kultur pflegen und andere Vorstellungen von der Welt und von <strong>einem</strong> guten<br />
Leben haben. Daß dies heute nicht mehr ungebrochen so der Fall ist - Stichwort: Europäisierung<br />
der Welt und weltweite Verbreitung der Wertvorstellungen der westlichen<br />
Zivilisation -, führt uns zu einer weiteren wichtigen Voraussetzung für unseren Zugang<br />
zu Dritte-Welt-Theologie. Hinter uns liegt eine rund fünfhundertjährige Geschichte der<br />
europäischen Expansion, die ein weites Spektrum von Phänomenen umfaßt, die noch<br />
heute <strong>auf</strong> die eine oder andere Weise weiterwirken: Kolonialismus und Kolonialkriege,<br />
christliche Mission, Neokolonialismus, Eurozentrismus, Rassismus, SklavInnenjagd<br />
und -handel (Dreieckshandel) - das gesamte System der Sklaverei 18 -, Vernichtung<br />
ganzer Völker, Kulturen, Gesellschaften, Ökonomien und politischer Organisationen<br />
und die Zurichtung der Überlebenden <strong>auf</strong> europäische Bedürfnisse - oder noch präziser:<br />
<strong>auf</strong> die Profitinteressen des westlichen Kapitals, legitimiert im Namen der Zivilisation<br />
und der Religion, unter Mithilfe der Wissenschaft ... Dies alles blieb nicht ohne<br />
Rückwirkungen <strong>auf</strong> Europa selbst: Zu diesen gehören die Ermöglichung der Industria-<br />
17<br />
18<br />
Der Gebrauch des Begriffes „Hermeneutik“ ist nicht in dem Sinn der Applikation eines bestimmten<br />
Modells von Hermeneutik bzw. einer besonderen Hermeneutik (z.B. Gadamers) zu verstehen, sondern<br />
im Sinn einer allgemeinen „Lehre vom Verstehen“, die zugleich die Reflexion über die Bedingungen der<br />
Möglichkeit von Verstehen impliziert. - Ohne Zweifel ist der vorgeschlagene Ansatz bei der Hermeneutik<br />
inspiriert durch die Entwicklung einer durch die Kritische Theorie beeinflußten „Neuen Hermeneutik“.<br />
Die Sklaverei war nicht nur Unrecht und Verbrechen gegen die betroffenen Menschen, sondern auch<br />
eine gewaltige Stigmatisierung der Menschen aus Afrika - in historischen Dimensionen -, an deren Folgen<br />
sie bis heute zu tragen haben (Rassismus, „SklavInnenmentalität“).