Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
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4 Die biblisch-theologischen Grundlagen der théologie sous l’arbre 191<br />
Gemeinschaft, des Teilens und der Versammlung der Menschen jenseits der Differenzen<br />
und Konflikte wird.“ 151<br />
Außerdem ist, innerhalb der vorherrschenden kirchlichen Strukturen, die Gemeinschaft<br />
das einzige Sakrament, an dem die Menschen, die das Wort Gottes entdeckt haben,<br />
immer partizipieren können 152 - was bzgl. T<strong>auf</strong>e und Eucharistie <strong>auf</strong>grund der klerikalen<br />
Struktur der Kirche nicht möglich ist. 153 Deshalb ist es für Jean-Marc Ela ein Grund<br />
zur Freude,<br />
wenn Evangeliums-Gemeinschaften entstehen, wo Männer und Frauen ihr Leben<br />
in die Hand nehmen, ihre Erfahrungen austauschen und gemeinsam die Initiative<br />
ergreifen, um die Zukunft zu gestalten. [...] Denn es stellt sich heraus,<br />
daß sie der Ort sind, an dem eine Lektüre der Bibel stattfindet und sich neue Liturgien<br />
entwickeln. 154<br />
In dieser Perspektive bedeutet Mission nicht mehr, den Menschen beizubringen, „was<br />
ich über Gott und sein Wort denke“, sondern ihnen zu ermöglichen, daß sie „Gott <strong>auf</strong><br />
ihre Weise begegnen“ und über ihn „mit eigenen Worten reden“ können, daß sie „ihren<br />
eigenen Weg zu Gott finden“. Genau dies ist es, was in den kleinen Gemeinschaften<br />
geschieht. 155<br />
Im übrigen bedeutet in einer oralen Kultur Lernen eben nicht, etwas passiv zu rezipieren,<br />
sondern dahin zu kommen, es mit neuen, eigenen Worten sagen zu können, es sich<br />
zu eigen zu machen in seiner eigenen Sprache und in s<strong>einem</strong> eigenen Stil. Lernen geschieht<br />
hier durch Austausch und Konversation - wie überhaupt das gesamte afrikanische<br />
Denken ein eher dialogisches ist 156 . Die bevorzugte Zeit hierfür sind die Abend-<br />
151 „[...] l’essentiel [...] c’est que l’évangile devienne un lieu de rencontre, de communion fraternelle, de<br />
partage, et de rassemblement des hommes au-delà des différences et des affrontements“; a.a.O., S. 169.<br />
152 In Ma foi d’Africain, S. 28 fügt Jean-Marc Ela hinzu, daß die Gemeinschaft außerdem der Ort ist, an<br />
dem „ils sont appelés à vivre les valeurs du Royaume“ („sie sind <strong>auf</strong>gerufen, die Werte des Reiches Gottes<br />
zu (er)leben“; Mein Glaube als Afrikaner, S. 20).<br />
153 Vgl. oben, S. 180 (Abschnitt 4.4 über Eucharistie).<br />
154 „Nous nous réjouissons lorsque naissent les communautés d’Évangile où les hommes et les femmes<br />
prennent leur vie en main, mettent en commun leurs expériences et leurs initiatives pour construire<br />
l’avenir. [...] Car, elles apparaissent comme le lieu où une lecture de la Bible se cherche et où des<br />
liturgies s’inventent“; Voici le temps des héritiers, S. 169.<br />
155 Dies ist natürlich primär im Hinblick <strong>auf</strong> die traditionelle Mission zu verstehen. Ich denke aber, daß<br />
Jean-Marc Ela dabei auch seine Kollegen innerhalb der afrikanischen Theologie im Blick hat, insofern<br />
diese den Menschen etwas vermitteln wollen, was sie für diese entwickelt haben - und mag dies noch so<br />
sehr einen afrikanischen ,Stallgeruch‘ haben -, anstatt diese Menschen selbst zu befähigen, ihre eigene<br />
Theologie zu entwickeln. Vgl. dazu CÉCÉ KOLIÉ, Jésus Guérisseur?, a.a.O., S. 137: Der Erfolg der Evangelisierung<br />
der afrikanischen Völker wird „von der Fähigkeit der Theologie abhängen, diesen Menschen<br />
zu helfen, sich <strong>auf</strong>zurichten und zu sich selbst zu finden. Wir müssen dar<strong>auf</strong> hinwirken, daß diejenigen,<br />
die Jesus bei sich <strong>auf</strong>genommen haben, ihm auch von sich aus einen Namen geben. Dann wird dieser<br />
Jesus für sie wirklich der Heiler, der große Initiationsmeister, der Ahne par excellence oder der<br />
Häuptling der Häuptlinge, und zwar nicht, weil ich als Theologe ihn als solchen erklärt habe, sondern<br />
weil er Heilungen bewirkt, Initiationen vermittelt und einen freien Menschen hat erstehen lassen. Seine<br />
Anhänger werden an ihn glauben, nicht <strong>auf</strong> meine Aussagen hin, sondern weil sie selbst ihn gesehen<br />
und gehört haben, weil sie die Befreiung, die er bringt, und den Exodus, den er bewirkt, erfahren haben.“<br />
Dies ist - so denke ich - auch im Sinn von Jean-Marc Ela, der in den Basisgemeinden den Ort par<br />
excellence sieht, an dem eine wirklich authentische afrikanische Theologie entsteht.<br />
156 Jean-Marc Ela spricht von „une pensée orale et dialoguée“ („ein orales/mündliches und dialogisches<br />
Denken“) bzw. von „une pensée en spirale qui progresse par approfondissement, et non, de manière li-