Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
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3 Hermeneutik und Methode der théologie sous l’arbre - Der epistemologische Bruch 147<br />
ausgerichtete Theologie. Gleichwohl läßt sich für diese Theologie Glaube nicht <strong>auf</strong><br />
,Politik‘ reduzieren. Glaube bedeutet für die théologie sous l’arbre auch Spiritualität,<br />
Kontemplation, Gebet und insbesondere „Hören <strong>auf</strong> das Wort“. Es geht dabei jedoch<br />
um eine dialektische Verbindung von Theorie und Praxis, von „geistlichem Leben“<br />
und politischem Handeln, von Kampf und Kontemplation:<br />
In einer Praxis der Befreiung ist es möglich, die Beziehung zum lebendigen<br />
Gott zu (er)leben; in der Antwort <strong>auf</strong> die für die Zukunft des Menschen entscheidenden<br />
Fragen der Gesellschaft ist ein Hören des Wortes ebenso möglich<br />
wie demütiges Beten, Lob und Anbetung. Kurz, das Engagement des Glaubens<br />
im Prozeß der Befreiung wird der Ort, an dem sich Kampf und Gebet ineinanderfügen.<br />
84<br />
Angesichts dessen, daß ein solches Verständnis des Glaubens freilich nicht von der<br />
gesamten Kirche geteilt wird, betont Jean-Marc Ela nachdrücklich die Notwendigkeit,<br />
„sich in Beziehung zu dem Projekt der Befreiung zu definieren“, und hebt hervor, daß<br />
weder die christliche Reflexion noch die gottesdienstliche Feier der Geheimnisse<br />
diesem Projekt äußerlich bleiben können. In der Tat müssen das Verständnis<br />
des Glaubens, die Liturgie und die dem Evangelium entsprechende Praxis von<br />
dem her organisiert werden, was das wirkliche Problem der afrikanischen Völker<br />
ist. 85<br />
Seinen herausragendesten - symbolischen bzw. sakramentalen - Ausdruck findet diese<br />
dialektische Verbindung von Kampf und Kontemplation in der Feier der Eucharistie<br />
als der Erinnerung und Antizipation des befreienden Handeln Gottes. 86 Doch die liturgische<br />
Handlung allein genügt nicht, denn wenn die eucharistische Gemeinschaft gefeiert<br />
wird, ohne daß zugleich an der Schaffung besserer Lebensbedingungen gearbeitet<br />
wird, dann machen sich die ChristInnen unglaubwürdig. <strong>Das</strong> Christentum bliebe so<br />
letztlich doch irrelevant im und für den afrikanischen Kontext. Dies ist im übrigen ein<br />
Aspekt der „praktischen Vermittlung“, der für Jean-Marc Ela große Bedeutung hat: die<br />
Relevanz des christlichen Glaubens im Afrika von heute. 87 Seine Relevanz erweist sich<br />
insbesondere darin, welchen Beitrag er für den Kampf gegen Unterdrückung, Ausbeutung<br />
und Ungerechtigkeit leisten kann bzw. auch tatsächlich leistet:<br />
84<br />
85<br />
86<br />
87<br />
„C’est là, dans une praxis de libération, qu’il est possible de vivre la relation au Dieu vivant; dans la<br />
réponse aux questions décisives de la société sur l’avenir de l’homme, une écoute du Verbe est possible,<br />
ainsi que la supplication, la louange et l’adoration. Bref, l’engagement de la foi dans un processus de<br />
libération devient le lieu où s’articulent la lutte et la prière“; a.a.O., S. 122f (African Cry, S. 100). In<br />
Voici le temps des héritiers, S. 207, heißt es: „C’est à partir de cet engagement [i.e. pour la libération de<br />
l’homme] qu’une appropriation de l’Évangile est possible et que se cherche une expression de la foi où<br />
la prière et la lutte s’articulent dans l’expérience des communautés vivantes.“<br />
„[...] il faut se définir par rapport au projet de libération: ni la réflexion chrétienne ni la célébration des<br />
mystères du culte ne sauraient demeurer extérieurs à ce projet. En réalité, il faut organiser l’intelligence<br />
de la foi, la liturgie et la praxis évangélique à partir de ce qui est le problème actuel des peuples<br />
africains“; a.a.O., S. 108 (African Cry, S. 86f).<br />
Zur Eucharistie vgl. unten Kap. 4.4.<br />
In Ma foi d’Africain, S. 173, sagt dies Jean-Marc Ela selbst: „La pertinence de la foi et de la Évangile est<br />
le centre de convergence de notre recherche“ („Die Relevanz des Glaubens und des Evangeliums ist das<br />
Ziel, <strong>auf</strong> das all unser Suchen gerichtet ist“; Mein Glaube als Afrikaner, S. 152).