Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
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1 Jean-Marc Elas Biographie in Verschränkung mit der Entwicklung seiner theologischen Reflexion<br />
41<br />
nüsse, Bohnen und Erbsen anpflanzen würden, werden gezwungen, statt dessen<br />
Baumwolle anzubauen, die ihnen nur Verluste einbringt.<br />
Weitere Probleme, mit denen die Kirdi zu kämpfen haben, sind ihr weitestgehender<br />
Ausschluß aus politischen Entscheidungsgremien, ihre Benachteiligung bei der medizinischen<br />
Versorgung und bei der schulischen Bildung und ihre willkürliche Schikanierung<br />
in vielfältigen Formen (z.B. Pflichtarbeiten beim Straßenbau und <strong>auf</strong> den Feldern<br />
des Häuptlings, willkürliche Verhaftungen, Mißbrauch bei der Steuereintreibung<br />
...). 47<br />
Hier, im äußersten Norden Kameruns, war Jean-Marc Ela eine Art Emigrant - fern von<br />
s<strong>einem</strong> vertrauten Milieu, in <strong>einem</strong> Gebiet, das für ihn in nahezu jeglicher Hinsicht ein<br />
fremdes Land war, und unter einer Bevölkerung mit einer anderen Sprache und einer<br />
anderen Kultur. Nicht ohne Grund wird Kamerun auch als „Afrique en miniature“<br />
bezeichnet. Im Gegensatz zum südkamerunischen Waldland zählt Nordkamerun geographisch<br />
zur Feucht- oder Baumsavanne (Adamaua-Plateau) bzw. zur Trockensavanne<br />
(Bénoué-Becken und Mandaraberge), wo nur in der Regenzeit die Flora gedeiht. In<br />
religiöser Hinsicht dominiert im Norden der Islam, im Gegensatz zum christlichen<br />
Süden. Viele der von den Fulbe dominierten Volksgruppen bewahren zwar ihre traditionelle<br />
afrikanische Religion, den sozialen Aufstieg bewältigen die „Heiden“ der Berge<br />
jedoch nur, wenn sie „in die Ebene hinabsteigen“ und sich „fulbesieren“ lassen, d.h.<br />
zum Islam konvertieren. 48 - Fern auch von der akademischen Welt, an <strong>einem</strong> Ort, wo<br />
die meisten Menschen, die da leben, AnalphabetInnen sind. Jean-Marc Ela beschreibt<br />
seine neue Lage so: „[...] nachdem ich jahrelang in Frankreich studiert hatte, war ich<br />
von <strong>einem</strong> Tag <strong>auf</strong> den anderen mit einer riesengroßen Herausforderung konfrontiert:<br />
mit dem Alltagsleben in <strong>einem</strong> kleinen afrikanischen Dorf.“ 49<br />
Jean-Marc Elas Anliegen war es, von s<strong>einem</strong> Vorbild Baba Simon zu lernen: „Wie<br />
geht das? Evangelisierungsarbeit, Verkündigung und Seelsorge unter den Ärmsten der<br />
Armen?“ 50 Von Baba Simon sagt Jean-Marc Ela später, daß er für ihn war „like a spiritual<br />
father, and he opened my eyes on the real life of the rural people“ 51 . Viele seiner<br />
Veröffentlichungen hatte er mit ihm diskutiert. Jean-Marc Ela betont, daß Baba Simon<br />
nicht nur hinsichtlich der Spiritualität für ihn wichtig war, sondern daß er ihm auch viel<br />
47<br />
48<br />
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Die Situation der Kirdi beschreibt JEAN-MARC ELA z.B. in Mein Glaube als Afrikaner, S. 15ff und beim<br />
Interv. mit THOMAS SEITERICH-KREUZKAMP, S. 21ff. Insbesondere ist seine soziologische Dissertation dem<br />
Thema der traditionellen Gesellschaftsformen und ökonomischen Veränderungen bei den BergbewohnerInnen<br />
in Nordkamerun gewidmet (JEAN-MARC ELA, Structures sociales traditionnelles et changements<br />
économiques chez les montagnards du Nord-Cameroun. L’exemple de Tokombéré. Thèse pour le<br />
Doctorat de 3 e cycle, Paris V, Sorbonne, René Descartes, 1978).<br />
Vgl. GERLINDE KURZBACH, Bizarre Mandaraberge, in: a.a.O., S. 206ff.<br />
THOMAS SEITERICH-KREUZKAMP, S. 21. Jan P. Heijke kommentiert Jean-Marc Elas Entscheidung, als Missionar<br />
zu den Kirdi zu gehen, folgendermaßen: „Er hat den Bruch mit dem Selbstverständlichen in s<strong>einem</strong><br />
eigenen Leben erfahren, den Bruch selbst gesucht, dazu gerufen durch das, was er als eine Berufung<br />
durch das Evangelium verstand“ („Hij heeft de breuk met het vanzelfsprekende in zijn eigen leven<br />
ervaren, die breuk zelfs gezocht, daartoe geroepen door wat hij verstond als een appel met het evangelie“;<br />
JAN P. HEIJKE, Een Afrikaanse Befrijdingstheoloog: Jean-Marc Ela, Euntes-Digest 18 (1985), Nr. 4,<br />
254-264, S. 254).<br />
THOMAS SEITERICH-KREUZKAMP, S. 21.<br />
Poverty and Theology (S. 16).