Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
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4 Die biblisch-theologischen Grundlagen der théologie sous l’arbre 181<br />
In <strong>einem</strong> jüngeren Interview spricht Jean-Marc Ela bzgl. der Eucharistie von einer<br />
„wahren Hungersnot“ und betont als deren Ursache die klerikale Struktur der Kirche:<br />
[...] a purely clerical structure of ministries and a monolithic system of their exercise<br />
currently condemns the greater part of the communities that are being<br />
created to a veritable famine. This, because it is not permitted that the person<br />
who presides over the Sunday meeting focused on the Word of God should also<br />
preside over the Eucharist. 112<br />
Sollen die örtlichen Gemeinschaften fähig werden, sich aus der Abhängigkeit zu befreien,<br />
in die sie ein für ihre Situation völlig inadäquates klerikales System 113 geführt<br />
hat, dann bedarf es einer radikalen Revision der gegenwärtigen Praktiken und Konzeptionen.<br />
Ein entsprechendes Modell muß von der Basis her (à partir de la base) neu<br />
erfunden (été réinventé) werden.<br />
Die Privilegierung des klerikalen Modells der Eucharistie ist jedoch nicht die einzige<br />
Ursache, die im Zusammenhang mit diesem Sakrament zur Abhängigkeit führt; auch<br />
der eucharistische Ritus selbst trägt zur Abhängigkeit bzw. zur Entfremdung bei, insofern<br />
in allen christlichen Gemeinschaften in Afrika ausschließlich der römische Ritus<br />
anerkannt ist. Jean-Marc Ela erklärt dies so:<br />
[...] dieser Ritus, den wir befolgen, <strong>wurde</strong> von uns nicht gewählt; er trägt die<br />
Merkmale einer Kultur, die nicht die unsere ist; er <strong>wurde</strong> nicht entwickelt als<br />
eine Funktion unserer Personalität und des Genius unseres Volkes. In dieser<br />
Hinsicht ist die Eucharistie im Leben der Kirche der Ort unserer täglichen Entfremdung.<br />
114<br />
Im folgenden erläutert Jean-Marc Ela diese Feststellung im einzelnen, insbesondere die<br />
These, daß die Eucharistie, im ursprünglichen Sinn als Zeichen des Heils gedacht, im<br />
afrikanischen Kontext zu <strong>einem</strong> Instrument der Entfremdung geworden ist. Seine Anate<br />
Priester zu haben. Es geht vielmehr darum, jede Kirche in den Stand des Dienstes (état de service) zu<br />
versetzen, insofern jeder Christ der Diakon seines Bruders ist, nach dem Vorbild Christi, des Dieners<br />
Gottes und der Menschen. Letztlich geht es weniger darum, Männer zum Diakonat oder zum Priesteramt<br />
zu odinieren, als die den christlichen Laien eigene innere diakonische und priesterliche Veranlagung<br />
auszuschöpfen (exploiter les virtualités diaconales et sacerdotales du laïcat chrétien)“; Mein<br />
Glaube als Afrikaner, S. 78 (Ma foi d’Africain, S. 90).<br />
112 GIUSEPPE CAVALLINI, The Synod, a step towards the Council. „Nigrizia“ interviews Jean-Marc Ela, Idoc<br />
Internationale 1 (1994), 20-24, S. 20; vgl. Le Cri de l’homme Africain, S. 11 (African Cry, S. 3).<br />
113 <strong>Das</strong> Problem des klerikalen Systems und die Blockierungen, denen die Gemeinden ausgesetzt sind, wenn<br />
dar<strong>auf</strong> insistiert wird, die Frage der Ämter „von oben“ her zu „lösen“, behandelt Jean-Marc Ela ausführlich<br />
in Kap. 4 (L’avenir des communautés locales) von Ma foi d’Africain (S: 81-91). Er tritt dafür<br />
ein, daß eine Reflexion über die Ämter von der Situation und den Bedürfnissen der Gemeinden ausgehen<br />
muß, und daß insbesondere die Laien an dieser Reflexion beteiligt werden müssen. Unmißverständlich<br />
fordert er ein Ende der „klerikalen Alleinherrschaft“ bzw. des „klerikalen Imperialismus“. <strong>Das</strong> Ziel<br />
sind eigenständige, autonome Gemeinden, was unzweifelhaft enorme Dezentralisierungsbemühungen<br />
erfordert, aber „wenn man den Glauben in einer Kultur wirklich zum Ausdruck bringen will, dann<br />
muß man die Entscheidungszentren in den örtlichen Ortsgemeinden verwurzeln“ (Mein Glaube als<br />
Afrikaner, S. 75).<br />
114 „Or il faut rappeler que ce rite, que nous suivons, n’a pas été choisie par nous; il porte la marque d’une<br />
culture qui n’est pas la nôtre; il n’a pas été élaboré en fonction de notre personnalité et du génie de<br />
notre peuple. A ce niveau, l’eucharistie est dans la vie de l’Eglise le lieu de notre aliénation quotidienne“;<br />
Le Cri de l’homme Africain, S.12 (African Cry, S. 3f).