Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
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2 Der Kontext der théologie sous l’arbre 111<br />
ihnen verlangt <strong>wurde</strong>. [...] Kurz, die Gesundheit der Bevölkerung <strong>wurde</strong> ohne<br />
deren Wissen geschützt, und oft sogar gegen ihren Willen. 209<br />
Die Relevanz dieses historischen Rekurses erklärt sich durch die Situation nach der<br />
Dekolonisierung, die sich im wesentlichen nicht geändert, ja eher noch verschärft hat:<br />
Denn nichts belegt, daß <strong>auf</strong> nationaler Ebene - trotz der offiziellen Erklärungen<br />
- das gegenwärtige Gesundheitssystem ausgerichtet wäre <strong>auf</strong> die Suche nach einer<br />
Gesellschaft, die <strong>auf</strong> Teilung der Macht und Mitverantwortung beruht.<br />
Nicht allein, daß die Tendenz der medizinischen Versorgung dahin geht, die<br />
verelendete Bevölkerung in den Weltmarkt zu integrieren, wobei das Ausscheiden<br />
von einzelnen und Gruppen ebenso wie die Abhängigkeit von den großen<br />
Trusts verschärft wird, sie verweist auch <strong>auf</strong> ein sozio-ökonomisches System, in<br />
dem die Gesundheit zum Privileg einer Elite zu werden droht. 210<br />
Um die Gesundheitsprobleme wirklich zu verstehen, müssen sie in ihrem Kontext -<br />
„ein sozio-ökonomisches System, in dem die Gesundheit zum Privileg einer Elite zu<br />
werden droht“ - betrachtet werden. Dieser zeichnet sich insbesondere dadurch aus, daß<br />
Entwicklung hier grundsätzlich als Förderung des Anbaus von Produkten für den Export<br />
verstanden wird, der Steuern und Devisen einbringt, die aber letztendlich nur dem<br />
Wohlergehen der herrschenden Eliten zugute kommen:<br />
Wie in vielen Regionen zu beobachten, wird die ganze Wirtschaft einer Region<br />
durch ein einziges exportfähiges Produkt beherrscht, ohne daß die Ernährungsprobleme<br />
ihren Platz in einer effektiven Planung finden. Landwirtschaftliche<br />
Prioritäten, Investitionen, Forschung, Industrie und Transportwesen, die Einbe-<br />
209 „De plus, l’action sanitaire était soumise à un système de contraintes au même titre que les travaux<br />
obligatoires. Elle consistait dans l’intervention autoritaire et unilatérale des pouvoirs publics avec, en<br />
face, une obéissance passive des populations concernées. Le gendarme a été, à cet égard, le meilleur<br />
auxiliaire des médecins coloniaux. C’est grâce à lui que l’on a Vivant Univers disparaître ou régresser<br />
les épidémies de variole, de peste ou de fièvre jaune. Le système a pu être efficace. Les gens n’ignoraient<br />
pas moins tout des principes qu’on leur demandait de respecter. [...] En un mot, on protégeait la santé<br />
des populations à leur insu, et souvent contre leur gré“; ebd. (Mein Glaube als Afrikaner, S. 82). - Welche<br />
Bedeutung das Verstehen der medizinischen Praktiken insbesondere für AfrikanerInnen, aber auch<br />
für den Prozeß der Heilung selbst, hat, deutet THEO SUNDERMEIER an in Erwägungen zu einer Hermeneutik<br />
interkulturellen Verstehens, in: DERS. (Hg., in Zusammenarbeit mit WERNER USTORF), Die Begegnung<br />
mit dem Anderen. Plädoyers für eine interkulturelle Hermeneutik (Studien zum Verstehen fremder Religionen;<br />
Bd. 2), Gütersloh (Mohn), 1991, 13-28, S. 23f: Wenn uns die europäische Medizin verständlich<br />
und durchschaubar erscheint - insofern sie als rational und wissenschaftlich gilt - und die afrikanische<br />
Medizin demgegenüber als undurchschaubar, unverständlich und irrational, so ist dies für AfrikanerInnen<br />
vielmehr umgekehrt, zumal die afrikanische Medizin ihre eigene, für AfrikanerInnen nachvollziehbare,<br />
Logik hat - was aber nicht heißen muß, daß ein gegenseitiges Verstehen unmöglich wäre; dies<br />
setzt aber voraus, zuerst einmal die den anderen eigene Logik in ihrer Fremdheit gelten zu lassen, als<br />
fremde, aber deshalb nicht zugleich ungleichwertige, zu akzeptieren. Ist doch Fremdheit immer auch<br />
ein Verweis <strong>auf</strong> Gott(es Fremdheit)! Vgl. z.B. Mt 25 oder Karl Barths Diktum von Gott als dem „ganz<br />
anderen“.<br />
210 „Car, rien ne prouve qu’à l’échelle nationale, en dépit des déclarations officielles, le système actuel de<br />
santé soit orienté vers la recherche d’une société qui repose sur le partage du pouvoir et la coresponsabilité.<br />
Non seulement la tendance à la médicalisation intègre les populations misérables dans le<br />
marché mondial, aggravant la démission des individus et des groupes ainsi que la dépendance à l’égard<br />
des grands trusts, mais elle renvoie à un système socio-économique où la santé risque de devenir le<br />
privilège d’une élite“; Ma foi d’Africain, S. 97.