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Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

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5 Die Praxis der théologie sous l’arbre am Beispiel von Jean-Marc Elas Analyse und Kritik des<br />

„kulturellen Romantizismus“ 217<br />

das präkoloniale Afrika ein ideales Land gewesen sei, in dem Rousseaus Edler<br />

Wilde eine idyllische Existenz geführt habe in <strong>einem</strong> sozialen System, in dem<br />

der Mensch im Rhythmus des Universums Gemeinschaft praktiziert - jede Vorstellung<br />

von Spannung und Konflikt ist hierbei ausgeschlossen. 24<br />

Die „Rückkehr zur Mutter Erde“ oder die Suche nach dem „Land der Geburt“ ist insbesondere<br />

für die entwurzelten Intellektuellen charakteristisch. Von daher aber erweist<br />

sich die Négritude als eine „kleinbürgerliche“ Bewegung (un mouvement „petit bourgeois“)<br />

von Intellektuellen, die zwischen ihrer afrikanischen Tradition und der europäischen<br />

Kultur hin und her gerissen sind:<br />

Die Négritude [...] offenbart das Drama der von der wirklichen afrikanischen<br />

Welt getrennten Eliten. Nun, mehr noch als einen veralteten Romantizismus<br />

präsentiert sie sich als eine Ideologie, die unter dem Deckmantel der Restauration<br />

und der Würdigung (illustration) der schwarzen Kultur die Entfremdung des<br />

Afrikaners verhüllt. 25<br />

Daß die Négritude einige ihrer Wortführer nicht davon abhält, „ein neo-koloniales<br />

System zu rühmen, in dem alle Afrikaner zukünftig Französisch sprechen sollen“ 26 ,<br />

demonstriert Jean-Marc Ela am Fall von Senegal, dessen Präsident von 1960-1980<br />

Senghor war. Die Négritude behindert auch nicht die „Kooperation“ mit dem westlichen<br />

Kapital, die für den Westen sehr vorteilhaft ist. Aber wie das Beispiel einer vom<br />

Ausland finanzierten riesigen landwirtschaftlichen Unternehmung in den Vororten von<br />

Dakar - „Hauptstadt der Frankophonie“ - belegt, die den Ruin der traditionellen GemüseanbauerInnen<br />

zur Folge hatte, trifft dies nicht im gleichen Maße für die AfrikanerInnen<br />

zu.<br />

Es wird suggeriert, die Négritude sei „das grundlegende Problem der immensen Mehrheit<br />

der Bevölkerung, die zwar frankophon genannt wird, jedoch die französische<br />

Sprache nicht einmal kennt und auch ihre Sitten und Gebräuche niemals <strong>auf</strong>gegeben<br />

hat“ 27 . Dies hat insbesondere auch für das Bildungssystem einschneidende Konsequenzen:<br />

Abgesehen davon, daß die Textbücher für den Schulunterricht die französische<br />

Zensur und die französischen Verlagshäuser passieren müssen, werden die jungen<br />

AfrikanerInnen unter dem Vorwand der „Afrikanisierung des Unterrichts“ 28 in ein<br />

kulturelles System integriert, „das sich - genaugenommen - <strong>auf</strong> der Basis eines sehr<br />

beträchtlichen Grabens zwischen den Schriftstellern der Négritude und den ländlichen<br />

24<br />

25<br />

26<br />

27<br />

28<br />

„[...] l’Afrique précoloniale était une terre idéale où le Bon Sauvage de Rousseau aurait vécu une<br />

existence idyllique, dans un système social où l’homme communie au rythme de l’univers, toute idée de<br />

tension et de conflit étant exclue“; a.a.O., S. 147f.<br />

„La négritude [...] révèle le drame des élites en rupture avec le monde africain réel. Or, plus qu’un<br />

romanticisme désuet, elle se présente comme une idéologie qui, sous couvert de restauration et<br />

d’illustration de la culture noire, masque l’aliénation de l’Africain“; a.a.O., S. 148.<br />

„[...] prôner un système néocolonial selon lequel tous les Africains devront parler demain la langue<br />

française“; ebd. (African Cry, S. 124).<br />

„[...] le problème fondamental que se pose l’immense majorité de la population dite francophone qui ne<br />

connaît même pas la langue française et n’a jamais abandonnée ses coutumes“; a.a.O., S. 149.<br />

„[...] l’africanisation de l’enseignement“; ebd.

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