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Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

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2 Der Kontext der théologie sous l’arbre 106<br />

Der systematische Rekurs <strong>auf</strong> das Symbol ist insbesondere für schriftlose Gesellschaften<br />

charakteristisch. Aber ein konkretes Symbol ist nur jeweils den Mitgliedern einer<br />

Gemeinschaft verständlich, die innerhalb eines bestimmten kulturellen Kontextes ein<br />

gemeinsames „symbolisches Kapital“ besitzt. Die Symbole verdeutlichen <strong>auf</strong> diese<br />

Weise die Grenzen der jeweiligen Gemeinschaft:<br />

Gegenüber den Symbolen scheiden sich die Menschen: gefüllt mit Sinn für die<br />

einen, sind sie für die anderen nicht zu dechiffrieren. So enthüllt sich das für eine<br />

jede Gesellschaft charakteristische symbolische Kapital in den von ihm geprägten<br />

Verhaltensweisen, die es gestatten, die Außenstehenden von den Dazugehörigen<br />

zu unterscheiden. So ist z.B. die Art und Weise, wie der Afrikaner<br />

s<strong>einem</strong> Körper einen bestimmten Ausdruck verleiht - der Code seiner Gesten -<br />

das Kennzeichen einer (bestimmten) Kultur - da gibt es ist eine Art Sprache, die<br />

allen Mitgliedern einer Gruppe gemeinsam ist. 191<br />

Für AfrikanerInnen haben Symbole eine noch fundamentalere Bedeutung als ,nur‘<br />

Identität und Gemeinschaft stiftend zu sein. Dies wird deutlich, wenn Jean-Marc Ela<br />

weiter schreibt:<br />

Den Afrikaner seiner grundlegenden Symbole zu berauben, bedeutet zugleich,<br />

ihn sein Selbstbewußtsein verlieren zu lassen und ihn gleichzeitig aus der Wirklichkeit<br />

herauszureißen, die ihn in ein System integriert, worin er - durch die<br />

Vermittlung der Symbole - versucht, den Widerspruch zwischen Leben und Tod<br />

zu überwinden. 192<br />

Es sind nicht nur einzelne - je nach Kontext verschiedene - Symbole, die als solche<br />

eine - wiederum je nach Kontext unterschiedliche - Bedeutung haben. Es ist eine ganze<br />

„symbolische Ordnung“, die alle Bereiche des (traditionell geprägten) Lebens in Afrika<br />

durchdringt, denn dies ist gerade die für AfrikanerInnen spezifische Art und Weise:<br />

sich vermittels Symbole <strong>auf</strong> die Wirklichkeit bzw. <strong>auf</strong> das „Unsichtbare“ zu beziehen.<br />

In Jean-Marc Elas Worten:<br />

Die symbolische Ordnung bezieht sich <strong>auf</strong> den ganzen dramatischen Prozeß der<br />

Lebenswirklichkeit (l’existence) im afrikanischen Milieu, indem sie die Beziehungen<br />

des Menschen zum Unsichtbaren zum Ausdruck bringt. Die Religion<br />

selbst ist eine eigene ganze Sprache, eine Art und Weise des Ausdrucks, die es<br />

dem Menschen ermöglicht, sich ganz und gar in (ihrer) Beziehung zur Gesamtheit<br />

der Welt zu begreifen und mit dieser in (eine kommunikative) Verbindung<br />

zu treten. Die afrikanische Religion ist ein System von Zeichen und Symbolen,<br />

in welchem dem Wort der Vorrang eingeräumt wird. Die mündlichen Aus-<br />

191 „Face aux symboles, les hommes se divisent: pleins de sens pour les uns, ils demeurent indéchiffrables<br />

pour d’autres. Ainsi le capital symbolique qui définit chaque société se révèle dans les comportements<br />

marqués de son empreinte, permettant de distinguer ceux du dehors de ceux du dedans. Ainsi la façon<br />

dont l’Africain impose un visage déterminé de son corps, son code gestuel, est la marque d’une culture;<br />

il y a là une sorte langage commun à tous les membres du groupe“; a.a.O., S. 60 (Mein Glaube als<br />

Afrikaner, S. 49).<br />

192 „Aussi, priver l’Africain de ses symboles fondamentales, c’est à la fois lui faire perdre conscience de soi<br />

et l’arracher à la réalité qui l’intègre dans un système où, par la médiation des symboles, il s’efforce de<br />

dépasser la contradiction de la vie et la mort“; ebd.

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