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Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

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3 Hermeneutik und Methode der théologie sous l’arbre - Der epistemologische Bruch 151<br />

7.) Die unterdrückten Völker: Die fundamentale Herausforderung, vor die der Glaube<br />

die Kirchen stellt, ist nicht mehr wie im 19. Jahrhundert das Seelenheil der Ungläubigen,<br />

sondern „die Befreiung der unterdrückten Völker“ (la libération des peuples<br />

opprimés). 104<br />

8.) Der afrikanische Kontinent: Die Kirche hat eine wesentliche Rolle im Prozeß der<br />

Befreiung des afrikanischen Kontinents zu spielen - will sie wirklich(e) Kirche sein.<br />

Dafür muß sie ihre traditionellen Beziehungen zu den politischen Machthabern grundlegend<br />

in Frage stellen und sich der Basis zuwenden. 105<br />

9.) Die einzelne Person, die Gesellschaft und die ganze materielle Welt: Jean-Marc<br />

Ela zitiert in Mein Glaube als Afrikaner, S. 137, zustimmend den (weißen) südafrikanischen<br />

Theologen ALBERT NOLAN mit s<strong>einem</strong> Anliegen, eine Kirche zu schaffen, „deren<br />

vorrangiges Interesse das Heil und die totale Befreiung der Person, der Gesellschaft<br />

und der materiellen Welt ist“. 106<br />

Und zweifellos bedarf es, um „die Distanz (zu) überwinden, die uns vom einfachen<br />

Volk trennt“ und um „in einer nicht fiktiven Solidarität mit den Verlierern unserer<br />

Geschichte zu leben“ 107 , der „persönlichen Befreiung“ der TheologInnen, wie sie Jean-<br />

Marc Ela selbst als „in kleinen Schritten“ 108 vollzogene exemplarisch vorgelebt hat.<br />

Dann erst läßt sich auch erkennen, welches Befreiungs- und Widerstandspotential bei<br />

der unterdrückten und marginalisierten Bevölkerung selbst tatsächlich vorhanden ist 109<br />

und wie dieses realisiert werden kann - es kann ja nicht Sinn der Sache sein, die Armen<br />

und Unterdrückten auch noch hinsichtlich ihrer eigenen Befreiung paternalistisch zu<br />

bevormunden 110 , müssen sie doch selbst den „<strong>auf</strong>rechten Gang“ lernen, selbst <strong>auf</strong> ihren<br />

104 Le motif de la libération, S. 46.<br />

105 Le rôle des Eglises dans la libération du continent africain, Bulletin de Théologie Africaine 6, Nr. 12<br />

(1984), 281-302 [Hervorhebung im Titel von mir; R.K.-F.].<br />

106 „[...] une Église préoccupée du salut et de la libération totale de la personne, de la société et de l’univers<br />

matériel“; Ma foi d’Africain, S. 156 (Zitat aus <strong>einem</strong> Vortrag).<br />

107 „[...] il faut alors surmonter la distance qui nous sépare du petit peuple et [...] à vivre en solidarité non<br />

fictive avec les vaincus de notre histoire“; a.a.O., S. 162 (Mein Glaube als Afrikaner, S. 143).<br />

108 A.a.O., S. 19 (Mein Glaube als Afrikaner, S. 12), berichtet er davon, daß er in „petits pas de libération“<br />

zum „compagnon“ der marginalisierten Landbevölkerung in Kamerun geworden war; Ausführlicheres<br />

darüber im Einleitungskapitel (Un itinéraire), 23-34 (Mein Glaube als Afrikaner, 15-26).<br />

109 Vgl. z.B. Quand l’État pénètre en brousse, S. 130: „A côté des ,pannes‘ d’une Afrique bloqué, on découvre<br />

avec surprise dans les stratégies populaires de survie un réveil considérable de la mémoire des peuples<br />

qui se traduit par un ressurgissement de savoir-faire et la capacité collective à s’organiser“ („An der<br />

Seite der ,Pannen‘ eines blockierten Afrika entdeckt man überraschend in den populären Überlebensstrategien<br />

ein erstaunlich waches Gedächtnis des Volkes, das sich in <strong>einem</strong> Wieder<strong>auf</strong>tauchen von<br />

Know-how und der kollektiven Fähigkeit, sich zu organisieren, äußert“); oder S. 155: „Il existe bel et<br />

bien une résistance diffuse à l’égard des régimes où l’on ne s’attend pas à trouver de foyers de production<br />

de pouvoir autonome“ („Zweifellos existiert ein diffuser Widerstand selbst gegenüber Regimes, wo<br />

man nicht erwartet hätte, Orte der Produktion autonomer Macht zu finden“).<br />

110 In diesem Zusammenhang ist die Kritik interessant, die Johann Georg Hamann, Freund und Kritiker<br />

Immanuel Kants, an dessen berühmter Definition von „Aufklärung“ aus dem Jahr 1784 äußert. - „Aufklärung<br />

ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist<br />

das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist<br />

diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung<br />

und des Mutes liegt, sich seiner ohne der Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude!<br />

[...] Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die<br />

Natur längst von fremder Leitung freigesprochen, dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben [...]“ - so

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