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Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

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5 Die Praxis der théologie sous l’arbre am Beispiel von Jean-Marc Elas Analyse und Kritik des<br />

„kulturellen Romantizismus“ 229<br />

Summa summarum, einmal den Hut lüften vor der Vitalkraft der Bantus, ein Augenzwinkern<br />

zur unsterblichen Bantuseele, und Sie sind quitt. Sie müssen zugeben, daß<br />

Sie dabei ein gutes Geschäft machen!<br />

Was die Regierung betrifft, worüber sollte sie sich beklagen, da, wie Pater Tempels mit<br />

offensichtlicher Genugtuung notiert: ,... die Bantus uns, die Weißen, und das seit den<br />

ersten Kontakten, von dem ihnen möglichem Gesichtspunkt, dem ihrer Bantuphilosophie<br />

aus betrachtet‘ und ,uns in ihrer Hierarchie eine sehr hohe Stufe zugewiesen haben.‘<br />

Anders gesagt: bringen Sie es zuwege, daß an der Spitze der Hierarchie der Bantu-<br />

Vitalkräfte der Weiße seinen Platz einnimmt und speziell der Belgier, und noch spezieller<br />

Albert oder Leopold, und die Sache ist perfekt. Man wird folgendes Wunder<br />

zuwege bringen: Der Bantugott ist Garant der kolonialistischen Ordnung, und jeder<br />

Bantu wäre ein Gotteslästerer, der wagte, Hand daran zu legen.“ 73<br />

Ungeachtet dieser Kritik hat das Buch von Placide Tempels dazu beigetragen, afrikanische<br />

Kultur philosophisch <strong>auf</strong>zuwerten - freilich <strong>auf</strong> ambivalente Weise, da der Maßstab<br />

der Bewertung europäische Werte sind und eine einseitige Konzentrierung <strong>auf</strong><br />

„Kultur“ dominiert. Es gab der Debatte um die Entwicklung einer afrikanischen Theologie<br />

im frankophonen Afrika Auftrieb, wenn nicht gar den Anstoß. Sein Impuls <strong>wurde</strong><br />

von verschiedenen katholischen Theologen aus Afrika <strong>auf</strong>genommen und weiterentwickelt<br />

(z.B. von Alexis Kagame, Vincent Mulago, Francois-Marie Lufuluabo). Placide<br />

Tempels gilt wegen dieser seiner Bedeutung als eine Art Vaterfigur der afrikanischen<br />

Theologie. 74<br />

Ich habe dieses Zitat deshalb angeführt, weil Aimé Césaire darin in zugespitzter Form Jean-Marc<br />

Elas Kritik an der afrikanischen Theologie vorwegnimmt. 75 Jean-Marc Ela selbst erwähnt Placide<br />

Tempels jedoch nirgendwo direkt, sondern nur indirekt an der Stelle, wo er <strong>auf</strong> Aimé Césaires<br />

Kritik an dessen berühmtem Werk anspielt. 76<br />

Einerseits kritisiert Jean-Marc Ela die Inkulturationsbemühungen anderer afrikanischer Theologen<br />

<strong>auf</strong>grund deren Vernachlässigung der politischen, sozialen und ökonomischen Implikationen<br />

73<br />

74<br />

75<br />

76<br />

AIMÉ CÉSAIRE, Über den Kolonialismus, Berlin, 1968, S. 45-47 [kursiv im Orig.; R.K.-F.].<br />

Zur Einschätzung von Placide Tempels und insbesondere seiner „Bantu-Philosophie“ vgl. neben der in<br />

den Arbeiten zu afrikanischer Theologie zumeist unberücksichtigten Kritik von Aimé Césaire: BÉNÉZET<br />

BUJO, Afrikanische Theologie in ihrem gesellschaftlichen Kontext (Theologie interkulturell; Bd. 1), Düsseldorf<br />

(Patmos), 1986, S. 61-63; ULRIKE LINK-WIECZOREK, Reden von Gott in Afrika und Asien, S. 64-67;<br />

HERIBERT RÜCKER, „Afrikanische Theologie“, S. 32f.; PAULIN J. HOUNTONDJI, Afrikanische Philosophie. Mythos<br />

und Realität, a.a.O., S. 23-30.<br />

Daß Jean-Marc Ela diesen Text kennt, belegt das Zitat in Ma foi d’Africain, S. 183 (Mein Glaube als<br />

Afrikaner, S. 163). Überhaupt scheint Aimé Césaire für Jean-Marc Ela von grundlegender Bedeutung zu<br />

sein. So hat er z.B. in Tokombéré einen Jugendtreff eingerichtet, den er „Foyer Aimé Césaire“ nannte<br />

und der noch heute existiert. Hier finden „die Schüler und Studenten von Tokombéré einen Lebensraum<br />

und die Möglichkeit zur Reflexion“; Mein Glaube als Afrikaner, S. 24 (Anm. 3) („offrir aux élèves et<br />

étudiants de Tokombéré un espace de vie et de réflexions“; Ma foi d’Africain, S. 32). - Jean-Marc Elas<br />

Auseinandersetzung mit der afrikanischen Theologie - v.a. mit ihrer Hauptströmung in Gestalt eines<br />

„ethnographischen“ (Manas Buthelezi) Ansatzes - findet sich am ausführlichsten im 10. Kap.von Ma foi<br />

d’Africain: „Dire Dieu à l’homme africain“ (195-214) („Zum afrikanischen Menschen von Gott sprechen“;<br />

Mein Glaube als Afrikaner, 174-193).<br />

Mein Glaube als Afrikaner. S. 163 (Ma foi d’Africain, S. 183).

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