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Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

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Schluß 237<br />

ten erarbeiteten Modelle und Konzepte sind in diesem Sinn sicher unzureichend, da sie<br />

in der Regel nicht daran ausgerichtet sind, die grundlegenden Probleme der Menschheit<br />

aus der Perspektive der Opfer der Geschichte zu beschreiben, zu erklären und<br />

geschweige denn zu lösen. - Zu betonen ist hierbei gegenüber <strong>einem</strong> ‚traditionellem‘<br />

Verständnis von Theologie, daß dies ein integraler Bestandteil theologischer Arbeit ist.<br />

Es kann nicht meine Aufgabe sein, hier eine solche Analyse zu entwickeln, aber ein Hinweis sei<br />

mir erlaubt: Soweit ich sehen kann, haben feministisch orientierte Frauen, die ihre Augen nicht<br />

vor anderen Unterdrückungsformen und Dominanzverhältnissen verschließen, bisher das am<br />

weitesten entwickelte Analyseinstrumentarium für den Zusammenhang verschiedenster Formen<br />

von Unterdrückung und Beherrschung entwickelt, die sie unter dem Begriff des Patriarchats<br />

zusammenfassen: Rassismus, Sexismus, Militarismus, Nationalismus und Imperialismus, Klassenherrschaft<br />

bzw. Kapitalismus, Naturbeherrschung und Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen<br />

sind nach diesem Konzept relativ eigenständige strukturelle Komponenten eines<br />

pyramidalen Systems bzw. einer hierarchischen Struktur von Gesellschaft und Kirche, die nicht<br />

isoliert voneinander betrachtet werden dürfen, da sie einander stützen und sich gegenseitig verstärken<br />

(z.B. „triple oppression“: Frau - Arme - Schwarze). Androzentrismus, Ethno- und Eurozentrismus<br />

gelten als diesem System korrespondierende Formen von Weltanschauung bzw. der<br />

Wahrnehmung von Wirklichkeit. Der Begriff der Dominanzkultur kann in diesem Zusammenhang<br />

die Reproduktion dieser „patriarchalen“ Dominanzverhältnisse erklären. 9<br />

Urteilen<br />

Insofern „Gott“ unbrauchbar scheint als moralische Autorität zur Begründung politischer<br />

Interessen, seien sie wie auch immer geartet - was im übrigen einen gewissen<br />

autoritären Charakter weiterhin reproduzieren würde -, denke ich, daß wir nicht nur<br />

hinsichtlich der Erklärung der Welt <strong>auf</strong> die „Arbeitshypothese Gott“ verzichten müssen,<br />

sondern auch bezüglich der Begründung für ihre Veränderung. Wir sind in dieser<br />

Hinsicht ganz allein <strong>auf</strong> uns gestellt, vor die Aufgabe gestellt, autonom bzw. wirklich<br />

mündig zu werden. - Ist dies nicht im Grunde auch eine wesentliche Bedeutung der<br />

Gottesebenbildlichkeit des Menschen? Was aber ist dann Theologie? Ist möglicherweise<br />

die schonungslose und realistische Analyse der Wirklichkeit, der herrschenden Unrechts-,<br />

Gewalt- und Herrschaftsverhältnisse - ohne diese harte Realität zu verdrängen<br />

oder sich ihr zu fügen - nicht selbst schon - per se - theologisch? Gilt dies nicht ebenso<br />

für die brennende Hoffnung <strong>auf</strong> wirklich gerechte, herrschafts- und gewaltfreie Verhältnisse,<br />

die lebendig gehalten wird durch einen Glauben, der die Gewißheit ist, daß<br />

die Erfüllung dieser Hoffnung, dieses Traums wirklich möglich ist, und die beide getragen<br />

werden durch eine Praxis der Liebe, die zumindest bruchstückhaft schon die<br />

zukünftigen Verhältnisse vorwegnimmt, die in der harten Realität des Teufelskreises<br />

von Herrschaft, Ungerechtigkeit und Gewalt, und ausgehend von ihr, versucht, aktiv<br />

diesen Kreisl<strong>auf</strong> zu durchbrechen - wobei sie sich bewußt ist, daß nur die dem großen<br />

Ziel entsprechenden Methoden und Mittel dazu fähig sind, daß die Mittel selbst schon<br />

9<br />

Vgl. die in der Bibliographie im Anhang <strong>auf</strong>geführte Literatur von Birgit Rommelspacher, Maria Mies<br />

(beide unter der Rubrik „Erste Welt und Dritte Welt“) und Elisabeth Schüssler Fiorenza (unter der Rubrik<br />

„Theologie allgemein“), wo jeweils weitere Literaturhinweise zu finden sind.

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