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Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

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2 Der Kontext der théologie sous l’arbre 81<br />

Erst nach ihm kam als zweiter protestantischer - und erster weißer - Missionar Alfred<br />

Saker nach Kamerun. 93 Die katholische Mission begann erst rund drei Jahrzehnte später<br />

mit ihrer Arbeit in Kamerun. 1890 errichteten deutsche Pallottiner unter der Leitung<br />

von Heinrich Vieter die erste katholische Missionsstation (Marienberg) in Kamerun. 94<br />

Exkurs: Die Theologie Ruben Um Nyobés<br />

Warum ein Exkurs über die Theologie von Ruben Um Nyobé 95 ? Zum einen werfen<br />

seine theologischen Reflexionen als ein frühes und einzigartiges Zeugnis einer ansatzweisen<br />

afrikanischen bzw. kamerunischen Befreiungstheologie 96 ein vielsagendes<br />

Licht <strong>auf</strong> die Theologie und Kirche seiner Zeit. Außerdem erinnern sie stark an diejenigen<br />

Jean-Marc Elas, die geradezu als deren Weiterentwicklung erscheinen. 97 Es ist<br />

möglich, daß Jean-Marc Ela bei der Widmung seines Buches Ma foi d’Africain - „au<br />

martyrs du peuple noir“ („den Märtyrern des schwarzen Volkes“) - insbesondere auch<br />

an diesen berühmten Märtyrer des antikolonialen Widerstandes in Kamerun gedacht<br />

haben mag. - Dieser Exkurs erfüllt also eine doppelte Aufgabe: Einerseits dient er der<br />

93<br />

94<br />

95<br />

96<br />

97<br />

Ebd. - Tatsächlich wird heute Alfred Saker noch immer als erster Missionar gefeiert. Für Menschen, die<br />

durch eine koloniale Mentalität geprägt sind, ist es schwer, sich einzugestehen, daß es ein Schwarzer<br />

war, der die christliche Mission in Kamerun begründet hat. Es gehört mit zu den Aufgaben, die sich<br />

Luc-Norbert Kenné (Mitarbeiter im Jugendsekretariat der FEMEC und Koordinator des CANAAL-<br />

Projektes) gesetzt hat, in dieser Richtung eine Bewußtwerdung anzustoßen. Es steht uns jedoch nicht zu,<br />

uns über die koloniale Mentalität vieler, v.a. protestantisch geprägter Menschen in Kamerun zu erheben,<br />

waren es doch gerade unsere deutschen Vorfahren, welche die Grundlagen hierfür gelegt haben<br />

und die von evangelikalen Missionen noch heute „gepflegt“ werden. Von derartigen religiösen Bewegungen<br />

sagt Jean-Marc Ela, daß sie „ein Beispiel für die Einmischung Europas in der Dritten Welt“ sind.<br />

„Diese Bewegungen werden finanziert und bilden einen Teil der Außenpolitik.“ Er verweist ferner <strong>auf</strong><br />

Lateinamerika und dar<strong>auf</strong>, daß das Weiße Haus es für notwendig erachtet, die Befreiungstheologie zu<br />

bekämpfen: „<strong>Das</strong>selbe passiert in Afrika“ (JEAN-MARC ELA, Soziale Krise als Herausforderung für die<br />

christliche Jugend, ansätze 6/94, S. 23).<br />

Speziell zur Geschichte der deutschen Mission (ev. u. kath.) in Kamerun vgl. HORST GRÜNDER, Christliche<br />

Mission und deutscher Imperialismus. Eine politische Geschichte ihrer Beziehungen während der<br />

deutschen Kolonialzeit (1884-1914) unter besonderer Berücksichtigung Afrikas und Chinas, Paderborn<br />

(Schöningh), 1982, 135-169 (Kap. III.2 über Kamerun); RENATE NESTVOGEL, Mission und Kolonialherrschaft<br />

in Kamerun, in: KLAUS J. BADE, Imperialismus und Kolonialmission. Kaiserliches Deutschland und<br />

koloniales Imperium (Beiträge zur Kolonial- und Überseegeschichte; Bd. 22), Wiesbaden (Steiner),<br />

1982, 205-225; SIBYLLE WEINGART, Der Pallottiner-Orden in Kamerun. Mission und Kolonialherrschaft,<br />

EPK 2/89, 22-25. Eine diachrone Darstellung (inkl. franz. Kolonialzeit und später) der kamerunischen<br />

(Kolonial- und) Missionsgeschichte findet sich bei NAZAIRE BITOTO ABENG, Von der Freiheit zur Befreiung.<br />

Sein Blick konzentriert sich hierbei v.a. <strong>auf</strong> die Pallottiner und die Väter des Hl. Geistes, die nach<br />

dem Ersten Weltkrieg die Arbeit der ersteren übernahmen.<br />

Zu Ruben Um Nyobé siehe Kap. 1, S. 34 (außerdem Anm. 18).<br />

Sie ist auch ein Beispiel für eine theologische Produktion, die nach Jean-Marc Elas Einschätzung in<br />

Afrika aus dem hervorgeht, was er den „<strong>info</strong>rmellen Sektor“ der Theologie nennt; vgl. Pour une théologie<br />

appropriée. Interview de Jean-Marc Ela, Vivant Univers Nr. 408 (1993), 30-34, S. 34: „La<br />

production théologique en Afrique relève de ce que j’appellerais le secteur <strong>info</strong>rmel.“<br />

Ob Jean-Marc Ela tatsächlich Ruben Um Nyobés theologische Reflexionen kannte, muß als eine offene<br />

Frage stehen bleiben, auszuschließen ist dies jedoch nicht. Zumindest weist Jean-Marc Ela in Quand<br />

l’État pénètre en brousse, S. 33, <strong>auf</strong> die von ACHILLE MBEMBÉ verfaßte Einleitung zu <strong>einem</strong> Sammelband<br />

unter dem Titel R. Um Nyobe. Les écrits sous maquis (Paris, L’Harmattan, 1989) hin, was dar<strong>auf</strong> schließen<br />

läßt, daß er spätestens Ende der 80er Jahre Schriften von (oder über?) Ruben Um Nyobé zur Kenntnis<br />

genommen hat (ob in dieser Textsammlung der unten zitierte Text enthalten ist, konnte ich jedoch<br />

nicht eruieren).

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