Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
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2 Der Kontext der théologie sous l’arbre 101<br />
meinschaft durch den Tod nicht zerrissen wird, sondern trotz des Todes und über ihn<br />
hinaus weiterbesteht“ 163 .<br />
Dieser Akt der Aktualisierung einer umfassenden Verwandtschaftsbeziehung im Kontext<br />
existentieller Situationen und in <strong>einem</strong> kulturellen Kontext, in dem „die Kommunikation<br />
mit dem Unsichtbaren“ 164 einen wesentlichen Aspekt darstellt und die Präsenz<br />
der verstorbenen Familienmitglieder als „Teilhabe der unsichtbaren Welt an der Welt<br />
der Lebenden“ 165 erfahren wird, ist unbezweifelbar „eine Weise der symbolischen Erfahrung“<br />
166 . Es handelt sich dabei um eine „anthropologische“ Realität bzw. - präziser<br />
- um die afrikanische Sicht des Menschen und des Todes. Nach dieser Auffassung ist<br />
das Unsichtbare ebenso real wie das Sichtbare, „die beide untrennbar miteinander<br />
verbunden sind und mittels entsprechender Symbole untereinander kommunizieren“ 167 .<br />
Es darf jedoch nicht verschwiegen werden, daß die Ahnen in Schwarzafrika eine regelrechte<br />
soziale Kontrolle ausüben - „als die authentischen Wächter des Brauchtums“ 168 .<br />
Ein Ahn ist laut Jean-Marc Ela „das symbolische Antlitz des wissenden, strafenden<br />
und belohnenden Vaters“ 169 . Nachlässigkeiten bei der Erfüllung der Pflichten gegenüber<br />
den Verstorbenen stellen eine Störung der Beziehungen im Rahmen der kulturellen<br />
Ordnung dar, deren Garanten die Ahnen sind. In einer „Gesellschaft, die eingebunden<br />
ist in eine kosmische und heilige Ordnung, in der alles zusammenhängt“ 170 , bleiben<br />
solche Beziehungsstörungen nicht ohne Konsequenzen für die Gesundheit der<br />
Menschen oder auch für ihre Fruchtbarkeit oder die Fruchtbarkeit der Erde. In diesem<br />
Zusammenhang haben die „Wahrsager“ (les devins) eine wichtige Funktion, insofern<br />
sie diese Beziehungsstörungen - Konflikte familiärer oder gesellschaftlicher Art - zu<br />
erfassen vermögen und so für deren Bereinigung im Rahmen der afrikanischen Therapie<br />
einen wesentlichen Beitrag leisten. Liegt das Problem bzw. die Krankheitsursache<br />
in der Tat in der Vernachlässigung eines Ahnen, dann wird der „Wahrsager“ in der<br />
Regel zu <strong>einem</strong> Wiedergutmachungsopfer <strong>auf</strong>fordern, das in einer von ihm näher definierten<br />
Speise für den betroffenen Ahnen besteht.<br />
<strong>Das</strong> Wiedergutmachungsopfer für die Ahnen darf nicht als „Götzendienst“ mißverstanden<br />
werden. Die Ahnen treten nicht in Konkurrenz zu Gott: „Gott bleibt der Herr des<br />
163 „[...] la relation avec les Ancêtres consiste dans la croyance que la communion profonde établie entre les<br />
membres d’une famille n’est pas rompue par la mort, mais se maintient malgré et par-delà la mort“;<br />
a.a.O., S. 43 (Mein Glaube als Afrikaner, S. 34).<br />
164 „[...] la communication avec l’invisible est un aspect de la réalité totale dans laquelle l’homme vit“;<br />
a.a.O., S. 42 (Mein Glaube als Afrikaner, S. 33).<br />
165 „[...] leur (i.e. les ,morts‘) présence est réellement éprouvée comme la participation du monde invisible<br />
au monde des vivants“; ebd.<br />
166 „[...] un mode d’expérience symbolique“; ebd.<br />
167 „[...] l’invisible est aussi réel que le visible, les deux étant inséparables et communiquant entre eux par le<br />
moyen des symboles appropriés“; a.a.O., S. 44 (Mein Glaube als Afrikaner, S. 35).<br />
168 „En Afrique noire, les Ancêtres exercent un véritable contrôle social: ne sont ils pas les gardiens<br />
authentiques de la coutume?“; a.a.O., S. 45 (Mein Glaube als Afrikaner, S. 36).<br />
169 „[...] il représente le visage symbolique du père qui sait, punit et récompense“; ebd.<br />
170 „[...] une société enveloppée dans un ordre cosmique et sacral où tout se tient“; a.a.O., S. 39 (Mein<br />
Glaube als Afrikaner, S. 30).