Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
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2 Der Kontext der théologie sous l’arbre 91<br />
die afrikanischen Religionen nun wirklich nicht verantwortlich gemacht werden können.<br />
124<br />
Jean-Marc Ela sieht hinsichtlich des „Entwicklungsproblems“ die zentrale Aufgabe für<br />
die AfrikanerInnen in der Überwindung ihrer Entfremdung und gerade nicht in der<br />
Abschaffung ihrer Religion, die sehr wohl einen wichtigen Faktor bei der Lösung der<br />
Probleme darstellt:<br />
<strong>Das</strong> Hauptproblem des beherrschten Menschen ist es nicht, sich zu „entprimitivieren“<br />
oder ein gewisses Niveau der „Zivilisation“ zu erreichen, um in die<br />
Phase der Entwicklung einzutreten, sondern sich von jeder Form der durch den<br />
Weltimperialismus <strong>auf</strong>gezwungenen Entfremdung freizumachen. Die afrikanischen<br />
Traditionen sind nur scheinbar eine Bremse für soziale Veränderungen. In<br />
Wirklichkeit findet der schwarze Bauer im Bewußtsein seiner Identität die<br />
Gründe dafür, ein Entwicklungsmodell abzulehnen, das einen ökonomischen<br />
Surplus erzeugt, den sich die ausländischen Kapitalisten und die Bürokratien<br />
vor Ort teilen. Ausgehend von ihrem religiösen Leben haben die afrikanischen<br />
Völker immer gegen die ausländische ökonomische, politische und kulturelle<br />
Beherrschung gekämpft. In Verhältnissen, die durch die koloniale Situation gekennzeichnet<br />
sind, führt nichts dazu, aus der Religion das zu machen, was Marx<br />
„das Opium des Volkes“ nennt. 125<br />
Im afrikanischen Kontext ist es angesichts der praktischen Erfahrungen mit der Religion<br />
für Jean-Marc Ela völlig abwegig, die Religionskritik zum Ausgangspunkt einer<br />
jeglichen Kritik der Ökonomie und der Politik zu machen. Er sieht die Rolle der Religion<br />
in Schwarzafrika nicht darin, „Opium des Volkes“, sondern - gerade im Gegenteil<br />
- eine Quelle des Widerstandes gegen den Kolonialismus zu sein:<br />
Seit der Periode der Sklaverei waren - in Afrika wie in Amerika - die Religionen<br />
der Schwarzen niemals ein Hindernis für ihre Kämpfe. Sie waren vielmehr -<br />
gerade für diese Kämpfe - das Bindemittel für den kulturellen Zusammenhalt<br />
und eine Waffe, die gegen die Unterdrückung eingesetzt <strong>wurde</strong>. Auf dem Höhepunkt<br />
der Kolonisierung erhoben sich Tausende politisch-religiöser Bewegungen<br />
nicht nur gegen die christlichen Missionen, sondern auch gegen die koloniale<br />
Herrschaft. In dem Maße, wie die Religion der Bereich war, in dem die<br />
westliche Beherrschung am schärfsten empfunden <strong>wurde</strong>, weil sie die traditio-<br />
124 Auch wenn die afrikanischen Religionen nicht für die Fremdherrschaft verantwortlich gemacht werden<br />
können, sie diesbezüglich sogar eine kritische Funktion ausübten, so muß doch gefragt werden, in welcher<br />
Beziehung sie zu den verschiedenen innerafrikanischen Herrschaftsformen standen, und insbesondere,<br />
wie sie sich zum innerafrikanischen Sklavenhandel verhalten haben (<strong>auf</strong> diese Fragen gibt<br />
Jean-Marc Ela leider keine Antwort).<br />
125 „Car le problème majeur de l’homme dominé, ce n’est pas de se ,déprimitiviser‘ ou d’atteindre un certain<br />
niveau de ,civilisation‘ pour entrer dans la phase du développement mais d’échapper à toute forme<br />
d’aliénation imposée par l’impérialisme mondial. Les traditions africaines ne constituent qu’en<br />
apparence un frein aux changements sociaux. En réalité c’est dans la conscience de son identité que le<br />
paysan noir trouve les raisons de refuser un modèle de développement générateur d’un surplus<br />
économique que se partagent les capitalistes étrangers et les bureaucraties locales. Or, à partir de leur<br />
vie religieuse, les peuples africains se sont toujours battus contre la domination économique, politique et<br />
culturelle étrangère. Dans une conjoncture marquée par la situation coloniale, rien ne conduit à faire<br />
de la religion ce que Marx appelle ,l’opium du peuple‘“; a.a.O., S. 59f (African Cry, S. 45f).