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Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

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4 Die biblisch-theologischen Grundlagen der théologie sous l’arbre 172<br />

kulturellen Universum, wo, wie für die Kirdi in Nordkamerun, Gott schweigt<br />

und die Menschen dem Elend überläßt, dem Leiden und dem Tod? 64<br />

Diese Fragen und die zentrale Stellung des Exodus in der Bibel lassen die Art und<br />

Weise, wie in den Kirchen das Heil gefeiert wird, als zutiefst problematisch erscheinen.<br />

Glaube und Heil sind keine „rein religiösen Angelegenheiten“ (affaires purement<br />

religieuses). Deshalb kann sich das Christentum nicht <strong>auf</strong> eine „Religion des Jenseits“<br />

(religion de l’au-delà) reduzieren lassen. <strong>Das</strong> Heil, das von Gott kommt, muß in der<br />

konkreten Geschichte eines Volkes erfahrbar sein, in s<strong>einem</strong> konkreten Kontext. Deshalb<br />

muß die Kirche der schöpferischen Kraft des Volkes Rechnung tragen, mit der<br />

dieses an einer Zukunft arbeitet, die sich wesentlich von der Vergangenheit der Sklaverei<br />

und Beherrschung unterscheiden soll, die so sehr sein kollektives Gedächtnis prägt.<br />

Jean-Marc Ela stellt weitere Fragen:<br />

Müßten sich die Kirchen in dieser Hinsicht nicht an die Pharaonen von heute<br />

richten, damit sie dem Volk Gottes Stimme, Entscheidung und Freiheit zurückgeben?<br />

Genügt es, weiterhin Schulen und Krankenhäuser, Polikliniken oder<br />

Waisenhäuser zu führen - alles Formen karitativer Aktivitäten -, oder ist es nicht<br />

viel eher angebracht, sich vorrangig die neuen Hoffnungen all der Enterbten zu<br />

eigen zu machen und den Problemen der Menschen, die durch die Ungerechtigkeiten<br />

niedergedrückt werden, Zugang zu verschaffen in die Katechese, in den<br />

Unterricht und in das Gebet? 65<br />

Solidarität mit den Menschen, denen ihre menschliche Würde verweigert wird, bedeutet<br />

für Kirche zweierlei: Erstens muß sie ihre prophetische Funktion ausüben, indem<br />

sie kollektiv die schreiendsten Mißstände des herrschenden Systems anklagt. Zweitens<br />

muß sie <strong>auf</strong> allen Ebenen der Gesellschaft eingreifen, um die „Kleinen“ vor der Willkür<br />

der „Großen“ zu schützen. Dabei spielen die Laien, die im Prozeß der Transformation<br />

der Gesellschaft engagiert sind, eine wichtige Rolle, die von der Kirche nicht unterschätzt<br />

werden darf.<br />

Für die christlichen Gemeinden in Afrika ist heute die Lektüre des Exodus, der für die<br />

Unterdrückten aller Zeiten eine Quelle der Hoffnung war, unabdingbar. Ein christliches<br />

Selbstverständnis muß sich notwendigerweise <strong>auf</strong> diese Geschichte beziehen, so<br />

wie Jesus selbst sich in die Tradition des Exodus und der Propheten stellte. Wie bei<br />

Jesus, so geht es auch heute um eine „Aktualisierung des Exodus“ (actualisation de<br />

l’Exode) 66 .<br />

64<br />

65<br />

66<br />

„[...] dans un contexte culturel marqué par le thème de la retraite ou de l’éloignement de Dieu tel qu’il<br />

est rapporté dans la plupart des traditions mythique de l’Afrique, comment, à partir des expériences de<br />

libération créer un espace de désir du Dieu vivant? A partir de quoi annoncer la ,Parole de Dieu‘ à<br />

l’homme dans un univers culturel où, pour le Kirdi du Nord-Cameroun, Dieu s’est tu, abandonnant<br />

l’homme à la misère, à la souffrance et à la mort?“; a.a.O., S. 50.<br />

„Dans cette perspective, les Eglises ne devraient-elles pas s’adresser aux Pharaons d’aujourd’hui afin<br />

qu’ils rendent la parole, la décision et la liberté au peuple de Dieu? Suffit-il de continuer à gérer les<br />

écoles et les hôpitaux, les dispensaires ou les orphelinats, toutes les formes d’actions caritatives, ou bien<br />

convient-il, en priorité, d’assumer les nouvelles aspirations de tous les déshérités en faisant entrer dans<br />

la catéchèse, la formation et la prière les problèmes des hommes écrasés par les injustices?“; a.a.O., S.<br />

50f.<br />

Vgl. Anm. 69, S. 144.

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