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Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info

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Schluß<br />

Fragen an die théologie sous l’arbre<br />

Jean-Marc Ela lädt selbst dazu ein, Fragen an die théologie sous l’arbre zu stellen, wenn er<br />

schreibt, daß afrikanische Theologie sich befragen lassen muß „von allen Theologien, die sich<br />

<strong>auf</strong> der Basis der Solidarität von Menschen, Kontinenten und Gruppen entwickeln, die für das<br />

Kommen einer neuen Welt kämpfen.“ Dies setzt voraus, daß die Fragenden „die Notwendigkeit<br />

einer freien und verantwortlichen theologischen Arbeit“ anerkennen. 1 In diesem Sinn erlaube ich<br />

mir, im folgenden einige Fragen an die théologie sous l’arbre zu formulieren.<br />

Eine erste und grundlegende Frage ist für mich, ob für Jean-Marc Ela - so kritisch er<br />

auch in bezug <strong>auf</strong> Gesellschaft und Kirche sein mag - Kritik an den biblischen Texten<br />

selbst ausgeschlossen ist, z.B. im Sinn einer „Hermeneutik des Verdachts“, wie sie<br />

Elisabeth Schüssler Fiorenza 2 aus einer feministisch-theologischen Perspektive entwickelt<br />

hat. Ein solcher „Verdacht“ müßte im Grunde <strong>auf</strong> das gesamte „Erbe der Gewalt“<br />

(Jürgen Ebach) 3 im Rahmen der biblischen Tradition ausgeweitet werden. Dies<br />

ist eine sehr ernste Frage, <strong>auf</strong> die auch wir eine Antwort suchen müssen. In dieser Hinsicht<br />

wird die Bibel kaum als ganze pauschal, ungebrochen und unkritisch als Richtschnur<br />

für die theologische Urteilsbildung gelten können. In diesem Sinn muß das<br />

„Wort Gottes“ in seiner ganzen Menschlichkeit radikal ernst genommen werden.<br />

Dieses Problem stellt sich in seiner ganzen Schärfe in bezug <strong>auf</strong> jene biblischen Traditionen,<br />

die innerhalb einer befreienden Theologie eine große Rolle spielen - insbesondere<br />

sind dies der Exodus und das Gleichnis vom Weltgericht (Mt 25). Sind diese<br />

tatsächlich nur positiv im Sinn von Befreiung zu verstehen? So sehr der Exodus <strong>auf</strong> der<br />

einen Seite für die HebräerInnen Befreiung bedeutete, so war er <strong>auf</strong> der anderen Seite<br />

zweifellos mit der Vernichtung und Versklavung der KanaanäerInnen verbunden. Und<br />

welches ist das Mt 25 zugrunde liegende Gottesbild? Gehört die „Androhung ewiger<br />

Höllenstrafen [...] - ebenso wie das Liebesgebot - zum Kern der neutestamentlichen<br />

Botschaft“ 4 ? Gibt es überhaupt einen solchen „Kern“? Gibt es den roten Faden der<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Mein Glaube als Afrikaner, S. 196.<br />

Vgl. ELISABETH SCHÜSSLER FIORENZA, Brot statt Steine. Die Herausforderung einer feministischen Interpretation<br />

der Bibel, Freiburg/Schweiz (Exodus), 1988 (engl. Orig.: Bread Not Stone. The Challenge of Feminist<br />

Biblical Interpretation, Boston (Beacon Press), 1984), S. 13 und S. 50ff; und DIES., Zu ihrem Gedächtnis<br />

... Eine feministisch-theologische Rekonstruktion der christlichen Ursprünge, München (Kaiser),<br />

Mainz (Grünewald), 1988 (engl. Orig.: In Memory of Her. A Feminist Theological Reconstruction<br />

of Christian Origins, New York (Crossroad), 1983), S. 97f.<br />

Vgl. JÜRGEN EBACH, <strong>Das</strong> Erbe der Gewalt. Eine biblische Realität und ihre Wirkungsgeschichte, Gütersloh<br />

(Mohn), 1980.<br />

JOACHIM KAHL, <strong>Das</strong> Elend des Christentums, Reinbek (Rowohlt), überarb. u. erw. Neu<strong>auf</strong>l. 1993 (1968 1 ),<br />

S. 181. - Diese Anfrage an das „Gottesbild“ der Bibel ließe sich durch eine andere Lektüre der Bibel relativieren,<br />

die die biblischen Aussagen über „Gott“ nicht primär als Existenzaussagen über ein irgendwie<br />

und irgendwo existierendes Wesen versteht, sondern als eine Weise der Qualifizierung oder Beur-

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