Das Titelbild („Der Baum“) wurde auf einem ... - Afrikanet.info
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2 Der Kontext der théologie sous l’arbre 89<br />
Nun sind auch viele afrikanische Theoretiker der Ansicht, daß die afrikanischen Religionen<br />
ein Hindernis für Fortschritt und Entwicklung in Schwarzafrika sind, und daß<br />
sie geradezu eine Brutstätte des Obskurantismus und der Regression seien. Gerade<br />
dieses Vorurteil stellt Jean-Marc Ela vehement in Frage - und damit ist das zentrale<br />
Anliegen des hier referierten Textes über kritisches Bewußtsein und Religion in<br />
Schwarzafrika benannt.<br />
Jean-Marc Ela sieht eine Parallele zwischen den früheren Missionaren und den zeitgenössischen<br />
Propagandisten der Entwicklungsideologie:<br />
Einst mußten die afrikanischen Glaubens<strong>auf</strong>fassungen bekämpft werden, um die<br />
Neger zum christlichen Glauben zu bekehren. Heute sehen diejenigen, die sich<br />
in den Kreuzzug gegen die Unterentwicklung werfen, in den afrikanischen Religionen<br />
ein Hindernis, das zu überwinden ist. 118<br />
<strong>Das</strong> Erstaunliche dabei ist, daß die afrikanischen Intellektuellen dieser „Musik“ auch<br />
noch applaudieren, denn „diese maskiert eine der neo-kolonialen Beherrschung inhärente<br />
Ideologie“ 119 :<br />
Für die beherrschenden Länder des Westens erscheint Unterentwicklung als natürlich:<br />
Sie wird der Religiosität und den mentalen Strukturen dieser notleidenden<br />
Völker zugeschrieben. Gestern führten die Theoretiker der Kolonisation die<br />
Inferiorität der Schwarzen <strong>auf</strong> ihre prä-logische Mentalität zurück. Heute sind<br />
die Vorkämpfer der Entwicklung versucht, in den ancestralen Religionen die<br />
Quelle unseres Unglücks zu sehen, wenn sie nicht gar die alte Anklage der angeborenen<br />
Faulheit der Afrikaner wieder<strong>auf</strong>nehmen. 120<br />
Für Jean-Marc Ela ist dies eine Verschleierung der tatsächlichen Ursachen für die<br />
Situation, in der sich Afrika gegenwärtig befindet:<br />
In den traditionellen Religionen einen Hemmschuh für die Entwicklung zu sehen,<br />
bedeutet zu unterstellen, daß der Westen völlig unschuldig ist an der Situation,<br />
in der sich Afrika seit dem Sklavenhandel befindet. Anders ausgedrückt:<br />
die Ursachen des Elends der afrikanischen Massen haben <strong>auf</strong>gehört, ökonomische<br />
und politische zu sein. Man spricht nun bevorzugt von Völkern, die vom<br />
„Mythos“ beherrscht sind - als ob sich in Europa die Mythen nicht schnell<br />
verbreiten würden und der wissenschaftliche und technische Fortschritt jede<br />
mêmes qui sont les centres de diffusion du ,modernisme‘. S’il fallait attendre la disparition de ces<br />
religions pour voir les peuples africaines échapper à la misère et à l’oppression, il semble bien que le<br />
temps n’en est pas encore venu“; ebd.<br />
118 „Naguère, il fallait combattre les croyances africaines pour convertir les Nègres à la foi chrétienne. Ceux<br />
qui, aujourd’hui, se lancent dans la croisade contre le sous-développement voient dans les religions<br />
africaines un obstacle à vaincre“; a.a.O., S. 57f (African Cry, S. 44).<br />
119 „[...] celle-ci masque une idéologie inhérente à la domination néo-coloniale“; a.a.O., S. 58 (African Cry,<br />
S. 44).<br />
120 „Pour les pays dominants de l’Occident, le sous-développement apparaît naturel: il est attribué à la<br />
religiosité et aux structures mentales de ces peuples misérables. Hier, les théoriciens de la colonisation<br />
attribuaient l’infériorité du Noir à sa mentalité prélogique. Aujourd’hui, les promoteurs du<br />
développement sont tentés de voir la source de nos malheurs dans les religions ancestrales, quand ils ne<br />
reprennent pas la vieille accusation de la paresse congénitale des Africains“; ebd.